Venedig ist Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt - das war schon zur Zeit der Renaissance so und ist heute nicht anders. Doch wer künftig Venedig für einen Tag besuchen möchte, für den wird es ab dem kommenden Jahr ein klein wenig teurer. Um die empfindliche Lagunen-Stadt zu schützen, will die Stadtverwaltung eine Extra-Abgabe einführen. Die entsprechenden Pläne wurden nun vorgestellt.
Fünf Euro pro Person - im Frühjahr und im Frühsommer
Touristen, die einen Tagesausflug nach Venedig machen, sollen an 29 Tagen im kommenden Jahr fünf Euro zahlen müssen. Die Gebühr ist im Zeitraum vom 25. April bis zum 5. Mai fällig - in der touristischen Hochsaison. Zusätzlich werden sie an allen übrigen Mai-Wochenenden sowie allen Juni-Wochenenden zur Kasse gebeten. Mit der neuen Gebühr soll die hohe Zahl der Tagestouristen in Venedig verringert werden, die die Stadt wegen ihrer Kanäle, Palazzi und Museen besuchen - dabei aber weniger Geld einbringen als Übernachtungsgäste.
Auch zwei Wochenenden im Juli - am 6. und 7. sowie am 13. und 14. des Monats - stehen auf der Liste der venezianischen Stadtverwaltung. Die Gebühr ist tagsüber während der besucherstärksten Stunden von 8.30 Uhr bis 16.00 Uhr fällig. Wer also in Venedig nur zu Abend essen will oder ein Abendkonzert besucht, darf kostenlos in die Stadt.
Längere Aufenthalte statt kurzer Stippvisiten
Ziel der Maßnahme ist es, die Menschenmassen, die Venedig jeden Tag für wenige Stunden ansteuern, zu reduzieren. Besucher sollen stattdessen zu längeren Aufenthalten ermutigt werden. Auch soll die Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner von Venedig verbessert werden. Venedigs historisches Stadtzentrum hat nur noch gut 50.000 Bürger. Zu Spitzenzeiten übernachten dort aber 100.000 Touristen pro Nacht, dazu kommen zehntausende Tagesbesucher.
Pro Jahr besuchen so insgesamt rund fünf Millionen Menschen die Lagunen-Stadt. Viele der Reisenden kommen mit den Kreuzfahrtschiffen nur für kurze Zeiträume oder Stunden in die Stadt, konsumieren oft wenig, weil sie auf den Schiffen versorgt werden, hinterlassen dafür aber Müll und nutzen die Infrastruktur ab.
Gebühr für Tagestouristen schon länger Thema
Den grundsätzlichen Beschluss für die Gebühr für Kurzbesucher hatte die Kommune nach jahrelangen Debatten schon im September getroffen, die Einführung war aber dann mehrfach verschoben worden. Zu der nun getroffenen Festlegung erklärte Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro: "Es ist keine Revolution, aber der erste Schritt hin zu einem System, der den Zugang von Tagesbesuchern reglementiert." Es handele sich vorerst um "eine Erprobung, deren Ziel es ist, die Lebensqualität in der Stadt für diejenigen zu verbessern, die dort leben und arbeiten".
Venedig will Vorbild für andere Städte sein
Brugnaro räumte ein, dass voraussichtlich längst nicht alle Tagestouristen erfasst und an den genannten Tagen zur Kasse gebeten würden. Die Fehlerquote sei hoch, sagte er. Gleichzeitig handle es sich aber auch nicht um eine neue Touristensteuer. Es werde nicht versucht, zusätzliche Einnahmen zu generieren, so der Rathauschef. Er beschrieb das Gebührenprogramm als einmaliges Experiment, um die Zahl der Touristen an einem der am meisten besuchten Orte der Welt zu regulieren und das als "Vorbild für andere gefährdete und empfindliche Städte dienen könnte, die geschützt werden müssen".
Bewahrt Gebühr Venedig davor, gefährdete Kulturerbestätte zu werden?
Die Ankündigung der Gebühr hatte Venedig davor bewahrt, in diesem Jahr von der UN-Kulturorganisation "Unesco" auf die Liste der gefährdeten Kulturerbestätten gesetzt zu werden. Die Unesco hatte Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.
Der Eintritt soll vorab über die Webseite www.cda.ve.it für einen bestimmten Tag bezahlt werden. Dies soll ab dem 16. Januar möglich sein. Auf der Internetplattform können Touristen ihren Besuch reservieren. Durch die Zahlung von fünf Euro bekommt ein Besucher dann einen QR-Code für das Handy, der dann an sieben Zugangsstellen in Venedig überprüft werden soll, unter anderem am Hauptbahnhof.
Wer in der Altstadt ohne "Venedig-Ticket" erwischt wird, soll zwischen 50 und 300 Euro Strafe zahlen müssen. Für Übernachtungsgäste, die ohnehin Kurtaxe zahlen, sowie für Pendler gilt die Regelung nicht. Ausgenommen sind auch Kinder unter 14 Jahren. Die Einnahmen sollen in den Erhalt der Kanäle, Straßen und Gebäude fließen. 2025 könnte sich sowohl die Anzahl der Tage im Jahr, an denen der Eintritt erhoben wird, als auch die Höhe der Gebühr ändern.
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