Die 16. Artenschutzkonferenz der Vereinten Nationen im kolumbianischen Cali ist nach ihrem geplanten Abschluss am Freitag in die Verlängerung gegangen. Gestritten wird in erster Linie um die Finanzierung.
- Im Video auf tagesschau.de: Artenschutzkonferenz in Kolumbien
Die Länder des Globalen Südens werfen den Industrienationen vor, ihr Wachstum auf Umweltverschmutzung aufgebaut zu haben, für die sie zu 80 Prozent verantwortlich seien. Gleichzeitig haben jene Länder kein Vertrauen, dass es für sie einen "Nachteilsausgleich" gebe, wie es etwa aus der Demokratischen Republik Kongo heißt.
Vorschlag: Reiche Staaten sollen ärmere Länder unterstützen
In einem Papier hat das Gastgeberland Kolumbien vorgeschlagen, bis zur nächsten COP im Jahr 2026 in Armenien einen neuen Fonds zu schaffen, mit dem reiche Staaten die ärmeren Länder beim Artenschutz unterstützen. Die reichen Staaten haben sich bereits verpflichtet, ihre jährlichen Hilfen zum Naturschutz bis zum Jahr 2030 auf 30 Milliarden Dollar zu erhöhen.
Ein "sehr enttäuschender" Vorschlag, wie der Vertreter der Demokratischen Republik Kongo, Daniel Mukubi, der Nachrichtenagentur AFP sagte. "Es gibt keinen Fonds für die Biodiversität. Es gibt keine wirkungsvollen Maßnahmen, um die reichen Länder dazu zu bringen, ihre Zusagen einzuhalten", fügte er hinzu.
Entwicklungsländer sollen an Gewinnen beteiligt werden
Zudem schlägt Kolumbien vor, dass Unternehmen ab einer bestimmten Größe, die genetische Daten von Pflanzen und Tieren aus Entwicklungsländern etwa bei der Herstellung von Medikamenten oder Kosmetika nutzen, künftig 0,1 Prozent ihres Gewinns in einen Fonds einzahlen. Das dabei gesammelte Geld soll dann denjenigen Ländern und Bevölkerungsgruppen zugutekommen, die diese Pflanzen- und Tierarten über Jahrhunderte erhalten haben.
Bei der 15. Artenschutzkonferenz im vergangenen Jahr in Kanada war ein "multilateraler Mechanismus" zur gerechten Verteilung der Gewinne aus der Verwertung dieser Daten vereinbart worden. Strittig ist aber, wer wie viel und an wen zahlt.
Erstmals Gremium für indigene Völker
Dennoch gab es am Freitag auch einen ersten großen Durchbruch: Die Teilnehmer der COP16 einigten sich auf die Gründung eines Gremiums, das die Interessen der indigenen Völker vertritt - sie sollen künftig mehr Mitspracherecht bekommen durch ein eigenes Gremium, das ihre Rolle beim Schutz der Regenwälder und der Biodiversität auch institutionell stärkt. Indigenenvertreterin Camila Romera aus Chile sprach von einem "beispiellosen Moment in der Geschichte der multilateralen Umweltabkommen".
Die Delegierten einigten sich zudem auf eine Sonderrolle für Gemeinschaften von Menschen afrikanischer Herkunft in dem neuen Gremium.
Umweltverbände mahnen zu mehr Tempo
Seit dem 21. Oktober verhandeln in Cali rund 23.000 Delegierte über Möglichkeiten zur Eindämmung des weltweiten Artensterbens sowie über die Umsetzung der bei der vorangegangenen COP15 in Montréal vereinbarten Ziele. So sollen bis 2030 etwa 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden, zudem sollen die Risiken durch Pestizide reduziert und Subventionen für intensive Landwirtschaft und die Gewinnung von Brennstoffen drastisch reduziert werden.
Umweltverbände fordern die fast 200 Staaten dringend dazu auf, schnell einen Kompromiss zu finden. "Es geht um unsere Lebensgrundlagen, und die Fragen, die hier auf dem Tisch liegen, sind eigentlich relativ klein im Vergleich zu dem, was auf dem Spiel steht", mahnt Florian Tietze vom WWF Deutschland.
Mit Informationen von AFP.
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