Tatsächlich sind sie weder zu dritt, noch Könige, zumindest, wenn es nach der Bibel geht. Im Neuen Testament berichtet nur eines von vier Evangelien über die Gestalten, die in diesem Zusammenhang "Magier" genannt werden, sagt Markus Söding, Professor für Neues Testament an der Universität Bochum. Die Heiligen Drei Könige seien eine Mischung aus Legende und Volksfrömmigkeit. Der Evangelist Matthäus beschreibt die Figuren als "Magier". "Das sind so Sterndeuter, die kosmisches Wissen hatten", ergänzt Söding.
Weder drei, noch Könige - die Bibel spricht von "Magiern"
Der Erzählung nach besuchen sie das Jesuskind in der Krippe und bringen laut Matthäus-Evangelium Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke mit. Und so ergab sich die Dreizahl, erklärt der Theologe. Da schien der Rest auch nur noch logisch: "Drei Geschenke, daraus hat man dann auf die Dreizahl der Personen geschlossen, und weil es so kostbare Geschenke sind, deswegen hat man gesagt: Könige."
Dieser Gedanke entwickelte sich allerdings erst im Laufe der Jahrhunderte. Denn in der frühen christlichen Kunst waren die Geschenkebringer noch nicht als Könige dargestellt, sagt Birgit Kastner, Kunsthistorikerin im Erzbistum Bamberg. Den frühchristlichen Künstlern ging es vor allem um etwas anderes: "Dass Heiden kommen, um den neugeborenen Sohn Gottes anzuerkennen, das war für die Christenheit immer ein ganz wichtiges Thema", erklärt Kastner.
Drei Heiden von drei Kontinenten
Deshalb zeigen Darstellungen aus frühchristlicher Zeit, etwa auf Elfenbein, in der Buchmalerei stets drei Männer in Mänteln, mit Spitzmützen. Diese seien ikonografisch als Heiden zu erkennen, sagt die Kunsthistorikerin. Die drei Könige haben also eine Entwicklung durchlaufen: "Eine Entwicklung von heidnischen Sterndeutern, die das Christentum bezeugen, hin zu bombastischen Königen, die hier die Ehre erweisen", so Kastner.
In der mittelalterlichen Lesart kommen die Könige von jeweils einem der damals bekannten Kontinente – Europa, Asien und Afrika. Die Interpretation der Magier aus dem Osten geht also weit über die biblische Vorlage hinaus.
Christus als Messias auch für Nichtjuden
Im Kern stecke dahinter aber die gleiche Glaubensaussage, stellt der Professor für Neues Testament, Thomas Söding, fest: "Einerseits wird klar, dieses Jesus-Kind dort in Bethlehem ist letztendlich potentiell der Herrscher der ganzen Welt." Das schließe aber eben nicht nur jene ein, die als Juden Jesu Glauben teilen, sondern alle Menschen.
Frei nach diesen Sterndeutern aus der biblischen Erzählung ziehen heute Kinder als Sternsinger von Haus zu Haus, sammeln Geld für Kinderhilfsprojekte in aller Welt und bringen den Segen Gottes, verbürgt auf einem Aufkleber für die Haustür.
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