Für die Club-Nachwuchsspieler Daniel Mai (l.) und Louis Eckstein ist Profi Jamal Musiala das absolute Vorbild.
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Für die Club-Nachwuchsspieler Daniel Mai (l.) und Louis Eckstein ist Profi Jamal Musiala das absolute Vorbild.

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Traumberuf Fußballprofi: Vom Fichtelgebirge in die Bundesliga

Traumberuf Fußballprofi: Vom Fichtelgebirge in die Bundesliga

Trainings, Workouts, Spiele – dazu Schulalltag im Internat und viele Hürden: Der anvisierte Weg in Richtung Bundesliga führt für viele Fußballtalente über die Nachwuchsleistungszentren. BR24 Vor Ort hat zwei junge Spieler in Nürnberg begleitet.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Sonntagmorgen, es ist eisig auf dem Club-Gelände in Nürnberg. Der Fußballplatz ist leicht verschneit. Eltern stehen in dicken Daunenmänteln am Spielfeldrand, Atemwolken dampfen bei jedem Wort. Die U-15 Mannschaft des 1. FC Nürnberg spielt in der C-Junioren Regionalliga Bayern. Hier liegt nicht nur Motivation in der Luft, es liegen auch Hoffnungen und Träume auf dem Platz: Es geht um Disziplin, Talent und das Glück, sich nicht zu verletzen. Alles für die Profikarriere.

80 Minuten Vollgas

Daniel Mai aus Wunsiedel hat das Glück, topfit zu sein: In der 17. Minute gelingt ihm die Vorlage zum 1:0 gegen seinen Ex-Verein, die Spielvereinigung Bayreuth. In diesen für die Jugend üblichen 80 Minuten Spielzeit müssen die Spieler abliefern. Daniel will zeigen, was er in den Monaten beim Club bereits gelernt hat: "Wie ich mich verbessert habe. Und dass wir einfach ein gutes Spiel machen", erzählt er noch vor Anpfiff. Sein Kumpel Louis, 14 Jahre alt, aus Rodenzenreuth im Landkreis Tirschenreuth, muss heute auf der Bank bleiben: Verletzungspech.

Knieverletzung vs. Leistungsdruck

Die beiden Jungs aus dem Fichtelgebirge spielen seit einigen Monaten für den Club. Nationalmannschaftsspieler Jamal Musiala ist ihr großes Vorbild. So wollen sie auch werden. Der Weg ist lang und voller Hürden: Louis tritt im Kraftraum des Internats vorsichtig in die Pedale auf dem Fahrradergometer – nach 1,5 Wochen Schonzeit darf er wieder das linke Knie belasten. Ausgerechnet beim Spitzenspiel gegen den FC Bayernhat er sich im November verletzt und fällt aus. Der erste Verdacht: Kreuzbandriss. Glücklicherweise war es "nur" eine Entzündung im Schleimbeutel. "Sich in dem jungen Alter zu verletzen ist scheiße", erzählt Louis enttäuscht.  Pausieren und zugucken heißt es erstmal für ihn.

Eng betreut und immer im Fokus

Trainer Lukas Steinbrenner kennt solche Ausfälle sehr gut: "Wenn es schlimmere Verletzungen sind, dann fehlt den Jungs teilweise ein Jahr und das ist nicht einfach. Das muss ihnen klar sein, dass es jeden Moment vorbei sein kann und dann sollen die jeden Moment genießen."

Nachwuchstalent stieg aus

Wie hoch der Druck werden kann, hat auch Nils Wagner aus Bamberg erfahren: Nils war elf Jahre alt, als der Club ihn entdeckt hat. Drei Jahre später wird es Nils zu viel, er steigt aus. "Wenn man einmal nicht geliefert hat, saß man auf der Bank. Das war echt hart manchmal." Als Nils immer bedrückter wird, zieht seine Familie die Reißleine. Mittlerweile ist Nils 17. Die Zeit dort bereut er nicht. Aber er spielt jetzt wieder mit Leidenschaft bei einem Verein in Bamberg.

Alltag im Internat

Ein kleiner Deko-Weihnachtsbaum und Bilder von der Familie sollen das Internatszimmer von Louis etwas heimeliger machen. Die Waage in seinem Zimmer gehört fest dazu – er verfolgt einen strengen Ernährungsplan: Zucker ist tabu, selten macht Louis Ausnahmen: "Ich habe einen 'Cheat Day' einmal im Monat, da kann ich essen, was ich will. Pizza oder auch mal Schäufele." Jeder der insgesamt zehn Internatsschüler hat ein eigenes Zimmer. Das Bad teilen sich immer zwei Jungen. Die Kosten für das Internat trägt der Club, unterstützt durch die eigenen Fördervereine.

Traumberuf oder Plan B?

Für Daniel und Louis ist die Bundesliga ihr Traum. Für diesen geben sie 100 Prozent: "Es gibt nur Plan A – ich habe keinen Plan B", sagt Daniel. Auch Louis setzt voll auf die Fußballkarriere. Dennoch: Falls das nicht klappt, würde er gerne als Physiotherapeut arbeiten. Noch müssen sie sich weiterhin durchboxen. Denn, so eine Schätzung von U15-Cheftrainer Steinbrenner, pro Jahrgang schaffen es nur ein bis zwei Spieler überhaupt bis in den Profibereich.

Für Louis und Daniel ist das kein Hinderungsgrund: Sie verfolgen ihren Traum und wollen ihr Chance nutzen, vielleicht wirklich einmal Bundesliga zu spielen.

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