Gleich zu Beginn der neuen Spielzeit plagten die Erlanger Personalsorgen. Denn Chefcoach Johannes Sellin musste auf einige Spieler verzichten, die fest im Kader eingeplant waren – entweder weil sie verletzt oder nicht spielberechtigt sind. So fielen die beiden verletzten Kreisläufer Sebastian Firnhaber und Maciej Gebala aus, die vor allem in der Abwehr eine wichtige Rolle spielen. Deshalb wurde am Mittwoch kurzfristig der 29-jährige österreichische Nationalspieler Tobias Wagner nach Erlangen geholt. Der 1,98 große Meter große und 128 Kilogramm schwere Kreisläufer hat mehr als 100 Einsätze für die Nationalmannschaft Österreichs bestritten und hat zuletzt bei der Europameisterschaft in Deutschland gezeigt, was er zu leisten imstande ist. Er wurde als Ersatz bis Saisonende verpflichtet. Auch Spielmacher Nico Büdel fällt nach einer Knie-OP weiterhin aus.
Posse um Slowenen Marko Bezjak
Zudem gibt es eine Posse um Neuverpflichtung Marko Bezjak. Der slowenische Nationalspieler stand zuletzt in Kroatien unter Vertrag. Weil er im April dieses Jahres beim Spiel seines Klubs RK Nexe gegen NK Zagreb den Spielleiter angerempelt hatte, wurde Bezjak für zwölf Monate gesperrt.
Zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung durch den HC Erlangen lag allerdings die Information vor, dass Bezjaks Sperre nur innerhalb des kroatischen Verbands Gültigkeit haben sollte. Doch nun hat der kroatische Verband bei der Europäischen Handballföderation (EHF) interveniert, um die Sperre international auszuweiten.
Die EHF hat vorerst entschieden, dass ein dreiköpfiges Schiedsgericht über Bezjaks Sperre entscheiden soll. Fest steht, dass Bezjak zum Auftakt in Flensburg noch fehlen wird. Der HCE hofft aber, dass dem 38-Jährigen, der in seiner Zeit beim SC Magdeburg auch Deutscher Meister und DHB-Pokalsieger wurde, zu den ersten beiden Heimspielen gegen Eisenach und Stuttgart am 13. und 20. September die Spielberechtigung erteilt wird.
Bezjak kam für Zehnder
Somit sehen sich die Erlanger wieder einmal der Gerichtsbarkeit ausgesetzt. Denn Bezjak wurde eigentlich als Ersatz für den Schweizer Nationalspieler Manuel Zehnder verpflichtet. Der Jungstar war vom HCE in der vergangenen Saison an den Liga-Konkurrenten ThSV Eisenach ausgeliehen worden und wurde dort Bundesliga-Torschützenkönig.
Anschließend weigerte sich Zehnder, nach Ende der Leihe zum HC Erlangen zurückzukehren. Den Prozess, bei dem Zehnder gegen die Gültigkeit seines Vertrages mit dem HCE geklagt hatte, verlor er zwar – dennoch ließen die Erlanger den widerspenstigen Schweizer zum SC Magdeburg ziehen und dürften dafür eine sechsstellige Ablösesumme kassiert haben.
Saisonziel: Auf jeden Fall weg von Abstiegsplätzen
So startet der HC Erlangen unter erschwerten Bedingungen in eine neue Saison, in der Trainer Johannes Sellin kein konkretes Ziel ausgibt. Klar ist, dass der HCE, der in der letzten Spielzeit nur knapp dem Abstieg entgangen ist, sich möglichst früh von der Gefahrenzone entfernen will. Ansonsten legen Spieler und Trainer des HCE ihre Saisonziele traditionell intern fest und kommunizieren diese nicht nach außen.
ARD-Experte Klein sieht HC Erlangen "im ambitionierten Mittelfeld"
ARD-Experte Dominik Klein hat dagegen vor der neuen Saison eine Prognose gewagt. Zu den Favoriten auf die Meisterschaft sieht er wenig überraschend Titelverteidiger Magdeburg und Vizemeister Füchse Berlin. Direkt dahinter siedelt Klein die Nordteams aus Flensburg und Kiel an. Ein Quartett aus Melsungen, den Rhein-Neckar-Löwen, Hannover und Gummersbach wird hinter den Titelkandidaten und Champions-League-Anwärtern um die internationalen Plätze kämpfen, vermutet Klein.
Und schließlich spricht der ARD-Experte noch von einem "ambitionierten Mittelfeld, das die obere Tabellenhälfte angreifen will. Zu diesen Teams zählt Klein Leipzig, Göppingen, Lemgo, den HSV Hamburg und den HC Erlangen."
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