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Gäste bei der "praktisch nackt" Party im Dezember 2023 in Moskau

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Drohungen nach "Nacktparty": Russischer Rapper flieht in die USA

Drohungen nach "Nacktparty": Russischer Rapper flieht in die USA

Weil er nur mit einer Socke "bekleidet" in einem Moskauer Nachtclub feierte, geriet der Rap-Sänger Nikolai "Vacio" Wassiljew ins Fadenkreuz der russischen Behörden. Er sollte eingezogen werden. Jetzt verließ er seine Heimat, der Aufruhr ist groß.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Ich mag es nicht, wenn alles so traurig ist, und zwar nicht traurig im romantischen Sinne, sondern existentiell traurig", schrieb der aus Jekaterinburg stammende russische Rapper Nikolai "Vacio" Wassiljew (26) im April auf seinem Telegram-Kanal. Schon damals ließ er seine Fans wissen: "Ich denke über einen Abgang aus Moskau nach. Das wird ziemlich hart."

Jetzt ist er nach Angaben einer Musikerkollegin in die USA ausgereist, offenbar ohne vorher seinen Anwalt zu informieren. Der jedenfalls zeigte sich auf Nachfrage russischer Medien ahnungslos und teilte mit, der Künstler habe für den 15. Mai (nach anderen Quellen 13. Mai) eine Vorladung zur Einberufung an die Front gehabt.

Rapper: "Gefühle vieler Menschen verletzt"

Grund für den Frust des Rappers: Er hatte wie viele andere Promis am 21. Dezember letzten Jahres im Moskauer Nachtclub "Mutabor" an einer Erotik-Party unter dem Motto "praktisch nackt" teilgenommen, und sich dabei lediglich eine weiße Socke über den Penis gestreift. Das machte wochenlang Schlagzeilen und verärgerte den Kreml. Sogar Putin persönlich regte sich mehrmals über den Vorfall auf.

"Vacio" war wegen "Rowdytum" zunächst zu 15 Tagen Haft, danach wegen "Ungehorsam gegenüber Polizisten" zu weiteren zehn Tagen verurteilt worden. Außerdem musste er umgerechnet rund 2.000 Euro Strafe zahlen. Er entschuldigte sich öffentlich per Video, weil er die "Gefühle vieler Menschen in einer so schwierigen Zeit" verletzt habe und in keiner Weise die Anliegen der "LGBT"-Bewegung teile, wobei unklar blieb, ob diese demonstrative Geste erzwungen war. Noch im Januar wurde er gemustert. Es war davon die Rede, dass er "zur Buße" in eine Militärkapelle gesteckt werden sollte.

Kreml-Sprecher: "Weniger tolerant geworden"

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der "Washington Post" am 6. Mai [externer Link]: "Wenn bestimmte Partys und Nachtclubs von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden, muss die Polizei Maßnahmen ergreifen, um sie mit der öffentlichen Stimmung in Einklang zu bringen. Die Gesellschaft ist gegenüber manchen Partys und Nachtclubs inzwischen weniger tolerant geworden."

Ähnlich drückten sich zahlreiche russische Politiker aus, vom Außenministerium bis zum Sicherheitsrat: "Die Bacchanalien, die in Nachtclubs, auch in den Hauptstadtclubs, stattfinden, unter Beteiligung von Stars des Showbusiness, die mit Geld um sich werfen, wirken unannehmbar ekelhaft", so Sicherheitspolitiker Nail Muchitow: "Gleichzeitig sind ihr Lebensstil und ihre Weltanschauung auf einem derartigen Tiefpunkt angelangt, dass das niemand mehr versteht."

Kollegin: "Unreife - was kann ich mehr sagen"

Jetzt teilte die Sängerin Jana Dschalju mit, die Kunstfigur "Vacio" gebe es nicht mehr [externer Link]. In seinen letzten Audiobotschaften habe Wassiljew sich bitterlich über sozialen Druck beschwert, obwohl er viel Unterstützung bekommen habe: "Hier ist also eine weitere Person, die vom amerikanischen Traum mitgerissen wurde und gegangen ist! Besessen von der Idee, dass dort alles einfach und natürlich in absoluter Freiheit und entspannter Atmosphäre ablaufen würde. Welche Selbsttäuschung! Richtig hoch fliegen kann man durch das Abschneiden der eigenen Wurzeln allerdings nicht mehr. Unreife – was kann ich mehr sagen!"

Wassiljews Anwalt hatte nach der Verhaftung seines Mandanten erklärt: "Er wird nicht ins Ausland weglaufen, er wird keine Angst haben. Es ist die ehrenvolle Pflicht eines jeden Bürgers der Russischen Föderation, zu dienen!"

Der Künstlername "Vacio" soll dem gleichlautenden spanischen Wort für "Leere" entlehnt sein. Der Sänger trat mit russischen Berühmtheiten wie Diman Bilan auf, dem mehrfachen ESC-Teilnehmer, der den Wettbewerb 2008 gewann.

"Sie verwandeln Männer in Banditen"

Für den Kreml sind die neuerlichen Schlagzeilen um "Vacio" unangenehm, weil sie ein trübes Licht auf die lautstarke Propaganda für sogenannte "traditionelle Werte" werfen und auch im Zusammenhang mit der Dauerdebatte über eine weitere Mobilisierung kaum erwünscht sein dürften. Die "Flucht" eines bei der russischen Jugend derart bekannten Rappers wird von allen großen Medien thematisiert. Regierungsnahe Journalisten versuchten den Weggang von Wassiljew damit zu erklären, dass er über die geringen YouTube-Abrufe seines neuesten Videos "enttäuscht" gewesen sei.

Russische Leser begrüßten "Vacios" Entscheidung: "Sie verwandeln Männer in Banditen. Sollen doch die Kinder der Beamten und Abgeordneten in die Armee eintreten." Das russische Militär sei "zu einer Schande" geworden. Jeder Mensch müsse sein eigenes Schicksal selbst in die Hand nehmen. Andere fragten sich allerdings, warum der Rapper nach seiner Vorladung überhaupt noch unbeaufsichtigt gewesen sei: "Auf Partys schwenkte er seine Männlichkeit, aber als es darauf ankam, rannte er weg."

"So einen Wunsch hatte ich noch nie"

Die Organisatorin der "Nacktparty", die Star-Bloggerin Anastasia Iwlejewa, sagte übrigens kürzlich auf die Frage, ob sie Russland verlassen wolle: "So einen Wunsch hatte ich noch nie. Und warum sollte ich überhaupt mein Heimatland verlassen, wo ich alles habe? Einfach alles, Freunde, Familie, Geschäft, Arbeit, Publikum. Das heißt, diese Frage habe ich mir noch nie gestellt, kein einziges Mal." Sie habe sich darüber geärgert, dass manche Medien fälschlich über ihre Abreise nach Dubai berichtet und dabei sogar die angebliche Farbe ihrer Koffer beschrieben hätten.

Der Kommentar eines Beobachters: "Sie lebt in einem Russland, wo sie alles hat. Wir leben offenbar in einem anderen."

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