Nach den Überschwemmungen im Südosten der Schweiz haben die Rettungskräfte weiter nach Vermissten gesucht. Eine von insgesamt drei Personen wurde am Sonntag tot geborgen, wie die Kantonspolizei Graubünden mitteilte. Von den Überschwemmungen war neben Graubünden auch der Kanton Wallis betroffen. Hunderte Menschen mussten zwischenzeitlich evakuiert werden, wobei die meisten am Samstag wieder in ihre Häuser zurückkehren konnten.
Ein Toter – Suche nach weiteren Vermissten
Die Leiche des Mannes sei durch die Wassermassen über acht Kilometer weit weggeschwemmt worden, sagte William Kloter, der Einsatzleiter Kantonspolizei, vor Journalisten nahe der besonders stark betroffenen Ortschaft Sorte im Misox-Tal. Die Suche nach zwei weiteren Menschen, die nach einem Erdrutsch im Misox-Tal als vermisst gemeldet wurden, gehe weiter, betonte er. Allerdings nehme mit der verstreichenden Zeit auch die Wahrscheinlichkeit ab, Überlebende zu finden.
Die Rettungskräfte wurden bei ihrem Einsatz durch Hunde, Drohnen und Helikopter unterstützt. Auch die Armee war im Einsatz, wie das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) im Onlinedienst X mitteilte. Laut Kantonspolizei befanden sich die Vermissten zum Zeitpunkt der Flut vermutlich in ihren Häusern und wurden von den Wassermassen mitgerissen.
Wichtige Alpen-Querung wohl wochenlang gesperrt
Die schweren Unwetter vom Freitag haben große Schäden angerichtet - an Häusern, Bahnlinien und Straßen. Ein rund 200 Meter langes Stück der Autobahn 13 in Richtung Italien wurde zerstört und dürfte noch eine ganze Zeit lang gesperrt bleiben. Die Strecke wird auch von vielen Urlaubern genutzt, die aus dem italienischen Norden in die Bodensee-Region unterwegs sind - und umgekehrt.
Und auch Bahnstrecken hat es getroffen. Zermatt war über 24 Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten, sowohl die Bahnlinie als auch die Zufahrtsstraße waren gesperrt. Seit Samstagabend dürfen aber wieder erste Züge in den Touristenort fahren.
Heftige Gewitter und Erdrutsche in Graubünden
In Graubünden, im Südosten des Landes, hatte es seit Freitag zahlreiche Gewitter und heftige Niederschläge, Hochwasser und einen Bergsturz gegeben, wie die Kantonspolizei am Samstag berichtete. Betroffen war vor allem das Tal Misox südlich des San-Bernardino-Passes an der italienischen Grenze.
Nach Angaben des Wetterdienstes Meteonews gab es 125 Millimeter Regen innerhalb von 24 Stunden. Sonst seien durchschnittlich 154 Millimeter im ganzen Juni üblich. Dazu kamen im gleichen Zeitraum mehr als 7000 Blitze.
Zermatt über 24 Stunden lang von Außenwelt abgeschnitten
Der Touristenort Zermatt am Matterhorn war wegen Überschwemmungen länger als einen ganzen Tag von der Außenwelt abgeschnitten. Zwei – bis dahin kleine – Flüsschen waren dort über die Ufer getreten. Die Schulen wurden geschlossen. Rund 230 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, wie die Leiterin des Amtes für Bevölkerungsschutz, Marie-Claude Noth-Ecoeur, der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Mehr als 200 Feuerwehrleute sowie Dutzende weitere Kräfte waren im Einsatz.
Mittlerweile, seit Samstagabend, ist Zermatt wieder per Zug erreichbar. Schon vorher hatte Bürgermeisterin Romy Biner-Hauser versichert, dass alle Feriengäste in Sicherheit seien. Die Hauptgeschäftsstraße in Zermatt sei nicht betroffen, sagte eine Mitarbeiterin des Tourismusbüros der Deutschen Presse-Agentur. Restaurants und Geschäfte seien geöffnet. Zermatt hat in Hotels und Ferienwohnungen mehr als 14.000 Betten für Feriengäste.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Audio: Drei Vermisste nach Unwetter in der Schweiz
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