Polizisten und Polizistinnen patroullieren auf dem Oktoberfest (Archivbild vom 16.9.2023).
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Polizisten und Polizistinnen patroullieren auf dem Oktoberfest.

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Wiesn und Sicherheit: "Möglichst nah an 100 Prozent kommen"

Wiesn und Sicherheit: "Möglichst nah an 100 Prozent kommen"

Mehr Kontrollen, zusätzliche Ordner und erstmals Hand-Metalldetektoren gehören zum neuen Sicherheitskonzept für das Münchner Oktoberfest. Was die Sicherheit betrifft, wolle man "an die 100 Prozent möglichst nah" rankommen, betonen Polizei und Stadt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Drei Tage vor dem Beginn des 189. Oktoberfestes haben Polizei und Stadt München das überarbeitete Sicherheitskonzept erläutert. Aufgrund der aktuellen Ereignisse, wie beispielsweise dem tödlichen Messerangriff in Solingen und dem vereitelten mutmaßlichen Terrorangriff auf das israelische Generalkonsulat in München, müsse von einer "hohen abstrakten Gefährdungslage" ausgegangen werden, sagte Christian Huber, Chef der Abteilung Einsatz bei der Polizei. Es gebe aber keine konkreten Erkenntnisse, "dass etwas im Zusammenhang" mit dem Oktoberfest bevorstehe würde. Die Polizei sei gut vorbereitet.

"Das Oktoberfest ist das sicherste Volksfest, das es gibt", so Huber. Hundertprozentige Sicherheit könne aber niemand garantieren, doch man werde alles tun, "um an die 100 Prozent möglichst nah ranzukommen". Das Sicherheitsniveau sei hoch und man könne "mit ruhigem Gewissen" Wiesn und Wiesnflair genießen.

Polizei überwacht Gelände mit 54 Videokameras

Auch in diesem Jahr sind rund 600 Polizeibeamte und -beamtinnen auf der Theresienwiese im Einsatz. Hinzu kommen bis zu 200 Kräfte der Bundespolizei an Bahnhöfen und S-Bahn-Stationen. Sechs Kollegen aus Italien werden die Polizei am zweiten und dritten Wochenende verstärken, wenn wieder mit vielen Besuchern aus Italien gerechnet wird.

Die Polizei überwacht das Gelände mit 54 Kameras, die laut Huber nahezu jeden Winkel erfassen. Die Zelte werden täglich mit Sprengstoffhunden abgesucht. In einem Radius von 5,5 Kilometern um die Wiesn gilt ein Flugverbot, das mit Polizeihubschraubern überwacht wird. Über der Theresienwiese gilt ein Drohnenverbot.

Messerverbot gilt für alle "gefährlichen Gegenstände"

Huber erinnerte an das Messerverbot auf der Wiesn. Es gelte aber nicht nur ein Messerverbot – generell seien alle "gefährlichen Gegenstände" verboten, also Gegenstände, die andere Personen verletzen könnten, Brotzeitmesser genauso wie Hammer oder Schraubenzieher.

Wegen der Einlasskontrollen sollten sich die Besucher darauf einstellen, dass sie "ein paar Minuten" warten müssen, bis sie aufs Festgelände kommen, so Huber. Die Verkehrsabsperrringe werden streng kontrolliert. Mit dem Auto zum Festgelände fahren, ist wie schon in den vergangenen Jahren nicht möglich. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 900 Autos abgeschleppt. Huber empfahl dringend, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, "um sicher hin und wieder nach Hause zu kommen".

Warum gibt es keine Messerverbotszone im Umkreis der Wiesn?

Wäre es nicht am einfachsten, das gesamte Umfeld der Theresienwiese zur Messerverbotszone zu erklären? Dafür gibt es gesetzliche Hürden. Es muss unter anderem belegt werden, dass an diesem Ort in der Vergangenheit vermehrt Straftaten begangen wurden oder es zum Einsatz von Waffen kam - es sich also um einen sogenannten Kriminalitätsschwerpunkt handelt.

Zudem bedarf es gesetzlicher Grundlagen (externer Link), die es in elf von 16 Bundesländern gibt - nicht aber in Bayern. Damit bleibt es den Kommunen überlassen, Waffenverbotszonen per Verordnung zu erlassen - eine geplante Anpassung der bayerischen Rechtsverordnung könne das bald einfacher machen.

Auf Taschengröße und Kinderwagen-Regel achten

Taschen, die mehr als drei Liter fassen, sind auf der Theresienwiese verboten, ebenso Glasflaschen. Besucher dürfen nach 18 Uhr nicht mit Kinderwagen auf dem Oktoberfest unterwegs sein. An Samstagen und am Feiertag, 3. Oktober, dürfen Buggys und Co. ganztägig nicht mit auf die Wiesn gebracht werden. Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen gibt es an den Eingängen rund um die Festwiese. Ab 20 Uhr dürfen Kinder unter sechs Jahren nicht mehr in die Bierzelte.

Cannabis-Verbot auf dem Festgelände

Zum Thema "Cannabis" wies Huber darauf hin, dass der Konsum auf dem Festgelände verboten ist. "Wir werden das konsequent verfolgen." Bei einem Verstoß drohe ein Bußgeld von 500 bis zu 1.500 Euro.

Für die Sicherheit auch verantwortlich ist die Stadt München als Veranstalterin und damit das zuständige Kreisverwaltungsreferat (KVR). Referentin Hanna Sammüller-Gradl wies auf die Öffnungszeiten am Morgen hin: unter der Woche ab 10 Uhr, am Wochenende ab 9 Uhr. Vorher dürfen nur Lieferanten aufs Gelände.

Ordner haben erstmals Hand-Metalldetektoren

1.500 Ordnerinnen und Ordner hat das KVR eingestellt, die auch Taschenkontrollen an den Eingängen durchführen und dieses Jahr erstmals mit 40 Hand-Metalldetektoren ausgestattet sind. Bei einem Verdachtsfall dürfen die Ordner Personen untersuchen. Zudem seien die Ordner geschult im Umgang mit Rassismus- und Sexismusvorkommnissen, sagte Sammüller-Gradl.

Polizeimann Huber appellierte an Opfer von sexuellen Übergriffen, diese "auch niederschwellig" anzuzeigen. An Besucherinnen ab 16 Jahren verteilt die Stadt wieder Nacht-Taxigutscheine im Wert von zehn Euro für eine sichere Heimfahrt. Die Polizei empfahl die App "what3words", die es Rettungskräften im Falle eines Falles ermögliche, Menschen, die Hilfe brauchen, auf drei mal drei Meter punktgenau zu finden.

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