Am Landgericht Traunstein muss sich ab heute ein gebürtiger Syrer verantworten. Dem Mann wird gefährliches, gewerbsmäßiges Einschleusen von Ausländern und auch Mord vorgeworfen. Er soll am Tod von sieben Flüchtlingen schuld sein. Ein Urteil im auf sechs Verhandlungstage angesetzten Prozess wird Anfang November erwartet.
Mit 180 Stundenkilometer vor der Polizei geflohen
Er soll im Oktober vergangenen Jahres auf der A 94 in Ampfing auf dem Weg von Österreich nach Bayern durch eine äußerst riskante Fahrweise einen Unfall mit einem Kleinbus mit 22 Migranten verschuldet haben. Vermutlich wollte er sich der Kontrolle durch die Polizei entziehen. Zwei Beamte folgten dem Kleinbus bereits mit Blaulicht und Martinshorn. Der Fahrer habe den Kleinbus dann auf 180 Stundenkilometer beschleunigt. In der Autobahnausfahrt Waldkraiburg/Ampfing überschlug sich das Fahrzeug.
Sieben Flüchtlinge, die Insassen waren, kamen bei dem Unfall ums Leben, darunter ein sechs Jahre altes Kind. Eine Person befindet sich noch immer in Lebensgefahr, 14 weitere erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Der Fahrer erlitt einen Armbruch.
Drei weitere Schleusungsfahrten vorgeworfen
Die Auswertung von Telefondaten und umfangreiche weitere Ermittlungen haben inzwischen ergeben, dass der Angeschuldigte außerdem verdächtigt wird, im September 2023 drei Schleusungsfahrten mit insgesamt weiteren 46 Geschleusten durchgeführt zu haben. Die Anklage erstreckt sich auch auf diese weiteren Fahrten.
Sowohl der 25-Jährige als auch die drei mutmaßlichen Scoutfahrer, die sich wegen Einschleusens mit Todesfolge vor Gericht verantworten müssen, befinden sich in Untersuchungshaft. Die drei Männer, die zur Tatzeit 17, 22 und 23 Jahre alt waren, seien dringend verdächtig, die Schleusung mit dem Fahrer organisiert und die Route auf Polizeikontrollen hin ausgekundschaftet zu haben. Der Fahrer soll den Erkenntnissen nach 300 Euro pro geschleuster Person angeboten bekommen haben.
Anklage: Mord sowie gewerbsmäßiges und gefährliches Einschleusen
Neben Mord lautet die Anklage unter anderem auch auf gewerbsmäßiges und gefährliches Einschleusen von Ausländern sowie auf ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge.
Behörden registrieren immer mehr Fälle
Den Angaben nach gibt es immer häufiger Fälle, in denen 15 bis 25 Menschen ungesichert in Kleintransportern eingeschleust werden. "Die Täter werden immer menschenverachtender und rücksichtsloser", sagte Staatsanwalt Markus Andrä. Fluchten vor Polizeikontrollen mit hochgefährlichen Fahrweisen oder mit dem Rammen von Polizeiautos oder Zufahren auf Polizeibeamte häuften sich.
Mit Material von dpa.
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