Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, stellt im Mai 2024 den Bundes-Klinik-Atlas vor.
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Viele Lücken: Bundes-Klinik-Atlas soll weiterentwickelt werden

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Viele Lücken: Bundes-Klinik-Atlas soll weiterentwickelt werden

Wer für eine Behandlung in ein Krankenhaus muss, ist schnell mit der Frage "wohin?" überfordert. Der Klinik-Atlas des Bunds soll Abhilfe schaffen. Allerdings hat das System noch Lücken - etwa bei Kinderkrankheiten und psychischen Leiden.

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Vor einem Monat hat das Bundesgesundheitsministerium unter dem Namen "Bundes-Klinik-Atlas" ein Online-Portal freigeschaltet, auf dem Patientinnen und Patienten nach geeigneten Krankenhäusern suchen können. Von vielen Kliniken und Verbänden gab es teils harsche Kritik an dem System.

An vielen Stellen gebe es falsche Daten darüber, wie oft bestimmte Eingriffe vorgenommen werden, oder irreführende Angaben zur Zahl der Pflegekräfte – das sind nur zwei von vielen Kritikpunkten, die Krankenhäuser geäußert haben, als der Klinik-Atlas freigeschaltet wurde. Das Ministerium erklärt inzwischen, das Suchportal werde kontinuierlich weiterentwickelt.

Was Kritiker am Bundes-Klinik-Atlas monieren

Das ist nach Ansicht des Geschäftsführers der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Roland Engehausen, aber nicht genug. Es müsse beispielsweise sofort klargestellt werden, dass das Portal für Menschen mit psychiatrischen und psychosomatischen Problemen nicht geeignet sei, weil viele entsprechende Einrichtungen gar nicht aufgeführt werden. Dass trotzdem nach Behandlungsmöglichkeiten gesucht werden könne, sei "ein Skandal", kritisiert Engehausen. Gerade in Bayern gebe es viele Fachkliniken in diesem Bereich, die beim Bundes-Klinik-Atlas durchs Raster fielen.

Auch Eltern sollten keinesfalls nach Kliniken für ihre Kinder suchen, weil das Online-Portal hier große Defizite habe, moniert beispielsweise Matthias Keller, der Chef der Kinderabteilung des "Klinikums Dritter Orden" Passau. Der Bundes-Klinik-Atlas liefere hier ausgesprochen irreführende Ergebnisse, weil er nur auf die Erwachsenen-Medizin ausgerichtet sei. Der Pädiatrie-Professor findet daher: "Man kann Eltern nur davon abraten, den Bundes-Klinik-Atlas zu verwenden, um nach der besten Versorgung zu suchen."

Krankenhausgesellschaft fordert Weiterentwicklung

Dass das Suchportal des Bundes wieder abgeschaltet wird, wie es etliche Kliniken fordern, glaubt Verbands-Chef Engehausen allerdings nicht. Er wünscht sich ein Einlenken des Ministeriums und bietet Hilfe bei der Weiterentwicklung des Bundes-Klinik-Atlas an: "Ich glaube, es wäre dringend nötig, dass der Bundes-Klinik-Atlas zusammen mit den Krankenhäusern und auch mit den Patienten-Organisationen weiterentwickelt würde."

Und die Krankenhausgesellschaft betont, sie habe schon seit vielen Jahren ein eigenes Suchportal, das "Deutsche Krankenhausverzeichnis", mit dem sich Patienten über die Angebote verschiedener Kliniken informieren können.

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