Die französische Riviera ist schon in normalen Zeiten für ihren Glamour bekannt. In den kommenden zehn Tagen herrscht an der Côte d'Azur aber wieder ein regelrechter Ausnahmezustand: Am Abend ist in Cannes zum 77. Mal das Internationale Filmfestival eröffnet worden. Stars aus der ganzen Welt geben sich dann die Ehre. Zu Beginn stand gleich eine echte Hollywood-Größe auf dem roten Teppich: Die US-Schauspielerin Meryl Streep.
US-Schauspielerin Meryl Streep für Lebenswerk geehrt
Für die 74-Jährige ist es ein ganz besonderes Jahr. Streep ist mit einer Goldenen Ehrenpalme für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden. "Du hast unsere Art verändert, wie wir auf Frauen in der Kinowelt schauen", sagte die französische Schauspielerin Juliette Binoche in ihrer Hommage bei der Preisübergabe. "Indem Du uns zum Lachen, zum Weinen und zum Träumen gebracht hast, hast Du Dir einen unauslöschlichen Platz in der Geschichte des Kinos verschafft", fügte sie hinzu.
Streep, die ein langärmeliges weißes Wickelkleid mit Schleppe trug, wurde vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus begeistert gefeiert. Wegen ihrer Wandlungsfähigkeit gilt Meryl Streep vielen als beste Schauspielerin der Welt und Hollywood-Idol ohne Gleichen. Sie drehte Kultfilme wie "Kramer gegen Kramer", "Jenseits von Afrika" und "Der Teufel trägt Prada" und bekam dafür drei Oscars und insgesamt 21 Oscar-Nominierungen.
Auch deutsche Stars auf dem roten Teppich
Streep selbst dankte ihrerseits dem Publikum, "dass Sie sich an meinem Gesicht nicht so schnell satt gesehen haben". "Als ich vor 35 Jahren das erste Mal in Cannes war und schon drei Kinder hatte, dachte ich, dass meine Karriere vorbei war", so die Künstlerin.
Zu den Gästen, die beim diesjährigen Schaulaufen auf dem roten Teppich vor den in Smoking und Fliege gekleideten Fotografen posierten, zählten auch der deutsche Schauspieler Matthias Schweighöfer, das Model Heidi Klum in einem gebauschten roten Kleid und der Filmhund Messi, der als Maskottchen des diesjährigen Festivals gilt. Der französische Schauspieler Philippe Torreton zeigte sich mit einer gelben Schleife am Revers, einem Zeichen der Solidarität mit den israelischen Geiseln.
Neue Sexismus-Vorwürfe überschatten diesjähriges Festival
Das Filmfestival steht in diesem Jahr unter dem Zeichen von einer neuen #MeToo-Welle. Kurz vor Beginn der Veranstaltung hatten zahlreiche Prominente und Betroffene in Frankreich mangelnde Konsequenzen bei sexueller Gewalt angeprangert. "Trotz des Muts der Opfer wächst die Straflosigkeit", heißt es einem in der Zeitung "Le Monde" veröffentlichten Appell.
Zu den Unterzeichnerinnen zählen die Schauspielerinnen Isabelle Adjani, Juliette Binoche und Judith Godrèche, die in Cannes einen Film über die #MeToo-Bewegung vorstellt. "Es ist nicht akzeptabel, dass der Anteil der Verfahren, die eingestellt werden, 2022 bei 94 Prozent lag", heißt es in dem Schreiben. Die Unterzeichnerinnen fordern eine Gesetzesreform, die die Straftat "Vergewaltigung" besser definiert, den Schutz der Opfer verbessert und spezialisierte Polizeieinheiten vorsieht.
Eröffnungsfilm über KI in der Kinowelt
Durch die Eröffnungszeremonie führte die Schauspielerin Camille Cottin. Auch sie sagte in Anspielung auf die neu entfachte Debatte: "Die nächtlichen Begegnungen mit einflussreichen Männern in deren Hotelzimmern gehören heute nicht mehr zu Cannes". Neben Streep begrüßte Cottin auch die diesjährige Jury auf der Bühne, die von der Regisseurin Greta Gerwig angeführt wird.
Die französische Musikerin Zaho de Sagazan sang für die sichtlich gerührte "Barbie"-Regisseurin ein Cover des David-Bowie-Songs "Modern Love" auf der Bühne - eine Hommage an den Film "Frances Ha", in dem Gerwig mitspielt und für den sie auch das Drehbuch mit verfasste. Darin kommt das Lied an prominenter Stelle vor. Als Eröffnungsfilm zeigte der französische Filmemacher Quentin Dupieux seine Komödie "Le deuxième Acte" mit Léa Seydoux und Vincent Lindon. Darin geht es auf humorvolle Weise auch um den Einfluss der Künstlichen Intelligenz in der Kinowelt - ein Thema, das zunehmend Aufmerksamkeit erhält.
22 Werke kämpfen um "Goldene Palme"
Das politische Tagesgeschehen ist auf dem Festival in Filmen über den jungen Donald Trump, einen russischen Dichter im Exil oder den Kriegsalltag in der Ukraine präsent. Zu den 22 Filmen im Wettbewerb um die Goldene Palme zählen der Science-Fiction-Film "Megalopolis" von US-Altmeister Francis Ford Coppola und der britische Film "Bird" mit dem deutschen Schauspieler Franz Rogowski. Neu in Cannes ist in diesem Jahr ein Wettbewerb für sogenannte immersive Werke, die Techniken wie virtuelle Realität verwenden.
Mit Material von dpa und AFP.
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