Pünktlicher und profitabel soll sie wieder werden, die Deutsche Bahn. Das kündigte bereits CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer an. Vor fünf Jahren. An diesem Montag sitzt sein Nachfolger, Volker Wissing von der FDP im Morgenmagazin von ARD und ZDF und sagt dasselbe: Die Bahn soll pünktlicher und wieder profitabel werden. Warum hat das bislang nicht geklappt?
Lage der Bahn hat sich noch verschlechtert
Innerhalb der vergangenen Jahre ist es sogar noch schlimmer geworden. Vor fünf Jahren lag die Pünktlichkeit im Fernverkehr bei rund 70 Prozent, heute sind es rund 61. Die Bahn hat allein im ersten Halbjahr 2024 1,2 Milliarden Euro Verlust eingefahren. 2022 waren es noch rund 200 Millionen im Gesamtjahr. Nun verkauft sie ihr "Tafelsilber", den gewinnbringenden Logistikriesen Schenker, der der Bahn auch 2022 die Bilanz gerettet hatte.
So viel Geld wie nie für die Streckensanierung
Das derzeit größte Problem aus Sicht von Bundesverkehrsminister Volker Wissing ist die marode Infrastruktur. Und um die habe er sich gekümmert. Für ihre Sanierung steht nun so viel Geld wie nie zuvor zur Verfügung: 16 Milliarden Euro in diesem Jahr und 18 Milliarden Euro im nächsten. Deshalb sagt Wissing: "Die Bahn hat jeden Cent, den sie braucht, um die Dinge zu verbessern."
"S3" soll die Trendwende bringen
Übersetzt heißt das: Die Politik hat geliefert, der Druck auf Bahnchef Richard Lutz steigt. Alle drei Monate muss die Bahn nun dem Minister über ihre Fortschritte berichten. Manche in Bahnkreisen werten das als Misstrauensvotum für den Bahnchef. Bei einer Sitzung am Mittwoch soll der Bahnvorstand dem Aufsichtsrat ein Konzept vorstellen, wie die Bahn wieder auf Kurs gebracht werden kann. Das 110-seitige Papier mit dem Titel "S3" soll die Forderungen des Verkehrsministers mit Maßnahmen unterfüttern. Das Ziel: Bis 2027 soll die Bahn die Trendwende schaffen, das berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
Geplant: 75 bis 80 Prozent Pünktlichkeit
Trendwende heißt demnach 75 bis 80 Prozent Pünktlichkeit im Fernverkehr. Um das zu erreichen, seien Maßnahmen aufgelistet, die bereits laufen: Etwa Generalsanierungen wichtiger Strecken oder ein Bausystem, mit dem Baustellen abgestimmt werden, um Strecken nicht mehrfach zu sperren. Die wirtschaftliche Lage soll auch dadurch verbessert werden, dass der Personalbedarf innerhalb von fünf Jahren um 30.000 Stellen reduziert wird. 2019 hatte die Bahn noch angepeilt, in einer Dekade bis zu 100.000 neue Mitarbeiter einzustellen.
Kritik am Konzept: Nicht neu, zu unkonkret
Aus Bahnkreisen kommt deutliche Kritik am Sanierungsplan: Außer dem Zieljahr 2027 sei nichts in der Strategie zu finden, was nicht vorher schon bekannt gewesen sei. Die Maßnahmen seien zu unkonkret. Und wo genau die Bahn den Personalbedarf um 30.000 Stellen abbauen wolle, sei unklar.
Bahnchef ist Druck gewohnt
Bahnchef Lutz dürfte gerade viele unangenehme Fragen gestellt bekommen. Mit Druck vom alleinigen Bahneigner Bund hat er allerdings schon reichlich Erfahrung gesammelt. Im Oktober 2019 stellte der damalige Verkehrsminister Scheuer ihm ein Ultimatum: Innerhalb eines Monates sollte er konkrete Maßnahmen vorlegen, die die Probleme der Bahn schneller lösten. Eines dieser Probleme war übrigens die Pünktlichkeit.
Im Video: Angst um Arbeitsplätze bei DB Schenker in Nürnberg
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