Menschen halten an einem Strand auf Mallorca ein Banner "#Sie besetzen unsere Strände" aus Protest gegen den Massentourismus auf der Balearen-Insel hoch.
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Die Proteste gegen den Massentourismus auf Mallorca gehen weiter: Am Sonntag haben rund 100 Insulaner den Strand am Balneario 6 besetzt.

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Strandbesetzer demonstrieren gegen Massentourismus am Ballermann

Strandbesetzer demonstrieren gegen Massentourismus am Ballermann

Auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca haben erneut Einheimische gegen den Massentourismus demonstriert. Rund 100 Menschen besetzten den bekannten Ballermann-Strand. Es blieb friedlich, doch die Sorge vor Gewalt gegen Touristen wächst.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Auf der bei deutschen Urlaubern besonders beliebten Mittelmeer-Insel Mallorca gehen die Proteste gegen den Massentourismus weiter. Etwa 100 Einheimische besetzten am Sonntag den Strand des berühmten Ballermanns symbolisch. Schon mehrmals waren die Mallorquiner deshalb auf die Straße gegangen. Die Demonstrationen verliefen bisher alle friedlich. Nun bereiten gewaltverherrlichende Graffitis aber Sorge.

Maßnahmen richten sich gegen hohe Lebenshaltungskosten auf der Insel

"Es geht darum, dass wir darauf aufmerksam machen, dass Mallorca mittlerweile einfach zu voll ist", sagte die Demonstrantin Reyes dem "Mallorcamagazin". Ihr Kollege Eric fügte hinzu: "Wir müssen dem Massentourismus auf der Insel endlich ein Limit setzen." Die Demonstranten versammelten sich zunächst am Strand und rannten dann ins Meer, wo sie ein Banner ausrollten, auf dem "Ocupem Les Nostres Platges" ("Besetzen wir unsere Strände") stand. 

Es ist in diesem Jahr schon die dritte Protestaktion auf der spanischen Insel: Mehrere Zehntausend Menschen hatten sich im Mai und Juni an zwei friedlichen Demonstrationen in Palma gegen die Auswüchse des Tourismus beteiligt. Auch in anderen Touristenzentren Spaniens kam es zu Kundgebungen. Die Kritiker beklagen vor allem die hohen Lebenshaltungskosten und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum infolge des Massenansturms von Urlaubern.

Sorge bei Urlaubern: Können Proteste umschlagen?

Bislang kam es bei den Demonstrationen zu keinen größeren gewaltsamen Ausschreitungen. Schlimmstenfalls und eher aus Jux bespritzten Demonstranten in Barcelona Touristen oder Einheimische, die sie für solche hielten, mit Wasserpistolen. Auf Mallorca unterstützten einige Reisende sogar die Demonstranten und solidarisierten sich mit ihnen. 

Nun aber sind im Ferienparadies Graffitis aufgetaucht, die aufhören lassen. Beispielsweise stand auf einer Wand in Manacor "Kill A Tourist". In der Hauptstadt Palma war an mehreren Orten auf Deutsch der Spruch "Tourismus macht frei" zu lesen, offenbar eine Anspielung auf den zynischen Spruch der Nazis "Arbeit macht frei" über Eingangstoren von Konzentrationslagern, wie die "Mallorca Zeitung" berichtete. 

Aktivisten wollen verunsichern

Tourismusverbände der Insel wiegeln leicht nervös ab. "Es ist eine winzige Minderheit, die sehr laut schreit", zitierte die Zeitung eine Sprecherin der Hoteliersvereinigung FEHM. 

Gegner des Massentourismus sind zwar nicht für solche Graffitis, begrüßen aber deren Effekt, die Verunsicherung der Touristen. "Das ist ja genau das, was wir erreichen wollen", sagte Pere Joan Femenia, einer der Sprecher der Bewegung "Weniger Tourismus, mehr Leben" der Zeitung. "Es ist schon klar, dass das manchen weniger gefällt, aber wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir offenbar deutlichere Worte finden", fügte Femenia hinzu.

Tourismus für die Balearen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor

Auf der Inselgruppe der Balearen, zu der Mallorca gehört, leben knapp 1,2 Millionen Einheimische. Im vorigen Jahr wurden diese nach Zahlen der spanischen Statistikbehörde INE von 18 Millionen Urlaubern besucht, davon 4,6 Millionen aus Deutschland und 3,4 Millionen aus Großbritannien. Für Mallorca ist der Tourismus überlebenswichtig: Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel.

Mit Informationen von dpa

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