Menschen kühlen sich in dem Wasser auf einem Fontänenfeld in Madrid ab.
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In Städten wird es heißer - was tun zur Abkühlung? Ideen aus der BR24-Community

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Welche Ideen gegen Hitze in Städten die Community diskutiert

An heißen Tagen wird der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land oft deutlich. BR24-User haben Vorschläge gemacht, was gegen das Aufheizen helfen könnte. Manches wird vereinzelt schon umgesetzt – und ist erfolgreich. Ist anderes Zukunftsmusik?

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Wie können wir Hitze in Städten reduzieren? "Autoverkehr reduzieren" ist eine Maßnahme, die häufig gefordert wird. Auch in BR24-Kommentarspalten ist das zu lesen. Begrünungen, Wasserflächen und mehr Abstand zwischen Gebäuden gehören zu gängigen Maßnahmen. Manche Kommunen haben Hitzeschutzpläne eingeführt. Für Würzburg gibt es eine Klimafunktionskarte (externer Link), unter anderem mit ausgewiesenen Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebieten. So kann bei der Neubebauung geschaut werden, welche Bereiche frei bleiben sollten.

Ideen aus der Community: Überdachung von Fußgängerbereichen?

Doch BR24-User diskutieren weitreichendere Schritte. So schlägt "JoooDa" bauliche Maßnahmen vor:

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Kommentar von User "JoooDa" zu beschatteten Fußgängerbereichen mit PV-Dächern

Daraufhin meint "Leibeigener" zwar: "Der Vorschlag ist ja ganz gut, nur ob die eventuell einfachste Lösung die beste ist, wer kann das schon sagen." Seine Einwände: Hagel könnte die Anlagen schädigen, PV-Anlagen wiederum beim Stromproduzieren Wärme abgeben. Ein Gegenargument daraufhin: Wenn die Überdachung hoch genug ist, staut sich die Wärme nicht.

Martin Heinrich ist Koordinator für Mobilitätsanwendungen von Photovoltaik beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Er bestätigt, dass durch Überdachungen mit PV-Anlagen mehr Schutz vor Überhitzung großer versiegelter Flächen gegeben sein kann. "Wir haben da eine gewisse Designfreiheit im PV-Modul-Aufbau." Design und Ertrag sollten aber zusammenpassen. In Freiburg gibt es schon eine Solar-Radwegüberdachung (externer Link) – Module auf Säulen links und rechts, unter denen man wie ein Tunnel durchfährt. Es existieren aber auch Designs wie in Singapur, bei denen große Platten mittig auf Pfeilern liegen – wie flache Pilze sozusagen –, Schatten spenden und nachts als Leuchten genutzt werden können (externer Link).

Auf Hagel- und Schneelasten würden die Solarmodule geprüft. Am Ende sei es eine Kosten-Nutzen-Frage, sagt Heinrich: "Die Solarzellen oben unterzubringen, wird nicht unbedingt die Unterkonstruktion abbezahlen", höchstens nach Jahrzehnten. Manchmal seien Bäume der bessere Weg gegen Hitze, bei überdachten Fahrradwegen oder manchen Straßenzügen, die beispielsweise mit Segeln überspannt werden, sieht Heinrich aber viel Potenzial.

"Alles zugepflastert"

Mehrere User schildern Neubau-Fälle, in denen "die komplette Fläche zugepflastert" worden sei - ohne Grün. "Vorpflaster" statt "Vorgarten" würde User "Gerold" das sarkastisch nennen. Das erinnert an die Diskussionen um Schottergärten: Als erste bayerische Stadt hatte Erlangen Anfang 2020 ein Verbot von Schottergärten für Neu- und Umbauten verabschiedet. Nicht überbaute Flächen und Flächen, die auch nicht als Stell- oder Lagerflächen benutzt werden, sind zu begrünen (externer Link).

Wer versiegelt, muss anderswo Boden entsiegeln?

"Helsinki" schlägt vor: "Vielleicht würde es helfen, wenn für jede neue Versiegelung oder Neubau eine entsprechende Renaturierung als Ersatz verpflichtend wäre (...)". Der BUND unterstützt solche Regelungen. Andreas Faensen-Thiebes, Landesvorstand vom Landesverband Berlin, sagt, dass es die Idee, "wo Boden versiegelt wird, muss eingriffsnah Boden entsiegelt werden" in einigen städtischen Programmen gebe. So erfasst Berlin versiegelte, ungenutzte Flächen, die im Ausgleich dauerhaft entsiegelt werden können, wenn an anderer Stelle versiegelt wird. In Bayerns Bodenschutzprogramm (externer Link) steht als Ziel geschrieben, dass geeignete Flächen verstärkt entsiegelt werden sollen.

Faensen-Thiebes sagt, dass Derartiges aber in der Regel nicht einklagbar sei. Im Rahmen von Baugenehmigungen könnten solche Vorschriften gemacht werden. Es brauche zudem ein öffentlich einsehbares Verzeichnis, in dem eingetragen wird, welche Fläche schon als Kompensation galt, um Doppelnutzungen zu vermeiden, wie "Charlie_te" sie anspricht.

Was New York oder Singapur so machen

"Vielleicht mal bei den Großstädten abschauen, die seit Jahrzehnten hohe Temperaturen haben", empfiehlt "Oli". Singapur etwa wird wegen der vielen Grünanlagen "Gartenstadt" genannt. In Los Angeles wurden Straßen in heller Farbe angesprüht - als reflektierende Beschichtung, damit Straßen abkühlen. Und in New York gibt es immer wieder Tage, an denen Feuerwehrleute Hydranten zur Abkühlung öffnen. Mithilfe spezieller Aufsätze kann dabei Wasser gespart werden.

Statt Hydranten kommen mancherorts Sprühsysteme zum Einsatz, wie sie sich User "Achtung" mehr wünscht. Straubing testete vor zwei Jahren solch ein Nebelsystem. Auch heuer sei es in Betrieb, weil es gut angenommen worden und vom Wasseraufwand überschaubar sei, so ein Sprecher der Stadt. Ein Baustein zum Hitzeschutz.

Im Audio: Welchen Einfluss haben Hitze und Kälte auf E-Auto-Akkus?

Ein E-Auto lädt an der Ladesäule und steht dabei in der Sonne.
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E-Autos in der Sonne: Welchen Einfluss haben hohe und niedrige Temperaturen für die E-Auto-Akkus?

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