Die ukrainischen Truppen sind mehreren Berichten zufolge in der von ihnen besetzten westrussischen Region Kursk in einer schwierigen Lage: Nicht nur haben russische Einheiten die Nachschublinien für die ukrainische Front blockiert, sie versuchen auch weiterhin die ukrainischen Streitkräfte einzukesseln. Einen Tag vor den Gesprächen der Ukraine mit hochrangigen US-Diplomaten in Saudi-Arabien erhöht das den Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
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Russische Truppen rücken offenbar schnell vor
Russische Streitkräfte hatten am Sonntag mehrere Siedlungen in Kurs zurückerobert. Pro-russische Militär-Blogger berichteten nun, russische Soldaten würden im Rahmen einer großen Umzingelungsaktion aus mehreren Richtungen weiter vorrücken. Ziel sei, tausende ukrainische Soldaten zur Flucht oder Kapitulation zu zwingen. Ukrainische Truppen hatten im vergangenen August 1300 Quadratkilometer der russischen Region Kursk eingenommen, um ein Druckmittel für künftige Verhandlungen zu haben. Mitte Februar hatte Russland jedoch mindestens 800 Quadratkilometer zurückerobert.
Laut ukrainischem Fernsehen bekommen die ukrainischen Truppen derzeit auch keinen Nachschub mehr, da die Wege durch russische Drohnen kontrolliert würden. Ukraines Armeechef Oleksandr Syrskyj zufolge besteht jedoch trotz der jüngsten Gegenoffensive Russlands keine Gefahr, in der russischen Region Kursk eingekesselt zu werden. Die Lage sei unter Kontrolle.
Fehlende US-Geheimdienstinformationen machen der Ukraine zu schaffen
Der Ukraine macht auch die schwindende US-Unterstützung zu schaffen: Präsident Donald Trump hatte nach dem Stopp der Waffenlieferungen zuletzt auch einen Teil des Zugangs zu Satellitenbildern für die Ukraine gesperrt und den Austausch von Geheimdienstinformationen auf Eis gelegt. Diese Erkenntnisse und die der US-Aufklärung sind für die ukrainische Luftabwehr entscheidend, um etwa Raketenangriffe abwehren zu können oder Ziele zu treffen.
Am Sonntag erklärte Trump, die USA seien kurz davor, die Ukraine wieder mit Geheimdienstinformationen und Aufklärungserkenntnissen über Maßnahmen des russischen Militärs zu versorgen.
Karte: Die militärische Lage in der Ukraine
Hohe Erwartungen an die Gespräche in Saudi-Arabien
Selenskyj ist unterdessen vor den morgigen Gesprächen über ein mögliches Kriegsende zwischen Russland und der Ukraine inzwischen in Saudi-Arabien eingetroffen. Die US-Regierung erwartet, dass bei den Verhandlungen Fortschritte erzielt werden und auch das Rohstoffabkommen mit der Ukraine unterzeichnet werden kann.
Nach dem Eklat mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus hatte Selenskyj Washington vor knapp zwei Wochen verlassen, ohne den Vertrag zu unterzeichnen. Bei den Gesprächen soll auch der Austausch von Geheimdienstinformationen erörtert werden. Während Trump auf ein schnelles Ende des Krieges drängt, fordert die Ukraine mit Verweis auf viele gebrochene Abkommen durch Russland weiterhin auch Sicherheitsgarantien.
Im Video: Militärökonom Keupp im Interview zum Ukraine-Krieg
Militärökonom Marcus Keupp zu Ukraine-Krieg
Mit Informationen von Reuters und dpa
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