Die Katholische Kirche in Deutschland kämpft gegen einen massiven Mitgliederschwund: Im vergangenen Jahr sind gut 400.000 Menschen aus der Glaubensgemeinschaft ausgetreten. Die Deutsche Bischofskonferenz will mit einem breiten Reformpaket gegensteuern. Doch die Amtskirche in Rom sieht das Vorhaben kritisch - daran hat sich auch nach einem Treffen von deutschen Bischöfen mit Vertretern der römischen Kurie kaum etwas geändert.
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"Synodaler Rat" soll anderen Namen bekommen
Wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorgeht, die nach dem Austausch am Freitagabend veröffentlicht wurde, will der Vatikan den Reformprozess in Deutschlands katholischer Kirche genau im Auge behalten. Gleichzeitig fordert Rom Änderungen an dem Projekt. So soll etwa der derzeitige deutsche Entwurf eines Synodalen Rats soll auf Wunsch des Heiligen Stuhls in einigen Aspekten angepasst werden.
Es sei beiden Seiten ein "großes Anliegen, Synodalität im Leben der Kirche im Blick auf eine wirksamere Evangelisierung zu stärken", heißt es in der Mitteilung. Der Vatikan besteht jedoch darauf, dass das geplante synodale Gremium in Deutschland nicht mehr "Synodaler Rat" genannt wird. "Hinsichtlich der Stellung dieses Gremiums besteht Übereinkunft darin, dass es nicht über der Bischofskonferenz steht oder gleichrangig mit ihr ist."
Vatikan bei Beteiligung von Laien weiter zurückhaltend
Der für die Vorbereitung des neuen Gremiums zuständige Ausschuss in Deutschland soll darüber hinaus nun auf Wunsch des Vatikans eng mit den zuständigen Vatikanbehörden zusammenarbeiten. Parallel zum Synodalen Ausschuss soll es nun eine Kommission im Vatikan geben. Abschließend soll alles vom Papst gebilligt werden müssen.
In dem geplantem Gremium sollen Bischöfe und Laien – also Nicht-Kleriker – künftig gemeinsam und gleichberechtigt über mögliche Reformen in der Kirche beraten und entscheiden, die sie bei dem 2019 gestarteten Synodalen Weg begonnen haben. Diese Pläne hatten zu Beginn dieses Jahres zu einer schweren Krise der Deutschen Bischofskonferenz im Verhältnis zum Vatikan geführt. Die Zentrale der katholischen Weltkirche hält eine so starke Beteiligung der Laien für unvereinbar mit dem Kirchenrecht.
Deutsche Delegation will Forderungen aus Rom umsetzen
Nach den Konflikten in der Vergangenheit, sprachen beide Seiten nun von einer "positiven, offenen und konstruktiven Atmosphäre". Es war bereits das dritte derartige Spitzengespräch innerhalb eines Jahres. Aus der Römischen Kurie nahmen die Kardinäle Kurt Koch, Pietro Parolin, Robert Prevost und Arthur Roche sowie Erzbischof Filippo Iannone teil, ebenso wie Kurien-Kardinal Victor Manuel Fernandéz, einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus. Der Pontifex selbst war nicht dabei.
Seitens der Deutschen Bischofskonferenz waren die Bischöfe Georg Bätzing, Stephan Ackermann, Bertram Meier und Franz-Josef Overbeck an dem eintägigen Treffen im Vatikan beteiligt; ferner waren die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, und ihr Pressesprecher Matthias Kopp anwesend. Die Deutschen versprachen, vor allen wichtigen Entscheidungen und Änderungen den Vatikan zu konsultieren.
Neues Treffen für nach der Weltsynode im Oktober vereinbart
Die Frage der künftigen Zusammensetzung der deutschen Delegation wurde laut Mitteilung bei den Beratungen ebenfalls diskutiert, Ergebnisse jedoch nicht kommuniziert. Beide Seiten haben ein nächstes Treffen nach der im Oktober tagenden Weltsynode vereinbart. Dabei wird möglicherweise die deutsche Delegation in einer anderen Zusammensetzung nach Rom reisen. Bisher sind nur Vertreter der reformorientierten Mehrheit der Bischofskonferenz in der Delegation vertreten.
Mit Informationen der dpa und kna.
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