02.03.2025, USA, Los Angeles: Sean Baker, Gewinner der Preise für das beste Originaldrehbuch, den besten Filmschnitt, die beste Regie und den besten Film für "Anora", posiert im Presseraum der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre in Los Angeles. Foto: Jordan Strauss/Invision/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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97. Academy Awards

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"Lang lebe der Independent-Film": "Anora" triumphiert bei Oscars

"Lang lebe der Independent-Film": "Anora" triumphiert bei Oscars

"Anora" ist der große Abräumer bei den diesjährigen Oscars. Fünfmal wurde die Tragikomödie ausgezeichnet, darunter auch der Preis für den besten Film. Als einziger Deutscher durfte sich Gerd Nefzer über einen Academy Award freuen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Der Indie-Film "Anora" hat bei der 97. Verleihung der Academy Awards die Königstrophäe gewonnen. Die Tragikomödie um eine Sexarbeiterin und Stripperin, die mit dem Sohn eines russischen Oligarchen durchbrennt, dominierte den Galaabend im Dolby Theatre in Los Angeles: Neben dem Preis für den besten Film brachte "Anora" dem Filmemacher Sean Baker die Auszeichnung als bester Regisseur ein. Mikey Madison gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin. "Lang lebe der Independent-Film", rief Baker in seiner Dankesrede.

Adrien Brody gewinnt zweiten Oscar

Adrien Brody wurde für seine Rolle in Brady Corbets "Der Brutalist" zum besten Hauptdarsteller gekürt und setzte sich damit unter anderem gegen den favorisierten Timothée Chalamet ("Like A Complete Unknown") durch. Darin verkörpert Brody den Architekten Lázló Tóth, der dem Holocaust entflieht und in die USA aufbricht, um sich seinen amerikanischen Traum zu erfüllen und den Architekturstil erschafft, nach dem der Film benannt ist. Es war bereits sein zweiter Oscar in der Kategorie.

"Ich bin einmal mehr hier, um die anhaltenden Traumata und die Auswirkungen von Krieg und systemischer Unterdrückung und von Antisemitismus und Rassismus und Ausgrenzung zu repräsentieren", so Brody in der Dankesrede. "Ich bete für eine gesündere und glücklichere und inklusivere Welt. Und ich glaube, wenn die Vergangenheit uns etwas lehren kann, dann ist es die Erinnerung daran, Hass nicht durchgehen zu lassen."

Der Oscar für den besten Nebendarsteller ging an Kieran Culkin ("A Real Pain"). Beste Nebendarstellerin wurde Zoe Saldaña ("Emilia Pérez"), die auf der Bühne unter Tränen ihre Mutter erwähnte und daran erinnerte, dass sie selbst Kind von Einwanderern sei.

Im Audio: BR-Filmkritiker Markus Aicher über die Oscar-Verleihung

BR-Filmkritiker Markus Aicher im Gespräch über die Oscar-Verleihung 2025.
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Zum ersten mal Host bei den Oscars: Comedian Conan O'Brien

Gerd Nefzer hat bei Spezialeffekten die Nase vorn

Unter den deutschen Nominierten durfte sich nur Gerd Nefzer freuen. Für seine Arbeit an "Dune 2" bekam er seinen bereits dritten Oscar in der Sparte "beste visuelle Effekte". Kostümbildnerin Lisy Christl und Komponist Volker Bertelmann, die für den Vatikanthriller "Konklave" nominiert waren, setzten sich dagegen nicht durch. Der Film von Regisseur Edward Berger gewann allerdings eine Auszeichnung für das beste adaptierte Drehbuch.

Für Deutschland war auch das Drama "Die Saat des heiligen Feigenbaums" des in Hamburg lebenden iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof nominiert. Der Preis in der Sparte "bester internationaler Film" ging allerdings an das Drama "I'm Still Here" über die Militärdiktatur in Brasilien. Die deutsche Produktion "September 5" über das Olympia-Attentat 1972 in München, die für das beste Originaldrehbuch nominiert war, verpasste die Auszeichnung ebenfalls.

Conan O'Brien gelingt sein Debüt all Oscar-Host

Erstmals moderierte US-Comedian Conan O'Brien (61) die Verleihung. In seiner Eröffnungsrede teilte er unter anderem gegen Schauspielerin Karla Sofía Gascón aus. Die Hauptdarstellerin des Films "Emilia Pérez" hatte sich in alten, inzwischen gelöschten Posts auf dem Portal X islamfeindlich und rassistisch geäußert. Der Musical-Thriller war mit 13 Nominierungen ins Rennen gegangen und gewann letztlich lediglich in zwei Kategorien.

Politisch wurde die Verleihung nur manchmal

Politisch wurde die 97. Oscarverleihung nur in wenigen Momenten. Ein Oscar ging an den Dokumentarfilm "No Other Land" eines palästinensisch-israelischen Teams, der von der Räumung palästinensischer Dörfer im Westjordanland erzählt. Den Filmemachern wurde bei der Berlinale 2024 eine einseitige Positionierung im Nahost-Konflikt und teils auch Antisemitismus vorgeworfen.

Die Regisseure nutzten die Bühne in Los Angeles, um auf die Situation in ihrer Region hinzuweisen. "'No Other Land' spiegelt die harte Realität wider, die wir seit Jahrzehnten ertragen und gegen die wir uns immer noch wehren", sagte der palästinensische Filmemacher Basel Adra, "während wir die Welt auffordern, ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen, um die Ungerechtigkeit zu beenden und die ethnische Säuberung des palästinensischen Volkes zu stoppen."

Schauspielerin Daryl Hannah erinnerte auf der Bühne an die Ukraine, die sich seit drei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands verteidigt.

Mit Informationen der dpa.

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