30.08.2024, Sachsen, Chemnitz: Teilnehmer einer Protestkundgebung der Partei "Freie Sachsen" stehen am Rande des Wahlkampfabschlusses der SPD in Chemnitz. Am 1. September finden in Sachsen die Landtagswahlen statt. Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Teilnehmer einer Protestkundgebung der Partei "Freie Sachsen".

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Sachsen: Stimmzettel zugunsten rechtsextremer Partei manipuliert

Sachsen: Stimmzettel zugunsten rechtsextremer Partei manipuliert

Nach der Landtagswahl in Sachsen sind über hundert manipulierte Stimmzettel aufgetaucht. Unbekannte überklebten das von Briefwählern gesetzte Kreuz und machten stattdessen eins bei der rechtsextremistischen Partei Freie Sachsen. Das LKA ermittelt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die sächsische Landtagswahl wird von Manipulationsversuchen überschattet. Bei der Auszählung von Briefwahlstimmen seien in mehreren Wahlkreisen manipulierte Stimmzettel entdeckt worden, teilte die Polizei mit. Unbekannte hätten bei Briefwahlzetteln das bereits gesetzte Kreuz überklebt und stattdessen die rechtsextreme Kleinstpartei Freie Sachsen angekreuzt. Inzwischen hat das Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen. Zuvor hatte die "Sächsische Zeitung" über den Vorfall berichtet (externer Link).

Auffallend gute Ergebnisse für Freie Sachsen in Dresdner Wahlbezirk

Etwa 130 manipulierte Wahlzettel gebe es inzwischen. Bereits am Vormittag hatte die Polizei mitgeteilt, Ermittlungen wegen des Verdachts auf Wahlfälschung aufgenommen zu haben. In unterschiedlichen Dresdner Wahlkreisen wurden nach aktuellen Angaben etwa 117 Wahlzettel gefälscht. Auch aus zwei Wahlbezirken des Kreises Radeberg im Südwesten des sächsischen Landkreises Bautzen lägen der Polizei inzwischen 14 gefälschte Wahlzettel vor.

Auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa teilte die Wahlbehörde in Dresden mit, dass etwa die Dresdner Wahlbezirke 36011 und 36012 in Langebrück im Norden von Dresden betroffen seien. Im Wahlbezirk 36012 schnitten die Freien Sachsen auffallend gut ab. Dort erreichten sie mit 59 Direktstimmen und 60 Listenstimmen jeweils 10,2 Prozent. Insgesamt kam die Kleinstpartei bei der Landtagswahl auf 2,2 Prozent.

Aufgrund der laufenden Ermittlungen und der andauernden Wahlprüfung will sich der Dresdner Wahlleiter Markus Blocher derzeit nicht zu den Vorfällen äußern, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Man habe die Landeswahlleitung am Montag über die Unregelmäßigkeiten informiert und Anzeige erstattet. Über das Ergebnis der Wahlprüfung der Dresdner Wahlbehörde werde der Kreiswahlausschuss am Donnerstag entscheiden - auch in Hinblick auf die Anzahl etwaiger ungültiger Stimmzettel. Zudem werde dabei das endgültige Ergebnis der acht Dresdner Wahlkreise festgestellt.

Wahlausschuss entscheidet wohl in der kommenden Woche

Die Landeswahlleitung teilte auf Anfrage mit, dass man mögliche Maßnahmen aufgrund der wahlrechtlichen Auswirkungen der manipulierten Wahlzettel derzeit prüfe. "Hierbei erfolgt eine Abstimmung sowohl mit den Wahlorganen auf kommunaler Ebene als auch mit den Strafverfolgungsbehörden", erklärte eine Sprecherin. Davor sei es jedoch "Aufgabe der Kreiswahlausschüsse, als unabhängige Wahlorgane über eventuelle Bedenken gegen die ordnungsgemäße Durchführung des Wahlgeschäfts zu befinden und die angezeigten Entscheidungen zu treffen". Voraussichtlich am 13. September werde der Landeswahlausschuss über wahlrechtliche Konsequenzen entscheiden.

Die Freien Sachsen werden genau wie die sächsische AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextreme Bestrebung eingestuft. Nach dessen Angaben sind sie eine als Partei organisierte Gruppierung von Neonazis, Funktionären der früheren NPD und weiteren Szeneangehörigen oder -sympathisanten. Auf ihrem Telegram-Kanal dementierten die Freien Sachsen, etwas mit der Manipulation der Stimmzettel zu tun zu haben. "Das ist natürlich Unsinn, weit über 50.000 Sachsen haben ihr Kreuz bei uns gesetzt", heißt es dort.

Mit Informationen von dpa und AFP

Zum Nachhören: Rietzschel nach Wahlen – Schluss mit dem "Warum"

Der Autor und Schriftsteller Lukas Rietzschel lehnt bei einem Fototermin in seinem Wohnort Görlitz mit verschränkten Armen an einer Holztür.
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Der Autor und Schriftsteller Lukas Rietzschel bei einem Fototermin in seinem Wohnort Görlitz.

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