Großaufnahme eines Pager
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Was sind Pager und wo werden sie heute noch genutzt?

Was sind Pager und wo werden sie heute noch genutzt?

Die Pager-Explosionen im Libanon werfen Fragen auf. Etwa, wie man so ein Gerät aus der Ferne zur Detonation bringen kann. Oder, warum diese veraltete Technik heutzutage noch eingesetzt wird. Auch in Bayern gibt es davon noch viele tausend Stück.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3 - und DU mittendrin! am .

Pager sind sprichwörtlich Steinzeit-Technik. Diese Vorläufer von Handys kamen in den 1980er-Jahren auf. Klein, handlich, aber auch sehr reduziert, was die Funktionen angeht. Eigentlich sind Pager nur sehr reduzierte SMS-Maschinen. Das Prinzip: die Geräte empfangen Mininachrichten von Menschen, die ein ähnliches Endgerät haben. Dann erscheint auf dem kleinen Display der Absender und eine Botschaft. In Krankenhäusern wurde das lange genutzt, damit Ärzte für Notfälle erreichbar bleiben konnten.

Über 50.000 neue Pager für Bayerns Rettungskräfte

Pager sind bei Feuerwehr und Rettungskräften in Bayern auch heutzutage noch täglich im Einsatz. Andreas Kumpfmüller von der Augsburger Berufsfeuerwehr sagte dem BR, dass er und seine Kollegen immer dann über Pager erreichbar seien, wenn sie die Feuerwache verlassen. Wenn sie von der Zentrale nicht übers Funkgerät angesprochen werden könnten, gehe der Alarm auf den Beeper. Der werde daher ständig in der Hosentasche oder am Gürtel getragen. Der Pager ist laut Kumpfmüller "beileibe kein Auslaufmodell", sondern werde wohl auch weiterhin im Einsatz bleiben.

Und tatsächlich hat das Bayerische Innenministerium vor rund zwei Jahren noch einmal über 50.000 Pager nachbestellt (externer Link). Dass man bei den Einsatzkräften immer noch auf diese Technik setzt, hat einen Grund: Die Geräte sind angeblich zuverlässiger erreichbar als viele Smartphones.

Vorteil oder Nachteil? Pager lassen sich nicht orten

Die Geräte haben noch eine besondere Eigenschaft: sie sind nicht genau lokalisierbar. Bei Smartphones lässt sich der Standort dank eingebauter GPS-Chips via Satellit bis auf wenige Meter genau feststellen. Das hilft, wenn man sich irgendwo hin navigieren lassen will. Ist aber unerwünscht, wenn man seinen Standort lieber geheim halten möchte.

Pager verraten ihren Standort nur ganz grob, über die Funkzelle. Selbst Hacker können also höchstens herausfinden, an welchem Handymasten sich ein Gerät angemeldet hat. Doch von einem Mast zum nächsten sind es manchmal mehrere Kilometer.

Wie können Pager zur Waffe werden?

Es gibt im Moment zwei Erklärungsversuche, wie im Libanon tausende Pager von Hisbollah-Mitgliedern zu tickenden Bomben werden konnten. Die erste Theorie geht davon aus, dass Hacker Schadsoftware aufgespielt hatten. Das ist bei jedem elektronischen Gerät denkbar. Und womöglich sorgte die Schadsoftware auf den Pagern der Hisbollah-Kämpfer dafür, dass sich die Akkus so lange überhitzten, bis sie explodierten.

Die heftigen Explosionen, wie man sie auf Videos im Netz sehen kann, legen allerdings einen anderen Schluss nahe: Jemand könnte in diese Pager zuvor Sprengstoff eingebaut haben. Es gibt verschiedene Berichte, wonach die Hisbollah vor kurzem eine Lieferung neuer Pager bekommen hatte. An dieser Lieferung könnte sich jemand zu schaffen gemacht haben, sprich: kleine Bomben eingebaut haben. Die könnten dann per Fernzündung aktiviert worden sein. Die Pager empfingen dann eben keine Textnachricht, sondern den Befehl, zu zünden.

Sind Pager oder Handys generell gefährlich?

Die Vorfälle im Libanon auf Deutschland oder Bayern zu projizieren, ist wenig sinnvoll. Es gilt derzeit ohnehin die zweite Theorie als die wahrscheinlichere, wonach der israelische Geheimdienst Sprengstoff in die Pager geschmuggelt haben könnte (externer Link). Solche Vorfälle sind hierzulande für Normalbürger nicht zu befürchten.

Was passieren kann, ist, dass der Akku eines Smartphones überhitzt, weil er defekt ist. Das bemerkt man aber in der Regel, lange bevor das Gerät zu brennen beginnt.

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