Eine Studie zur Situation ukrainischer Geflüchteter in Deutschland zeigt, dass es noch immer viele Hürden zu meistern gibt. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) zusammen mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
- Zum Artikel: "Warum ukrainische Geflüchtete so schwer Arbeit finden"
Ukraine-Krieg: Eine Million Menschen nach Deutschland geflüchtet
Wie das BAMF am Montag mitteilte, hätten seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24.02.2022 etwa eine Million Menschen Schutz in Deutschland gesucht. Weit mehr als die Hälfte dieser Menschen will langfristig in Deutschland bleiben. Rund 75 Prozent der in Deutschland lebenden Ukrainer haben einen beruflichen oder einen Hochschulabschluss und fast 90 Prozent umfangreiche Berufserfahrungen. Viele Geflüchtete bringen außerdem Qualifikationen mit, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt besonders gefragt sind, beispielsweise im Gesundheits- und Bildungssektor, heißt es weiter.
Stress für Arbeitsmarkt: Anerkennung von Berufsabschlüssen
Laut der Studie könnte eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration helfen, dem Fachkräftemangel in Deutschland zu entgegnen und würde für mehr (Planungs-)Sicherheit bei den Geflüchteten sorgen. Deren Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit sei hoch: 94 Prozent der noch nicht Erwerbstätigen möchten einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Doch ein Problem sei die Anerkennung von Abschlüssen. Etwa ein Fünftel der hier lebenden Ukrainer habe bereits einen Antrag auf Anerkennung gestellt, doch 73 Prozent der bei der Studie Befragten gab an, Hilfe zu benötigen, unter anderem beim Antragsverfahren sowie bei der Beschaffung notwendiger Unterlagen.
57 Prozent der geflüchteten ukrainischen Frauen und 50 Prozent der Männer üben derzeit Tätigkeiten aus, die unterhalb des Niveaus ihrer letzten Tätigkeit im Heimatland liegen. Um sich im Arbeitsmarkt integrieren zu können, müsse auch das Kinderbetreuungsangebot ausgebaut werden. Denn die Betreuungsquote von ukrainischen Kindern bis sechs Jahre liege nach wie vor rund 15 Prozent unter dem deutschen Durchschnitt.
Handlungsbedarf bei Kinderbetreuung und Schulausbildung
Die meisten Geflüchteten aus der Ukraine sind aktuell immer noch Frauen (75 Prozent). "Die Förderung alternativer Kinderbetreuungsmodelle könnte Barrieren abbauen und den Einstieg in den Arbeitsmarkt für viele Mütter erleichtern. Dabei könnten kooperative Betreuungsnetzwerke und ehrenamtliche Initiativen eine entscheidende Rolle spielen", so Prof. Dr. Sabine Zinn, kommissarische Direktorin des Sozio-oekonomischen Panels und Mitherausgeberin des Berichts.
Die Studie beleuchtet auch die Situation der Schulkinder: Hier sei auffällig, dass ukrainische Kinder überproportional häufig Mittel- und Hauptschulen besuchen. Dies deute laut BAMF-Mitteilung darauf hin, dass diese Kinder nicht immer Schulen besuchen, die ihrem Leistungsniveau entsprechen und hier Handlungsbedarf bestehe, um Chancengleichheit zu gewährleisten.
Ergebnisse einer umfangreichen Befragung von Geflüchteten
Für die Studie wurden Daten aus der repräsentativen Haushaltspanelstudie "IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten" auswertet. Diese bildet die Grundlage für eine empirisch fundierte Analyse der Lebensrealitäten geflüchteter Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland. Die Befragung fand zwischen Juli 2023 und Januar 2024 statt.
Auf BR-Nachfrage erläuterte das BAMF, dass die Studie von ihrem Design und insbesondere von der Stichprobenziehung so angelegt sei, dass sie repräsentativ für ganz Deutschland ist. Es sei keine Analyse auf Bundesland-Ebene durchgeführt worden, deshalb stünden auch keine Daten für Bayern zur Verfügung. Je nach Bundesland hätten sich unter Umständen Fallzahlenprobleme ergeben können, sodass für tiefergehende Auswertungen (z. B. alleinerziehende Frauen) nicht genügend Fälle zur Verfügung gestanden hätten, heißt es aus dem BAMF.
Im Video: Geflüchtete auf dem bayerischen Arbeitsmarkt
Geflüchtete auf dem bayerischen Arbeitsmarkt
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!