"Das ist das Herz Würzburgs, wenigstens für die katholische Kirche", sagt Wolfgang Schneider, Diözesankonservator im Bistum Würzburg mit Blick auf die Schädelreste im gläsernen Schrein. Es sind Reliquien, also religiös verehrte Überreste, der drei "Frankenapostel" Kilian, Kolonat und Totnan.
Am vergangenen Donnerstag sind die Schädel unter größter Geheimhaltung auf Reisen gegangen. Nach Hause in ihre irische Heimat, aus der die Apostel einst kamen, um die Franken zu missionieren und ihnen damit den Glauben zu bringen.
Wallfahrt in die Heimat der Frankenapostel
Heute sollen die Reliquien der Frankenapostel in Irland eintreffen. Hintergrund ist die Wallfahrt des Bistums Würzburg nach Irland, in die Heimat der drei Frankenapostel.
Kilian, Kolonat und Totnan waren irische Missionare, die im siebten Jahrhundert den katholischen Glauben nach Franken gebracht haben. Ihre Reliquien sind eigentlich in zwei Würzburger Kirchen untergebracht, dem Neumünster und dem Dom. Die Schädel, oder das, was von ihnen übrig ist, stehen eigentlich im Altar des Würzburger Doms. Im Rahmen einer kleinen Andacht wurde der Schrein dort nun ganz vorsichtig herausgenommen.
Lange Vorbereitungen unter größter Geheimhaltung
Dass der Transport der Reliquien mehr oder weniger heimlich passiert, war dem Bistum wichtig, sagt Generalvikar Jürgen Vorndran. Denn die Reise der drei Frankenapostel sei mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden. Deswegen reisen die Reliquien auch mit der Fähre, das sagte Diözesankonservator Wolfgang Schneider schon vor einiger Zeit dem Würzburger Sonntagsblatt. Das Bistum habe deswegen lange gezögert. "Aber die Freundschaft mit den Iren war dann so stark, dass wir ja sagen mussten", so Generalvikar Vorndran weiter. Seit zehn Jahren gebe es von irischer Seite den Wunsch, die Reliquien der irischen Missionare auf der grünen Insel zu sehen.
Kilian stehe für Mut aus dem Glauben heraus, sagt Martin Hayes, Bischof der gastgebenden Diözese Kilmore, auf deren Gebiet Kilians Geburtsort Mullagh liegt. Mit seinem Aufbruch aufs europäische Festland sei er bereit gewesen, sich mit neuen Sprachen und Kulturen auseinanderzusetzen. "Solchen Mut braucht die Kirche auch heute", so Hayes.
Aura der Frankenapostel in Würzburg präsent
Die drei Frankenapostel haben auch für viele Katholiken in Unterfranken eine besondere Bedeutung, sagt Diözesankonservator Wolfgang Schneider, der für den Transport zuständig ist. "Da sind unsere Bistumspatrone, die seit Jahrhunderten hier im Dom gehütet werden. Sie sind letztlich präsent und nach katholischem Verständnis jetzt nicht nur als schnöder Knochen, sondern die ganze Aura dieser Heiligen ist hier natürlich noch da."
Schädel-Transport in spezieller Klimabox
Trotz dieser geistlichen Aura sollen die Schädel nun ganz weltlich nüchtern per Lkw nach Irland gebracht werden. Zuständig dafür ist eine auf Kunsttransporte spezialisierten Transportfirma. Der Transport der Reliquien ist nicht ganz einfach, in dem Schrein sind sie auf genau ausgemessenen Unterlagen gebettet und befestigt. Damit die Reisebedingungen für die Reliquien gleich bleiben und zum Beispiel Temperaturschwankungen ausbleiben, reisen sie in einer Klimakiste. "Man weiß, dass die Stücke in guten Händen sind, und der Transport in der Klimakiste ist genau für diese Aufgabe gemacht", sagt Wolfgang Schneider.
Kilian kehrt zurück nach Mullagh
Läuft alles nach Plan, erwarten die Überreste der Frankenapostel ihre Gläubigen aus Würzburg ab Dienstag in Irland. Vor Ort übernehmen die irischen Gastgeber die Reliquien und betreuen sie während der gesamten Reise. Die Wallfahrt des Bistums Würzburgs mit etwa 100 Pilgerinnen und Pilgern nach Mullagh, dem Geburtsort des Heiligen Kilians, beginnt am zweiten Oktober.
Nach der Reise auf die grüne Insel kehren die Reliquien wieder zurück nach Würzburg und werden an der gewohnten Stelle im Altar des Doms eingesetzt.
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