Mit den Armen den Rollstuhl antreiben, steuern, stoppen, dabei gleichzeitig mit dem Ball dribbeln, passen und Körbe werfen: Rollstuhl-Basketball ist eine höchst anspruchsvolle Sportart – und zugleich "die inklusivste Sportart der Welt", findet die ehemalige deutsche Nationalspielerin im Rollstuhl-Basketball, Gesche Schünemann. Inzwischen ist sie Geschäftsführerin bei den Nürnberg Falcons BC und freut sich über den ersten Inklusion-Spieltag des Vereins.
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Premiere: Inklusion-Spieltag der Falcons
Das Rollstuhl-Basketball-Match RSV Bayreuth gegen ALBA Berlin in der KIA Metropol Arena fand direkt vor dem zweiten Basketball-Bundesliga-Spiel der Nürnberg Falcons gegen die Karlsruhe Lions (Endstand 82 zu 67) statt. Damit wollen die Nürnberg Falcons ihr Netzwerk und ihre Reichweite nutzen, um für die "Rolli-Basketballer" zu begeistern. "Wir wollen als Verein aktiv Barrieren kippen. Als Profi-Verein sehen wir uns in der Verantwortung, den Rollstuhl-Basketball für alle nahbar und erlebbar zu machen", erklärt der Geschäftsführer der Nürnberg Falcons BC, Ralph Junge.
Franken siegen souverän
Die knapp 2.000 Zuschauerinnen und Zuschauer konnten deshalb auch Inklusion neben dem Spielfeld erleben, zum Beispiel ihr Geschick im Rollstuhlfahren mit VR-Brille testen. RSV Bayreuth gewann souverän gegen ALBA Berlin mit 71 zu 41 Punkten. In Franken wird Rollstuhl-Basketball in Aschaffenburg, Würzburg, Schweinfurt, Hassfurt, Bamberg, Bayreuth und Nürnberg gespielt – nicht überall auf Liga-Niveau, aber immer mit viel Leidenschaft.
Gleiche Regeln – nur alles auf Rädern
Die Basketball-Körbe hängen genauso hoch wie bei den Fußgänger-Spielern, und auch das Spielfeld und die Regeln sind exakt dieselben. Geworfen aber werde mit einer anderen Technik. Zudem sei mehr Teamarbeit notwendig, um zum Erfolg zu kommen, so die Spielerin Gesche Schünemann, die in der Mannschaft des RSV Bayreuth mitspielte. Die 41-Jährige kann auf eine beeindruckende internationale Karriere im Rollstuhl-Basketball zurückblicken: 2012 gewann sie mit der deutschen Nationalmannschaft Gold in den Paralympics.
Sport mit Heilkraft
Außerdem seien die Spielerinnen und Spieler meist deutlich älter als in den normalen Basketball-Mannschaften, erklärt Schünemann. Denn zum Rollstuhl-Basketball fänden die meisten Menschen erst nach einem Unfall oder nach einer schweren Krankheit. Der Sport sei für viele die treibende Kraft bei der Verarbeitung des Schicksalsschlags. Das Zusammenspiel mit den Fußgängern, die ja genauso im Sport-Rollstuhl antreten, sei die beste Inklusion.
Trainingsstützpunkt in Nürnberg angestrebt
Auf lange Sicht wollen die Nürnberg Falcons einen paralympischen Trainingsstützpunkt für Rollstuhl-Basketball in Nürnberg etablieren. Schon jetzt haben sie die vom Verein angebotene Ball- und Bewegungsschule für Kinder zwischen 2 und 8 Jahren so konzipiert, dass Kinder mit und ohne Einschränkungen dabei sein können, sagt Geschäftsführer Ralph Junge. Und weitere "Inklusion-Spieltage" könne sich die Vereinsführung in Zukunft auch vorstellen.
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