Ein in grün gekleideter Priester, hält den Kopf einer schreienden Frau fest, die ihre Arme nach hinten streckt. Die Szene spielt auf der Bühne des ETA Hoffmann Theaters in Bamberg. Im Hintergrund stehen in Regalen rote Aktenkisten.
Bildrechte: BR 2024
Bildbeitrag

"Jahre ohne Sommer": Das Theaterstück zeigt, wie ein System aus Frauenhass entstand.

Bildbeitrag
> Kultur >

"Jahre ohne Sommer": Wie ein System aus Frauenhass entstand

"Jahre ohne Sommer": Wie ein System aus Frauenhass entstand

Am Sonntag feiert "Jahre ohne Sommer" im ETA-Hoffmann-Theater in Bamberg Premiere: Ein Stück über die Hexenverfolgung, in dem Autorin Amanda Lasker-Berlin der Frage nachgeht, wie Hass gegen Frauen entsteht.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

400 Jahre ist es her: Anfang des 17. Jahrhunderts wurden rund 1.000 Menschen in Bamberg als vermeintliche Hexen verurteilt und verbrannt. Der damalige Weihbischof Friedrich Förner taucht in "Jahre ohne Sommer" als Hauptfigur auf und verbreitet auf der Bühne in Predigten Hass. Die Autorin, Amanda Lasker-Berlin, inszeniert ihr eigenes Stück selbst als Uraufführung.

Anfang des 17. Jahrhunderts erlebte ganz Europa Wetterextreme und Kälteeinbrüche, es folgten die "Jahre ohne Sommer" mit erheblichen Ernteausfällen, die die soziale Unsicherheit noch verstärkten und die Inflation grassieren ließen. Dafür wurden Schuldige gesucht und in angeblichen Hexen und Hexern gefunden, so Lasker-Berlin. Allein in Bamberg wurden in drei Wellen von 1612 bis 1631 hunderte Menschen verurteilt und getötet.

Hass traf nicht nur Außenseiterinnen

In Bamberg wütete der Hexenwahn besonders heftig. Es traf nicht nur Außenseiterinnen. Bis in die Oberschicht wurden Frauen und Männer ins Malefizhaus gesperrt und gefoltert. Am Ende gestanden sie unter Folter ihre vermeintlichen Taten und wurden als Hexe oder Magier zum Tode verurteilt. In ihrem auf dokumentarischem Material basierenden Auftragswerk für das ETA-Hoffmann-Theater fragt Amanda Lasker-Berlin, wie dieses System aus Anklagewahn und Hass entstehen konnte.

Hass gegen Frauen ist auch heute Realität

Im Theaterstück tauchen reale Figuren aus der Bamberger Geschichte auf, etwa Lena Pantzer, die erste der Hexerei bezichtigte Frau, oder Weihbischof Friedrich Förner. Die Figuren aus der Bamberger Geschichte von damals verwandeln sich auf der Bühne in Figuren von heute, die mit Hass und Hetze im Internet zu tun haben. Aus der verurteilten Hexe von damals wird im Stück eine Ärztin, die online Morddrohungen erhält, weil sie Menschen impft. "In dem Stück arbeiten wir die Geschichte auf, fragen aber auch, welche Dynamiken der Verfolgung und des Hasses man heute wieder sieht", so Lasker-Berlin. Und da sei Internethasskriminalität auch etwas sehr Aktuelles und auch etwas, das viele Frauen betreffe.

Chronistin führt durch das Stück

Die Schauspieler schlüpfen in "Jahre ohne Sommer" in verschiedenen Zeiten in unterschiedliche Rollen. Das Bühnenbild ist ein Archiv mit vielen Akten und Dokumenten, ganz in Rot gehalten. Eine Chronistin, gespielt von Alina Rank, führt durch das Stück. "Wir haben die Chronisten in ein Archiv gesetzt, aus der sie, durch die Zeiten hinweg die Geschichten der Opfer aus den Archivregalen zieht und diese Geschichten erzählt", so Dramaturgin Pauline Donschen. Am Sonntag feiert "Jahre ohne Sommer" im ETA-Hoffmann-Theater Premiere und geht der Frage nach, wie ein System aus Anklage und Hass entstehen konnte.

Ein Schauspieler im Talar eines Priesters, steht auf der Bühne und breitet die Arme aus. Vor ihm steht eine Frau im grünen Kleid.
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Jahre ohne Sommer ETA Hoffmann Theater

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!