"Du bist, was du isst", sagt ein Sprichwort, das man, genau wie manche Fußballerweisheit, nicht zu wörtlich nehmen sollte. Doch was essen die Menschen in Deutschland – und was essen sie im Stadion?
Laut einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) ernähren sich mittlerweile zwölf Prozent der Menschen in Deutschland vegetarisch oder vegan. Auch im Fußball ist die Ernährungsdebatte inzwischen angekommen. War die Antwort auf die Frage "Mailand oder Madrid?" früher oft "Hauptsache Bratwurst!", so plädierte Philipp Lahm, Weltmeister und Chef des EM-Organisationskomitees, vor der Europameisterschaft für ein differenzierteres Angebot: "Für die einen sind Bratwurst und Bier genau das Richtige, was dazugehört. Heutzutage müssen wir aber auch schauen, dass es zum Beispiel auch etwas Veganes im Stadion gibt."
Die Bundesliga: inzwischen flächendeckend wahl-vegan
Das gilt längst auch für die 1. Bundesliga. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den 18 Erstliga-Clubs ergab jetzt, dass in jedem Stadion vegane und vegetarische Alternativen auf der Karte stehen. Die Tierschutzorganisation PETA, die die Vereine seit Jahren in einer Art "Veggie-Ranking" auflistet, ergänzt, dass die vergangene Saison schon die zweite mit flächendeckend fleischlosem Wahlangebot war. Noch allerdings ist die "vegane Ersatzbank" PETA zufolge recht unterschiedlich bestückt, das Angebot zudem nicht in allen Blocks verfügbar und die Kennzeichnung der Produkte ausbaufähig.
Der FC Bayern: stabil im Veggie-Mittelfeld der Tabelle
Vegan-vegetarischer Spitzenreiter war für PETA 2023/24 übrigens RB Leipzig mit einer beeindruckenden kulinarischen Spielfreude vom Veggie-Burger über Nudeln und Falafel bis zur gelben Linsensuppe. Die Verfolger: Borussia Dortmund (natürlich mit veganer Currywurst) und Mainz 05.
Der FC Bayern belegt mit einem 36-Punkte-Rückstand auf Leipzig Platz 6 – was nicht schlecht ist für einen Verein, dessen Ehrenpräsident Uli Hoeneß lange eine Wurstfabrik leitete und sich gern mal öffentliche Scharmützel mit Veganern liefert ("Mir schmeckt das Zeug nicht"). Ein Blick auf die Karte zeigt neben Brezen und veganen Wraps drei Angebote: vegetarische Pizzen, einen veganen Chipotle Burger und vegane Currychunks, allerdings verteilt auf nur drei verschiedene Kioske; da könnten die Bayern die Räume noch enger machen.
Wo es sonst in Bayern um die (Veggie-)Wurst geht
Und was macht die 2. Liga? Im Land der Bratwürste und der Heimatregion von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wird jedenfalls schon vegan gegessen. Ähnlich wie Uli Hoeneß schätzt die Lage übrigens Söder ein, der zuletzt auf dem CDU-Parteitag zu Protokoll gab, er habe erstmals in seinem Leben eine vegane Wurst gegessen: "Liebe Freunde, lasst es, bitte!" Die SpVgg Greuther Fürth ist da deutlich aufgeschlossener.
Bei dem Verein mit dem rein pflanzlichen Kleeblatt-Logo sind vor allem die veganen Schnitzelsemmeln gefragt. Allerdings, so Lea Kestel von der Presseabteilung: "Vegane Gerichte werden von den Fans bisher im Vergleich zu den 'Klassikern' wie Bratwurstsemmel und Co. eher schlecht angenommen." Mit Fan-Umfragen versucht der Verein, etwaige Veränderungen im Appetit zu ermitteln und wo nötig nachzusteuern.
Von reißender Nachfrage nach Veganem kann auch beim Aufsteiger Jahn Regensburg nicht die Rede sein. Wie in Fürth ist hier ein externer Caterer für die Verpflegung zuständig, der neben Brezen und Pommes auch vegane Schnitzelsemmeln anbietet. "Die veganen Speisen machen einen minimalen Bruchteil des Speisenabsatzes aus", berichtet Jahn-Kommunikator Hannes Liedl – und konkretisiert: "100 vegane Schnitzelsemmeln bei ausverkauftem Haus mit 15.000 Zuschauern." Die vegane Pizza hat es daher zuletzt nicht mehr auf die Karte geschafft. Liedl: "Der Caterer hält aber die Augen offen und steht dauerhaft im Austausch mit anderen Fußballstadien, die ähnliche Erfahrungen machen".
Ingolstadt (ein Blick in die 3. Liga)
Kurz vor dem Schlusspfiff des Artikels noch ein schneller Blick in die dritte Liga. Auch hier gibt es vegane Speisen. Der FC Ingolstadt setzt bei seinen Heimspielen auf zwei Klassiker im Kader: "Bei uns gibt es Brezen sowie Pommes", teilt Pressesprecherin Kristina Richter mit.
Redaktionelle Anmerkung: Angefragt hatte BR24 auch beim FC Augsburg, dem 1. FC Nürnberg und dem TSV 1860 München. Hier gab es bis zur Veröffentlichung dieses Artikels aber keine Rückmeldung.
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