Weiß-gelbe Fassade, Türme und Kuppeln: So thront das Käppele zwischen den Bäumen hoch über Würzburg. Zum Jubiläum "200 Jahre Kirch-Weihe" wird am Sonntag eine Prozession über den Stationen-Weg zum Käppele ziehen. Bischof Franz Jung feiert dort einen Pontifikal-Gottesdienst.
Innenraum des Käppeles durch Kerzen verrußt
Von außen ist die kleine Wallfahrtskirche gut in Schuss. Doch wenn man die Kirche betritt, ist es dunkel. "Die Wände und die kunstvollen Decken-Fresken sind von den Wachs-Kerzen total verrußt. Selbst wenn draußen die Sonne scheint und wir innen das Licht einschalten, wirkt es düster", sagt Ulrich Wagenhäuser, Diakon und stellvertretender Kirchenverwaltungsvorstand.
Arbeiten sollen nächstes Jahr starten
"Die letzte Innen-Sanierung war von 1972 bis 1975 – deshalb ist eine umfassende Sanierung jetzt dringend nötig", so Wagenhäuser. Sie soll nächstes Jahr starten – und nach aktuellem Stand fünf bis sechs Jahre dauern.
An manchen Stellen gab es bereits Voruntersuchungen. Teile von Malereien sind vom Schmutz befreit. Sie wirken viel heller und die Farben leuchten – ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie der ganze Innenraum in Zukunft wieder farbenfroh erstrahlen soll. Restauratorinnen und Restauratoren werden die Fresken, Figuren und Wände mit feinen Pinseln reinigen.
"Es wird nicht gemalert, nur gereinigt", betont Wagenhäuser. Auch baulich werde nichts verändert. Statt normaler Wachs-Kerzen gibt es nur noch Öl-Kerzen, die weniger rußen. Geplant sind zwei Bau-Abschnitte, sodass immer ein Teil für Gottesdienste zur Verfügung steht.
Kosten von 5,7 Millionen Euro geplant
5,7 Millionen Euro sind anberaumt. "Bei der langen Bauzeit können sich die Kosten aber weiterentwickeln", sagt Verwaltungsleiter Andreas Hornung. Etwa die Hälfte der Gelder sind öffentliche Mittel, zum Beispiel vom Bund oder vom Freistaat Bayern. "1,5 Millionen Euro kommen vom Bistum Würzburg, der größte Teil. Und wir konnten eine Million Euro an Spenden sammeln", so Hornung. Die Spenden stammen aus ganz Deutschland, etwa von Paaren, die hier geheiratet haben.
Bistum Würzburg: Käppele ist überregional von Bedeutung
Das Bistum Würzburg hat bei seinen Immobilien eigentlich einen Sparzwang verhängt. Beim Käppele handelt es sich allerdings um "ein äußerst bedeutsames Marien-Heiligtum für die Stadt, das gesamte Bistum und weit darüber hinaus. Das beliebte Gotteshaus gilt es deshalb, langfristig zu erhalten", so Bistumssprecher Bernhard Schweßinger.
Geschichte des Käppeles hat mit Marien-Figur begonnen
Das Käppele besteht eigentlich aus zwei Kirchen: dem barocken Zentral-Bau, der nach den Plänen von Balthasar Neumann errichtet wurde – und der kleineren Gnaden-Kapelle. "Die Wallfahrt hat 1640 begonnen. Ein Fischer hat das Gnadenbild der Maria als Bildstock im Weinberg aufgestellt. Danach sind wundersame Zeichen und Heilungen passiert. Immer mehr Menschen sind gekommen, um ihre Anliegen der Gottesmutter nahezubringen", so Wagenhäuser.
Erst kleine Kapelle, dann Anbau
Zunächst wurde eine kleine Holz-Kapelle an der Stelle der heutigen Gnaden-Kapelle gebaut. Erst 1748 haben die Bauarbeiten für eine richtige Kirche begonnen, die angebaut wurde. Wegen Kriegen und der Säkularisation hat sich die Weihe allerdings bis 1824 verzögert. Deshalb feiert die Wallfahrtskirche in diesem Jahr "erst" 200-jähriges Jubiläum.
Menschen sind fasziniert
Menschen aus der Region, aber auch aus ganz Deutschland laufen die gut 260 Stufen hinauf, um zu beten oder um Maria zu danken, sagt Bruder Josef. "Es gibt Menschen, die kommen im Winter sogar, wenn der Weg total vereist ist. Viele beten still, zünden ein Licht an, hinterlassen ihre Bitten oder ihren Dank für Maria", so der 66-Jährige. Pro Jahr kommen 30 bis 40 Wallfahrten, dazu viele Touristinnen und Touristen.
Franziskaner-Minoriten betreuen Käppele
Der Franziskaner-Bruder Josef und ein Mitbruder sind aktuell für das Käppele zuständig. Die Kapuziner waren vor zehn Jahren aus dem Kloster ausgezogen. 2024 haben die Franziskaner-Minoriten aus Würzburg übernommen. Aber die beiden Brüder leben nicht auf dem Käppele.
Das Bistum Würzburg will "mittelfristig" wieder eine Ordensgemeinschaft im Kloster ansiedeln lassen. Davor sei aber ebenfalls eine Renovierung nötig.
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