Israels Ministerpräsident Netanjahu hält an der geplanten Offensive auf Rafah im Süden des Gazastreifens fest
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Israels Ministerpräsident Netanjahu hält an der geplanten Offensive auf Rafah im Süden des Gazastreifens fest

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Trotz Protesten: Netanjahu beharrt auf Militäroffensive in Rafah

Entgegen internationalen Warnungen besteht Israels Ministerpräsident Netanjahu auf einer Militäroffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen. Das Sterben in der Region geht weiter, Verhandlungen zur Geiselfreilassung kommen nicht vom Fleck.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Trotz deutlicher Warnungen aus dem Ausland und anhaltender Proteste im Land bleibt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unnachgiebig: Wer Israel zum Verzicht auf die Offensive auffordere, verlange im Grunde genommen, dass Israel "den Krieg" gegen die radikalislamische Hamas "verlieren" solle, so Netanjahu. Am Sonntag setzte das israelische Militär seinen Einsatz im Nasser-Krankenhaus in der Stadt Chan Junis fort.

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Netanjahu fügte bei der im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz hinzu, die Offensive werde auch im Falle einer Vereinbarung mit der Hamas über eine Freilassung der israelischen Geiseln stattfinden. Selbst wenn eine solche Einigung erzielt werde, "werden wir in Rafah einrücken", sagte der Regierungschef. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte schon in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass sie eine humanitäre Katastrophe in der mit Geflüchteten überfüllten Stadt befürchte.

Rund 1,4 Millionen Flüchtlinge auf engstem Raum

In Rafah an der Grenze zu Ägypten haben inzwischen rund 1,4 Millionen Palästinenser Zuflucht vor den Kämpfen gesucht. Etliche Länder, darunter auch Israels engster Verbündeter USA, fordern daher einen Verzicht auf die Offensive. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi bekräftigte in einem Telefonat mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron am Sonntag, dass er jegliche "Zwangsumsiedlung" von Menschen aus dem Gazastreifen nach Ägypten ablehne.

Angeblich 127 Tote in 24 Stunden

In Rafah und in der im Zentrum des Gazastreifens gelegenen Stadt Deir al-Balah wurden nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa bei Angriffen in der Nacht zum Sonntag mindestens zehn Menschen getötet. Im gesamten Gazastreifen seien in den vergangenen 24 Stunden 127 Menschen getötet worden, erklärte das Hamas-Gesundheitsministerium am Sonntag.

Karte: Die militärische Lage im Gazastreifen

Kritische Lage im zweitgrößten Krankenhaus des Gazastreifens

Israel konzentriert seine Militäreinsätze seit Wochen auf die ebenfalls südlich gelegene Stadt Chan Junis. Am Sonntag erklärte die Armee, dass Soldaten weiter im Nasser-Krankenhaus sowie in dessen Nähe, wo sie "zusätzliche Waffen fanden", im Einsatz seien. Das Militär hatte die Klinik in Chan Junis am Donnerstag gestürmt. Es verwies auf "nachrichtendienstliche Erkenntnisse", wonach in dem Gebäude zeitweise Geiseln festgehalten worden seien und sich Leichen von Geiseln noch dort befinden könnten.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen nannte die Lage in dem Krankenhaus "chaotisch und katastrophal". Nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen starben dort sieben Menschen wegen Sauerstoffmangels infolge der Stromausfälle, unter ihnen ein Kind.

Verhandlungen über Geisel-Freilassung "nicht gerade vielversprechend"

Im Bemühen um eine Waffenruhe sowie die Freilassung israelischer Geiseln aus der Gewalt der Hamas war am Dienstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo eine neue Verhandlungsrunde angelaufen. Bislang brachten die Gespräche unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars aber keine Ergebnisse. Die Entwicklung der vergangenen Tage sei "nicht gerade vielversprechend", sagte Katars Ministerpräsident Tamim bin Hamad Al-Thani am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

UN-Sicherheitsrat: Resolutionsentwurf droht an US-Veto zu scheitern

Auch im UN-Sicherheitsrat geht das Ringen weiter: Am Dienstag soll sich der Rat auf Antrag Algeriens erneut mit einem Resolutionsentwurf befassen, dessen jüngste Fassung "eine sofortige humanitäre Waffenruhe, die von allen Parteien eingehalten werden muss" fordert - sowie die Freilassung aller Geiseln.

Allerdings haben die USA bereits ihr Veto signalisiert. Stattdessen unterstützen die USA nach Angaben ihrer UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield einen Deal über eine Geisel-Freilassung im Gegenzug für eine sechswöchige Feuerpause.

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