Für 368 Stimmberechtigte ist am Sonntag die zweite und letzte Tagung der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode im Vatikan zu Ende gegangen. "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können" lautete die titelgebende Fragestellung der zweiten Synoden-Runde. Wie schon bei der ersten Zusammenkunft der Synodalen vor einem Jahr im Vatikan waren unter den stimmberechtigten Teilnehmern erstmals nicht nur Bischöfe und damit Männer, sondern auch 96 Personen ohne Weihe – Männer wie Frauen.
Zentrales Anliegen der Zusammenkunft in zwei Etappen war ein besseres Miteinander zwischen Bischöfen, Geistlichen und Laien bis hin zu Möglichkeiten für eine Beteiligung an kirchlicher Leitung für Laien, welche die katholische Kirche bislang geweihten Kirchenmännern vorbehält. Die Weltsynode mündete in ein 50-seitiges Schlussdokument mit Empfehlungen an die Ortskirchen und den Papst.
Entscheidungen zu treffen "bleibt der Hierarchie reserviert"
Unter anderem werden darin kirchenrechtlich schon bestehende Möglichkeiten partizipatorischer Kirchengremien hervorgehoben, die laut dem Papier schon jetzt die Beteiligung von Laien an kirchlichen Entscheidungsprozessen ermöglichen. Darin bestünde "einer der vielversprechendsten Handlungsbereiche für eine rasche Umsetzung der synodalen Leitlinien, die rasch spürbare Veränderungen bewirken können". Für den Passauer Bischof Stefan Oster sei damit "völlig klar": "Der 'Decision-Making'-Prozess bezieht möglichst viele ein, aber der 'Decision-Taking'-Prozess bleibt der Hierarchie reserviert."
Keine verbindlichen Beschlüsse bei Weltsynode, "nur" Empfehlungen
Verbindliche Beschlüsse auch zu weiteren Reformwünschen, etwa rund ums Zölibat, die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern oder eine Veränderung der Sexualmoral, wurden nicht getroffen. Doch die Synode hat deutlich gemacht, dass diese Themen nicht nur von Katholiken in Deutschland kontrovers diskutiert werden. Auch die Idee, Laien bei der Wahl eines Bischofs mit einzubeziehen, bleibt ein unverbindlicher Vorschlag des Synodendokuments.
"Eine Synode kann nicht alle Probleme der katholischen Kirche lösen. Sie hat sich ihnen aber gestellt", sagt der Bochumer Theologe und Synoden-Berater Thomas Söding dem BR. "Die allermeisten Bischöfe haben verstanden", so seine Einschätzung.
Frauen weihen? Frage "bleibt offen"
Wie kontrovers einzelne Reformanliegen in der katholischen Kirche nach wie vor sind, zeigte sich auf der Synode bei der Frage nach der Zulassung von Frauen zum untersten Weiheamt der katholischen Kirche, dem Diakonat. Ins Abschlussdokument geschafft hat es der Satz: "Die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat bleibt offen." Dabei hatte Franziskus bereits lange vor und unabhängig von der Synode zweimal eine Kommission eingesetzt, die sich mit der Frage beschäftigt. Ergebnisse der Beratungen wurden bis heute nicht öffentlich.
Der entsprechende Passus zum Diakonat im Abschussdokument erhielt von 97 Synodalen ein Nein – das entspricht mehr als 25 Prozent der Stimmberechtigten. Damit war der Punkt zum Frauen-Diakonat der strittigste Teil des gesamten Dokuments.
"Es ist offenbar kein ausreichender Wille da, die offene Diskriminierung zu beenden", zeigt sich die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, enttäuscht. Frauen würden nach wie vor über "Mütterlichkeit und Warmherzigkeit" definiert, "aber für Fähigkeiten des Führens, des Entscheidens, der Bekleidung kirchlicher Weiheämter" kämen sie nicht in Betracht.
Papst lässt keinen rechtsverbindlichen Text folgen
Einige Synoden-Teilnehmer hatten bereits kommen sehen, dass sich die Synode nicht für konkrete Schritte in Richtung Frauenweihe aussprechen würde. Noch vor Abschluss der Beratungen warben sie bei einem Treffen mit dem Chef der Glaubenskongregation des Vatikans, Kardinal Viktor Fernandez, für eine eigene Synode zum Thema.
Einstweilen bleibt es beim Abschlussdokument: Der Papst hat angekündigt, dem Empfehlungspapier kein eigenes Schreiben folgen zu lassen, das verbindlichen Charakter hätte. "Sehr hilfreich", meint Synoden-Berater Thomas Söding, weil "wir jetzt nicht erst noch auf ein postsynodales Schreiben warten müssen, sondern wissen, dass der Papst will, was die Synode will". "Richtig schwierig", urteilt hingegen der Passauer Bischof Stefan Oster über das Ausbleiben eines verbindlichen Textes aus der Feder des Papstes. Mit dem Abschlusspapier sei "interpretationsoffen", was konkrete Früchte der Synode sein können.
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