Zwar kommt der Religionsunterricht in der Beliebtheit nicht an die Spitzenreiter Biologie und Geschichte heran. Trotzdem finden zwei Drittel der Befragten: Religion soll ein ordentliches Schulfach und damit verpflichtend sein. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der evangelischen Landeskirche. Die Gründe: Vermittlung von Werten wie Toleranz, das Recht auf religiöse Bildung, aber auch, dass es im Reli-Unterricht nicht nur um Leistung gehe.
Ein "Beitrag zur Identitätsbildung"
Trotzdem: In einer immer vielseitiger werdenden Gesellschaft müsse sich auch der Religionsunterricht weiterentwickeln, räumt Detlev Bierbaum, Oberkirchenrat und Abteilungsleiter für den Bereich Schule im evangelischen Landeskirchenamt, ein.
"Ich behaupte, dass ein in Anführungszeichen moderner Religionsunterricht ganz stark die Auseinandersetzung suchen muss, zum Beispiel mit dem Islam, aber auch in einem ständigen Dialog sein muss mit unseren katholischen Mitbrüdern und Schwestern. Ich bin ein starker Vertreter des konfessionellen Religionsunterrichts, weil ich denke, dass er Identität begründet. Wer seine Identität kennt, der hat keine Angst vor anderen und kann sich sehr gut im Dialog bewegen." Detlev Bierbaum, evangelischer Oberkirchenrat
Rückendeckung bekommt die Kirche sowohl von Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle, als auch vom Lehrerverband BLLV, die sich beide für Religion als Schulfach stark machen. Auch die Religionspädagogin Ute Jarallah aus Nürnberg ist Befürworterin des konfessionellen Religionsunterrichts, wie er in Bayern angeboten wird – katholisch und evangelisch getrennt.
"Ich würde sehr ungern den konfessionellen Unterricht abschaffen, denn ich denke, man braucht auch Profil und es geht über die normale Wertevermittlung hinaus. Ich sehe immer wieder dass Kinder so esoterische Sachen aufgreifen, wenn da die Kirche zu wenige bietet." Ute Jarallah, Religionspädagogin
Konfessioneller Unterricht – ein Auslaufmodell?
Trotz der breiten Akzeptanz lehnt ein Viertel der bayerischen Bevölkerung Religion als ordentliches Schulfach laut der aktuellen Studie ab.
In manchen anderen Bundesländern ist konfessioneller Religionsunterricht angesichts immer weniger getaufter Kinder nicht mehr der Regelfall: In Nordrhein-Westfalen sitzen Protestanten und Katholiken zum Teil gemeinsam im Religionsunterricht. In Hamburg kommen noch Schüler aus anderen Glaubensrichtungen dazu. In Brandenburg macht die Religion nur noch einen Teil des Schulfachs „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ aus.