Die Räume der Geschäftsstelle der Spielvereinigung (SpVgg) Bayern Hof wirken wie ein kleines Museum: Die Wände sind in der gelben Vereinsfarbe gestrichen, die Vitrinen sind vollgestellt mit Pokalen und überall hängen Bilder und Zeitungsausschnitte, die an Zeiten von vor 60 Jahren erinnern: an verpasste Bundesliga-Aufstiege und an einen 5:0-Sieg gegen den FC Bayern München.
Mit dem Hier und Jetzt haben die Erfolge wenig zu tun. Die erste Mannschaft der SpVgg Bayern Hof spielt aktuell in der Bayernliga Nord, der fünfthöchsten Spielklasse in Deutschland. Abseits des Rasens hat der Klub aber noch eine viel größere Baustelle: Am 31. Januar gab die SpVgg Bayern Hof bekannt, dass bis zum Saisonende eine Deckungslücke von rund 100.000 Euro klafft.
Spieler und Mitarbeitende verzichten auf ihr Gehalt
Eine erste Deadline wurde dem Verein bereits zum 20. Februar gesetzt: Bis dahin mussten 25.000 Euro nachgewiesen werden. "Ansonsten hätten wir wegen Zahlungsunfähigkeit den Gang zum Amtsgericht antreten müssen", so der Geschäftsführer des Vereins, Achim Schubert, im BR24-Gespräch.
Deshalb musste ein Plan her: Innerhalb von zehn Tagen führte die Vereinsführung 30 Personalgespräche mit Mitarbeitenden, Funktionären und Spielern. Der Großteil davon sind Jungs aus der eigenen Jugend gewesen, die man als Kind oder Jugendlicher kennt, erklärt Schubert. "Deswegen waren die Gespräche nicht einfach. Sie waren knallhart, weil wir mussten uns transparent machen. Und den Jungs mitteilen: Wir haben ein Problem."
Das Ergebnis der Gespräche sei gigantisch gewesen, sagt Schubert. "Die Solidarität zum Verein war bei allen sofort da." Mitarbeiter und Spieler waren bereit, bis Ende Juni zum Teil komplett auf ihr Gehalt zu verzichten. Sponsoren verzichteten zudem auf Einnahmen. Die Zahlungsunfähigkeit konnte damit vorerst abgewendet werden.
Klub bittet weiterhin um Spenden
Trotzdem braucht der Verein bis Saisonende noch 75.000 Euro, um die Insolvenz der ausgegliederten Spielbetriebs-GmbH – diese umfasst den Betrieb und die Finanzen der ersten Mannschaft – im Sommer abzuwenden. Das Geld versucht die SpVgg Bayern Hof auch über Spenden zu akquirieren. 25.000 Euro seien darüber bereits eingegangen, heißt es.
Drohende Insolvenz resultiert auch aus "eigenen Fehlern"
Die Gründe für die finanzielle Schieflage sind laut Schubert vielfältig. Neben der Rückzahlung von Corona-Hilfen seien auch die Energiekosten für das Vereinsgelände um ein Vielfaches angestiegen – Probleme, die auch andere Vereine haben dürften. Aber: "Wir müssen auch zugeben, wir haben eigene Fehler gemacht", erklärt Schubert selbstkritisch. Im sportlichen Bereich sei in den vergangenen Jahren schlecht gewirtschaftet worden.
SpVgg Bayern Hof ab Sommer kein NLZ-Standort mehr
Unabhängig von der drohenden Insolvenz musste die SpVgg Bayern Hof zuletzt einen weiteren Rückschlag hinnehmen: In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Hof ab kommender Saison kein Standort mehr für ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) sein soll. Ein Grund sei unter anderem, dass die Jugendmannschaften in ihren Ligen nicht erfolgreich genug seien, erklärt Sebastian Strößner. Er arbeitet für die SpVgg Bayern Hof und leitet das dortige NLZ.
Von dem speziellen Förderprogramm, bei dem junge Fußballer auf hohem Niveau trainiert werden, betreibt der Bayerische Fußballverband (BFV) insgesamt 16 Standorte im Freistaat. "Speziell für die Region ist es ein Ankerpunkt, wo viele talentierte Spieler den Anfang ihrer Karriere starten können", unterstreicht Strößner die Bedeutung des Programms. Für den Verein aus Hof sei das Ende dieser Zusammenarbeit mit dem BFV ein Imageverlust, sagt er.
Verein will "gestärkt aus der Krise" herausgehen
Umso motivierter sei Strößner, das Zertifikat wieder zur SpVgg Bayern Hof zurückzuholen. Und auch wenn die drohende Zahlungsunfähigkeit und der Entzug des NLZ-Siegels nichts miteinander zu tun hätten, hofft Strößner, dass der Verein als Kollektiv gestärkt aus der Krise herausgeht. Dann warten auf die SpVgg Bayern Hof vielleicht auch mal wieder erfolgreichere Zeiten.
Die SpVgg Bayern Hof wird ab der kommenden Saison nicht mehr zum Kreis der Nachwuchsleistungszentren des Bayerischen Fußball-Verbandes zählen.
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