Bislang hat die Microsoft-Suchmaschine "Bing" im Internet eher eine Statistenrolle inne gehabt. Sie kommt nur auf einen geschätzten Marktanteil von drei bis sechs Prozent. Dank "ChatGPT" soll sich das aber ändern. Microsoft "pimpt" künftig seine Bing-Suche mit dem Chatbot von "OpenAI". Das neue Bing ist gespickt mit jeder Menge Künstlicher Intelligenz.
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Microsoft-Chef Nadella: Beginn eines neuen Wettlaufs
Für Microsoft-Chef Satya Nadella ist mit dem Einzug von KI-Technologie ein neuer Tag bei der Internet-Suche angebrochen. Es sei ein neues Konzept, das die Innovation im Netz beschleunigen werde, sagte er am Dienstagabend deutscher Zeit am Firmensitz des Unternehmens in Redmond. "Heute hat ein Wettlauf begonnen".
Wen der Microsoft-Chef da meint, ist klar, es ist Konkurrent Google. Vorerst aber hat sich Microsoft an die Spitze der Bewegung gesetzt. Das liegt auch daran, dass der Software-Konzern seine Partnerschaft mit OpenAI, der Firma hinter ChatGPT, ausgebaut und kürzlich weitere zehn Milliarden Dollar in das Unternehmen investiert hat. Den Einzug von KI bei der Internetsuche hält Nadella nur für den Anfang. Bald werde die Technologie alle Software-Kategorien verändern.
Wer mit Bing im Internet sucht, bekommt künftig ein größeres Eingabe-Feld präsentiert. Es soll signalisieren, dass man vollständige Sätze verwenden kann. Microsoft-Vize Yusuf Mehdi erklärt, man habe auch den Edge-Browser mit KI-Fähigkeiten ausgestattet. Außerdem könne man sich mit der Suchmaschine nun unterhalten. So wolle man zum Co-Piloten bei der Intertnetsuche werden.
Microsoft: Bing-Suche leistungsfähiger als bisheriges ChatGPT
Dank der Partnerschaft mit OpenAI, arbeite Bing mit dem Sprachmodell der nächsten Generation, so Mehdi. Es sei viel leistungsfähiger als ChatGPT und speziell auf die Suche zugeschnitten. Einer der Kritikpunkte an ChatGPT war bislang, dass die Anwendung mit Daten trainiert wurde, die nur bis zum Jahr 2021 reichen. Jetzt basierten die Ergebnisse auf aktuellen Daten, teilt Microsoft mit.
Es ist davon auszugehen, dass das Unternehmen Künstliche Intelligenz künftig tief in sein Cloud-Angebot "Azure" integrieren wird. Unternehmen könnten dann KI firmenintern einsetzen. Zum Beispiel um automatisiert Geschäftsberichte oder Protokolle zu verfassen. KI wird auch im Windows-Betriebssystem Einzug halten. So kann man der Bing-Suche zum Beispiel den Befehl geben, eine Zusammenfassung des Suchergebnisses in Form einer E-Mail an Freunde oder Kollegen zu verfassen.
Analystin Milanesi: Verstehen von Fragen muss verbessert werden
Carolina Milanesi ist Analystin und beobachtet seit vielen Jahren die Tech-Konzerne. Ihr Urteil über das neue Microsoft-Angebot: "Ich glaube, wir haben den ersten Schritt zu einer anderen Art der Suche und des Konsums von Inhalten gemacht."
Im Moment stelle Microsoft beide Suchergebnisse nebeneinander zur Verfügung. Entscheidend werde im Wettbewerb künftig sein, dass die KI-Anwendung in der Lage ist eine Frage richtig zu verstehen. Das müsse verfeinert werden, meint Milanesi.
TechCrunch-Experte befürchtet wirtschaftliche Folgen für Inhalte-Anbieter im Netz
Frederic Lardinois vom US-Branchendienst "TechCrunch" hält die neue Suche für epochal. Zugleich warnt er aber vor den wirtschaftlichen Folgen, vor allem für die Anbieter von Inhalten. Man werde bei der KI-unterstützten Suche nicht mehr zur Internetseite geleitet, die den Inhalt bereitstellt. Stattdessen werde die Information auf der Suchmaschinen-Seite angezeigt.
"Wenn mir die Maschine ein Kochrezept gibt oder die letzten Spielergebnisse aus der Bundesliga, dann habe ich die direkt da drin. Das ist ein riesiger Unterschied. Denn diese Seiten leben davon, dass die Userinnen und User auf die Links von Bing, Google oder anderen Suchmaschinen klicken."
Chancen sieht der Tech-Journalist für Anbieter, mit originären Inhalten. Diese müssten aber über eine reine Nachrichten-Berichterstattung deutlich hinausgehen.
KI kommt auch zu Windows und Azure Cloud
Microsoft will KI-Lösungen künftig fest in sein Windows-Betriebssystem sowie in seine Azure Cloud einbauen. Damit könnten dann auch Firmen eigene KI-Anwendungen bei sich laufen lassen. Die Technologie dürfte das Geschäftsmodell von Suchmaschinen verändern. KI ist deutlich präziser, es kann umfangreiche Informationen übersichtlich zusammenfassen.
Experten vermuten, dass daneben eingeblendete Werbeanzeigen dann weniger häufig angeklickt werden. Vor allem Google wäre betroffen. Das Unternehmen will am späten Donnerstagnachmittag deutscher Zeit seine KI-Werkzeuge der Öffentlichkeit vorstellen. Auch die chinesische Suchmaschine "Baidu" will ab März KI in seine Ergebnisseiten einbauen.
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