Papst Franziskus trifft in Triest ein, um eine Messe zu leiten.
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Der Papst hat den Zustand der Demokratie in der Welt beklagt und vor wachsendem Populismus gewarnt.

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Papst beklagt mangelnde Demokratie und warnt vor Populismus

Der Papst hat den Zustand der Demokratie in der Welt beklagt und vor wachsendem Populismus gewarnt. Ideologien seien verführerisch, sagte Franziskus bei einem Besuch im italienischen Triest. Aber sie führten dazu, dass man sich selbst verleugnet.

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Populisten sind in vielen Ländern auf dem Vormarsch und drängen an die Macht. Der Papst macht sich deshalb große Sorgen um die Demokratie in etlichen Ländern. Bei einem Besuch im norditalienischen Triest sagte er: "Der Demokratie in der Welt geht es heute nicht gut." Er warnte vor "ideologischen Verführungen und Populisten".

Gleichgültigkeit als "Krebsgeschwür der Demokratie"

Ideologien seien mit dem Rattenfänger von Hameln vergleichbar, sagte er zum Abschluss der 50. "Katholischen Sozialwochen", die von der italienischen Bischofskonferenz organisiert wurden. Ideologien seien verführerisch, so der Papst. Aber sie führten dazu, dass man sich selbst verleugnet. Und er fügte hinzu: "Die Kultur der Verleugnung schafft eine Stadt, in der es keinen Platz gibt für die Armen, die Ungeborenen, die Schwachen, die Kranken, für Kinder, Frauen und junge Menschen."

Franziskus rief die Menschen auf, sich sozial zu engagieren und an demokratischen Prozessen zu beteiligen, also beispielsweise zur Wahl zu gehen. Alles andere ist für ihn Gleichgültigkeit. Und die sei ein Krebsgeschwür der Demokratie, so das Oberhaupt der Katholischen Kirche.

Wahlerfolge der Rechtspopulisten

In welchen Ländern genau er eine Gefahr durch Populisten sieht, sagte er nicht. Zuletzt gab es aber beispielsweise bei der Europawahl im Mai deutliche Zugewinne für Rechtspopulisten. Auch in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich wurden sie in den vergangenen Jahren immer stärker.

Franziskus traf in Triest auch Vertreter aus Religion und Wissenschaft sowie Migranten und behinderte Menschen. Seinen Besuch in der Hafenstadt im Nordosten Italiens beendete er mit einer Messe vor rund 8.500 Gläubigen. 

Warnungen auch aus dem deutschen Klerus

Deutsche Bischöfe haben in den vergangenen Monat ebenfalls deutlich gemacht, dass sie die Zugewinne für Populisten mit Sorge sehen. Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat deshalb dazu aufgerufen, sich für den Erhalt der Demokratie einzusetzen. Am Sonntag sagte er bei einer Messe im St.-Paulus-Dom in Münster, angesichts einer "geradezu beängstigenden" Situation, in der sich die Welt befinde, sei dies nicht nur Aufgabe der Politik, sondern aller Bürgerinnen und Bürger. Sonst drohe die Gefahr, "Extremen zu verfallen", warnte er.

Aus Sicht von Genn lohnt es sich, dafür zu arbeiten, "die freiheitliche Demokratie, die uns geschenkt ist, immer wieder neu zu erringen." In vielen Ländern herrsche Krieg und mögliche Wahlausgänge in den USA und Frankreich seien beängstigend, sagte er.

Bayerns Grüne verlangen mehr politische Bildung

Zur Stärkung der Demokratie fordern die Grünen in Bayern mehr politische Bildung an allen Schulen im Freistaat. Fraktionschefin Katharina Schulze macht sich dafür stark, dass an allen Schularten ab der 5. Klasse zwei Stunden Politik und Gesellschaft unterrichtet werden. Zudem brauche es mehr, dafür qualifizierte Lehrkräfte und Angebote der Mitbestimmung für junge Menschen.

Mit Informationen von dpa, KNA und epd.

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