Seit elf Jahren schon ist Paul Hörner Karateka. Man könnte meinen, der 15-Jährige konnte gar nicht anders. Denn sein Vater Frank-Dieter Hörner hatte auch die asiatische Kampfsportart ausgeübt. In den 1990er Jahren feierte er seine größten Erfolge: Deutscher Vizemeister im Einzel und 1991, 1993 und 1995 deutscher Meister mit dem Münchberger Bundesliga-Team.
Spätestens jetzt ist klar: Sein Sohn Paul hat nicht nur das Interesse für Karate, sondern auch das Talent dafür geerbt. In diesem Jahr holte der 15-Jährige den nationalen Titel im Einzel und im Team. In der Youth League erreichte er im spanischen A Coruna Platz fünf, im mexikanischen Cancun wurde Paul Erster. Damit hatte er die Qualifikation für die Weltmeisterschaften der Junioren in Venedig in der Tasche, die ab Donnerstag beginnt.
Der Vater ist Trainer: "Ich bin richtig stolz"
Seit der erfolgreichen Qualifikation steigt die Aufregung bei Paul Hörner. Jetzt, so unmittelbar vor den Titelkämpfen in der Lagunenstadt, trainiert er täglich: in der Trainingshalle am Nailaer Gymnasium. Oder im Trainingsraum zu Hause in Helmbrechts. Sein Coach: Vater Frank-Dieter. Die beiden sind eine Einheit, verstehen sich blind. Das ist der große Vorteil, wenn beide in der gleichen Sportart nicht nur aktiv, sondern auch Leistungssportler waren oder sind.
So kann sich Trainer Hörner umso besser in den Athleten und Sohn Hörner hineinversetzen. "Es ist fantastisch, weil es in unserem Verein das erste Mal ist, dass jemand an der Weltmeisterschaft teilnehmen kann. Ich bin richtig stolz darauf", freut sich Frank-Dieter Hörner. Auch seinem Sohn merkt man Leidenschaft für diesen Sport an: "Dieses Bewegen auf der Kampffläche, Abwarten, der andere kann schlagen, ich kann schlagen: Das ist eine Spannung. Es ist wirklich toll, auf der Kampffläche zu stehen."
Bloß keine Verletzung vor Karate-WM der Junioren
In den letzten Tagen vor der WM geht es bei Paul eher darum, die Form zu halten. Den Formaufbau hat er schon hinter sich. Und eines ist wichtig: Jetzt bloß keine Verletzung einfangen. Deswegen trainiert Paul eher vorsichtig mit seinem Sparringspartner Fabian vom Nailaer Karate-Dojo, dem Heimatverein von Paul, Frank-Dieter, Fabian und vielen anderen.
Aber Paul achtet nicht nur wegen der Verletzungsgefahr darauf, im Sparring mit Fabian keinen Treffer zu kassieren oder Kontakte zu vermeiden. Er tut das auch deswegen, weil in diesem Alter die Tritte und Figuren auch im Wettkampf ohne Kontakt ausgeführt werden sollen. Das Kampfgericht entscheidet auch nach Ausführung und Beherrschung der Techniken, wer der Sieger oder die Siegerin ist. Deswegen korrigiert Trainervater Frank-Dieter auch oft Pauls Bewegungen. Dass die Ausdauer bei Paul stimmt, kann man merken: Eine Stunde lang tänzelt er leichtfüßig und kickend voll fokussiert über den Nailaer Hallenboden. Die Energie scheint ihm dabei nicht auszugehen.
Schule unterstützt Karateka
Bemerkenswert ist bei einem Leistungssportler wie Paul – der häufig mehrere Tage wegen nationaler und internationaler Wettkämpfe auf Reisen ist – auch das Organisationstalent. Dabei ist der Gymnasiast, dessen Lieblingsfächer Mathematik und Sport sind, auf die Unterstützung seiner Schule angewiesen: dem Gymnasium in Münchberg.
"Ich kann mich nur bei meiner Schule und den Lehrerinnen und Lehrern bedanken, die so gut es geht, auf mich Rücksicht nehmen, mir freigeben, mir Nachholtermine für Klausuren geben", freut sich Paul, der durch seine Teilnahme an der WM in Venedig wieder einige Tage nicht die Schulband drücken kann. Und was nimmt sich Paul für die WM vor? "Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben! Und hoffentlich auch den ein oder anderen Kampf gewinnen."
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