Deutschland hat 2024 erstmals alle europäischen Grenzwerte zur Luftqualität einhalten können. Das zeigt eine vorläufige Datenauswertung von rund 600 Messstationen, die das Umweltbundesamt heute veröffentlicht hat.
Die positive Bilanz betreffe vor allem den durchschnittlichen Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Den haben laut UBA alle Stationen zum ersten Mal seit der verbindlichen Grenze im Jahr 2010 eingehalten. Die Grenzwerte für Feinstaub seien bereits das siebte Jahr in Folge im erlaubten Rahmen geblieben. Finale Daten will das Amt im Juni dieses Jahres vorlegen; am Befund soll sich laut UBA aber nichts Grundlegendes mehr ändern.
Punktlandung bei der NO2-Messung in München
Knapp war es der Auswertung zufolge deshalb vor allem bei den Stickstoffdioxid-Werten: So wurde demnach in der besonders befahrenen Essener Kruppstraße ein Mittelwert von exakt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen - also gerade noch so im zulässigen Bereich. In der Münchner Innenstadt, wo an der Messstelle Landshuter Allee 2021 der schlechteste Wert Deutschlands gemessen wurde, lag der Wert mit 39 Mikrogramm knapp unter dem zulässigen Wert. Hier hatte die Stadt zuletzt vermehrt auf Tempo-30-Zonen und Fahrverbote für besonders alte Diesel gesetzt.
Besonders niedrige Stickstoffdioxid-Werte erreichten laut UBA erwartungsgemäß die ländlichen Regionen. So ergab etwa die auf dem Berg Schauinsland im Schwarzwald gelegene Messstelle einen Jahresmittelwert von 1 - und damit den niedrigsten aller Stationen.
UBA-Chef: Maßnahmen schlagen an
UBA-Präsident Dirk Messner betonte, dass die positive Entwicklung bei den Grenzwerten kein Selbstläufer sei, sondern Ergebnis gezielter Luftreinhaltemaßnahmen auf Ebene der EU, des Bundes, der Länder und Kommunen. Hilfreich sei hier insbesondere die Nachbehandlung von Abgasen gewesen, etwa durch Partikelfilter, erklärte Messner. Auch die Elektrifizierung von Bussen im öffentlichen Personennahverkehr und Geschwindigkeitsbegrenzungen hätten zu den besseren Luftwerten beigetragen.
Grenzwertige Grenzwerte
Trotz der positiven Nachricht gibt es laut UBA aber im besten Wortsinne noch Luft nach oben. Zum einen hat eine anhaltende Inversionswetterlage in der ersten Februarhälfte für so schlechte Luft gesorgt, dass es fraglich erscheint, ob die Werte auch 2025 wieder durchgehend eingehalten werden können. Zum anderen sind die aktuell geltenden Grenzwerte mehr als 20 Jahre alt und entsprechen laut UBA "nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung". Die Weltgesundheitsbehörde WHO empfiehlt seit Jahren deutlich niedrigere Richtwerte.
Video: Windstille und miese Luft - die Wetterlage Anfang Februar
Abgase aus dem Straßenverkehr sind Hauptverursacher von Feinstaub.
Ab 2030 gelten strengere Vorgaben
Ende 2024 trat dazu die neue europäische Luftqualitätsrichtlinie in Kraft, mit der sich die EU an diese Richtwerte annähern will. Der zulässige Jahresmittelwert für NO2 soll 2030 von 40 auf 20 Mikrogramm pro Kubikmeter sinken, der Feinstaub-Grenzwert für feinere Partikelgrößen (PM2,5) von 25 auf 10 Mikrogramm. Damit hätten es deutsche Städte mit der jetzigen Ausgangslage künftig deutlich schwerer, die Grenzwerte einzuhalten.
Das Umweltbundesamt äußert sich dazu aber zuversichtlich: Eine flächendeckende Einhaltung aller Grenzwerte in Deutschland könne bis zum Jahr 2035 erreicht werden, heißt es.
Mit Material der dpa
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