Eine Person wirft ihre Wahlkarte in eine Wahlurne in den USA (Archivbild).
Bildrechte: Steve Marcus/Las Vegas Sun/AP/dpa
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Die US-Bürger haben gewählt - wieso war vorab von einem Kopf-an-Kopf-Rennen um das Amt des Präsidenten die Rede?

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US-Wahlen: Wieso war vorab vom Kopf-an-Kopf-Rennen die Rede?

US-Wahlen: Wieso war vorab vom Kopf-an-Kopf-Rennen die Rede?

Vor Wahlen sind Meinungsumfragen gang und gäbe – auch in den USA. Vor der US-Präsidentschaftswahl 2024 war immer wieder von einem "Kopf-an-Kopf-Rennen" zu hören. Es kam anders, was BR24-User irritierte.

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Es war wieder ein schwarzer Wahltag für die US-Demoskopen: Wie schon 2016 und 2020 unterschätzten sie die Trump-Wähler und sagten ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Harris voraus. Und das gaben die Medien weiter. Dabei gewann Trump mit großem Abstand, was die Verteilung der Wahlmänner betrifft. Was lief falsch?

BR24-User: Wo bleibt Kopf-an-Kopf-Rennen?

Die Fragen sind mehr als berechtigt: So bemerkte etwa BR24-User "Meikel": "Wo bleibt das 'enge Kopf-an-Kopf-Rennen', das die Medien versprochen haben? Oder war der heftige Wunsch nach Kamala Harris als US-Präsidentin der Vater des Gedankens?" User "Paul" antwortete daraufhin: "(…) Warum liegen unsere Medien so daneben? Regt schon zum Nachdenken an, ob das bei vielen anderen Themen auch so ist? Z. B. Ukraine-Krieg?" Und "Schwierig_02" schrieb in den Kommentaren: "Wieder einmal sind alle 'Experten' völlig danebengelegen. Kopf an Kopf, ganz enges Rennen usw. Vielleicht macht das 'Volk' doch, was es will?"

Was sagten die Meinungsumfragen?

Ein Blick auf die letzten Meinungsumfragen der amerikanischen Demoskopen von Anfang November zeigte bei den landesweiten Werten – wer liegt vorne? – das folgende Bild: Von 28 Meinungsumfragen (externer Link), die unter anderem von den großen Medien wie ABC News, Forbes und NBC News bei amerikanischen Instituten in Auftrag gegeben worden waren, sahen 16 Umfragen Kamala Harris in Führung, mit einem Abstand von einem bis vier Prozentpunkten vor Donald Trump. Sieben Institute prognostizierten einen knappen Sieg des Ex-Präsidenten, mit einem Vorsprung von einem bis zwei Prozentpunkten. Bei den übrigen Erhebungen stellten die Institute Stimmengleichheit zwischen Harris und Trump fest.

In den sieben entscheidenden "Swing States" wichen die letzten Umfragezahlen von Anfang November ebenfalls teilweise erheblich voneinander ab. In North Carolina etwa, das von Trump mit 51 Prozent zu 48 Prozent (Harris) gewonnen worden ist, sagte das "Atlasintel" Umfrageinstitut für Trump einen Vorsprung zwischen drei bis vier Prozent voraus. Das von der "New York Times" beauftragte "Siena College" sah Harris mit vier Prozentpunkte vor Trump. In den übrigen "Swing States" sahen die Erhebungen ähnlich aus.

"Wunschvorstellung deutscher Medien?"

BR24-Userin "miss_marple" stellte die Frage: "Warum wurde eigentlich ständig so ein knappes Rennen prognostiziert? Waren das die Wunschvorstellungen der deutschen Presse? (…)." Ähnlich der Einwand von "Noamon": "Am besten find ich, dass die geschlossene deutsche Presselandschaft Harris praktisch vorab vorn gesehen hat, während man auf den bösen alternativen Medien lesen konnte, dass der Trump Sieg höchstwahrscheinlich ist. Ein Paradebeispiel für unseren Journalismus, der den Weg der Objektivität und Glaubhaftigkeit schon lange verlassen hat."

Auf die oben angeführten Meinungsumfragen vor der US-Wahl bezogen sich deutsche Medien, ebenso wie die internationalen Medien. Die Umfrageergebnisse deuteten auf einen engen Wahlausgang hin und lagen weitgehend in dem statistischen Drei-Prozent Abweichungen-Bereich. Zumindest in manchen "Swing States" fiel das Ergebnis dann auch knapp für Trump aus.

Eine Erklärung: "shy votes"-Effekt

Die amerikanischen Demoskopie-Institute versuchten, aus ihren Fehlern bei den US-Wahlen 2016 und 2020 zu lernen. Damals hatten sie einen Sieg der damaligen Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, vorhergesagt und vier Jahre später Joe Biden mit einem zu großen Vorsprung vor Trump von bis zu acht Prozentpunkten gerechnet. Ihre Erklärung: Trump habe in den beiden vorherigen Wahlen von dem sogenannten "shy votes"-Effekt profitiert. Gemeint ist damit die Skepsis (oder auch Scheu) seiner Anhänger, ihre wahre Stimmentscheidung gegenüber Demoskopen mitzuteilen.

Dieser Faktor hat offenkundig auch bei diesen US-Wahlen eine Rolle gespielt. Das heißt, dass Trumps Wählergruppen in den Umfragen in der Regel erneut zum Teil unterrepräsentiert waren. Die US-Institute haben zwar methodische Anpassungen vorgenommen, um dieses Defizit auszugleichen, aber immer noch nicht ausreichend.

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