Betreuer der Polizei stehen am Rande des umgestürzten Fahrzeugs. Beim Unfall eines mutmaßlichen Schleuserfahrzeugs auf der Autobahn 94 sind sieben Menschen gestorben und mehrere schwer verletzt worden. Der mit mehr als 20 Personen völlig überfüllte Transporter war beim Versuch, einer Polizeikontrolle davonzufahren, von der Straße abgekommen .
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Sieben Tote: Mordanklage gegen mutmaßlichen Schleuser

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Sieben Tote: Mordanklage gegen mutmaßlichen Schleuser

Auf der Flucht vor der Polizei hat der Fahrer eines Schleuserfahrzeugs 2023 einen schweren Unfall verursacht. Sieben Insassen des überfüllten Wagens starben. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Verdächtigen sowie seine Helfer erhoben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Nach umfassenden, monatelangen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Traunstein gegen den mutmaßlichen Fahrer eines Schleuserfahrzeugs Anklage erhoben. Dem 25-jährigen staatenlosen Mann wird siebenfacher Mord vorgeworfen.

Mit 180 km/h vor der Polizei geflohen

Er soll im Oktober vergangenen Jahres auf der A 94 in Ampfing auf dem Weg von Österreich nach Bayern durch eine äußerst riskante Fahrweise einen Unfall mit einem Kleinbus mit 22 Migranten verschuldet haben. Vermutlich wollte er sich der Kontrolle durch die Polizei entziehen. Zwei Beamte folgten dem Kleinbus bereits mit Blaulicht und Martinshorn. Der Fahrer habe den Kleinbus dann auf 180 Stundenkilometer beschleunigt. In der Autobahnausfahrt Waldkraiburg/Ampfing überschlug sich das Fahrzeug.

Sieben Flüchtlinge, die Insassen waren, kamen bei dem Unfall ums Leben, darunter ein sechs Jahre altes Kind. Eine Person befindet sich noch immer in Lebensgefahr, 14 weitere erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Der Fahrer erlitt einen Armbruch.

Drei weitere Schleusungsfahrten vorgeworfen

Die Auswertung von Telefondaten und umfangreiche weitere Ermittlungen haben inzwischen ergeben, dass der Angeschuldigte außerdem verdächtigt wird, im September 2023 drei Schleusungsfahrten mit insgesamt weiteren 46 Geschleusten durchgeführt zu haben. Die Anklage erstreckt sich auch auf diese weiteren Fahrten.

Sowohl der 25-Jährige als auch die drei mutmaßlichen Scoutfahrer, die sich wegen Einschleusens mit Todesfolge vor Gericht verantworten müssen, befinden sich in Untersuchungshaft. Die drei Männer, die zur Tatzeit 17, 22 und 23 Jahre alt waren, seien dringend verdächtig, die Schleusung mit dem Fahrer organisiert und die Route auf Polizeikontrollen hin ausgekundschaftet zu haben. Der Fahrer soll den Erkenntnissen nach 300 Euro pro geschleuster Person angeboten bekommen haben.

Anklage: Mord sowie gewerbsmäßiges und gefährliches Einschleusen

Neben Mord lautet die Anklage unter anderem auch auf gewerbsmäßiges und gefährliches Einschleusen von Ausländern sowie auf ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge. Das Schwurgericht beim Landgericht Traunstein muss nun entscheiden, ob es zum Prozess gegen den 25-Jährigen kommt.

Bereits am Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft Traunstein Anklage gegen die drei mutmaßlichen Organisatoren erhoben. Anders als beim Fahrer sieht die Behörde bei den Scouts keinen Tötungsvorsatz und wirft ihnen Einschleusen mit Todesfolge vor.

Behörden registrieren immer mehr Fälle

Den Angaben nach gibt es immer häufiger Fälle, in denen 15 bis 25 Menschen ungesichert in Kleintransportern eingeschleust werden. "Die Täter werden immer menschenverachtender und rücksichtsloser", sagte Staatsanwalt Markus Andrä. Fluchten vor Polizeikontrollen mit hochgefährlichen Fahrweisen oder mit dem Rammen von Polizeiautos oder Zufahren auf Polizeibeamte häuften sich.

Mit Material von dpa.

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