Unter den Augen von Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann, der das Finale inmitten der 25.000 alpinen Fans in Schladming verfolgte, verpasste Linus Straßer den Sieg und das erste Podest der Saison nur knapp. 2022 und 2024 hatte der Ski-Löwe das legendäre Event auf der Planai gewonnen. Dieses Mal sollte es sich trotz Führung nach dem ersten Lauf nicht ausgehen.
Straßer enttäuscht von der Kurssetzung seiner Trainer
Kritisch sah Straßer danach die Kurssetzung durch die eigenen Trainer. "Einfach unverständlich", so der Technikspezialist, der nach den richtigen Worten suchte. "Ich versuche das Ganze sehr normal zu halten und nix Besonderes zu machen. Das ist immer die Kunst und dann erwarte ich das von meinen Trainern eigentlich auch." Bitter für den 32-Jährigen, "wenn du den Vorteil hast und nicht nutzt". Aber: "Seis drum."
Immerhin war es das beste Ergebnis der Saison für den Mann vom TSV 1860 München und mit Blick auf die anstehende WM in Saalbach-Hinterglemm ein weiterer Schritt Richtung Podest. Den Sieg feierte der Norweger Simon Haugan. Jubeln konnten auch die Österreicher: Manuel Feller und Fabio Gstrein stürmten aufs Stockerl.
Video: Haugan gewinnt - Straßer nicht auf Podest
Straßer dominiert im ersten Durchgang
Im ersten Lauf hatte Linus Straßer brilliert und die Konkurrenz auf die Plätze verwiesen. Der DSV-Edeltechniker brannte mit der Start-Nummer eins die Richtzeit von 50,25 Sekunden in den Schnee und die Konkurrenz biss sich an der starken Vorlage des 32-Jährigen die Zähne aus. "Cool gefahren", befand Straßer nach dem Rennen. "Die Ski müssen laufen, so kommst du auf eine gute Zeit." BR-Wintersportexperte Felix Neureuther lobte seinen ehemaligen Kollegen für die extrem frech gefahrene Linie.
Timon Haugan (NOR) lag mit 0,31 Sekunden zurück. Loic Meillard (SUI) fehlten nach kleinen Fehlern 0,36 Sekunden. Mit Manuel Feller (AUT) und Atle Lie McGrath (NOR) war zudem weitere namhafte Konkurrenz bereit für den Sprung aufs Podest. Der hochfavorisierte Clément Noël (FRA) lauerte nach seinem Sieg in Kitzbühel und einer ohnehin starken Saison mit insgesamt vier Erfolgen als Sechstschnellster auf seine Chance im zweiten Akt.
Unrhythmischer Kurs fordert die Techniker
Den Kurs für das Finale hatte der deutsche Trainer Stefan Kogler gesetzt. Die Linienführung gestaltete sich unrhythmisch und drehender als der erste Lauf, mit zahlreichen anspruchsvollen Kombinationen. "Kurssetzung ist schon zäh", analysierte Neureuther. "Es wird sicher von der Piste nicht einfach", ahnte Straßer.
Zu spüren bekam es aus der Spitzengruppe der Mitfavorit Noël, der nach wenigen Schwüngen wegrutschte und aus dem Rennen war. McGrath fuhr zu zaghaft fürs Podest, Feller attackierte dagegen und setzte die Top drei unter Druck. Meillard konnte nicht dagegen halten und musste um den Podest-Platz zittern. Was machten Haugan und Straßer? Der Norweger behielt die Nerven und setzte sich an die Spitze. Straßer kam der Kurs wie befürchtet nicht entgegen. Sein Lauf war gut, aber nicht wie im ersten Lauf gut genug für die Bestzeit. Damit rutschte er am Treppchen vorbei und musste sich als Vierter geschlagen geben.
Braathen hat wie DSV-Trio früh ausgetanzt
Für Lucas Pinheiro Braathen, seit dieser Saison für Brasilien unterwegs und bereits zweimal auf dem Treppchen, war der Tanz durch die Stangen dagegen schon im ersten Lauf vorzeitig zu Ende. Auch ein DSV-Trio war im zweiten Lauf nicht dabei. Denn auf der deutlich nachlassenden Piste wurde es für die Fahrer mit den höheren Startnummern immer schwieriger. Anton Tremmel (+ 3,80), Fabian Himmelsbach ( +3,99) und Adrian Meisen (+ 4,51) verpassten mit deutlichem Rückstand den Einzug in den Kampf um die Punkte.
Video: Der 2. Lauf im Re-Live
Video: Zusammenfassung 1. Lauf und Kurzanalyse Neureuther
Re-Live: Slalom Schladming 1. Lauf
Spektakel seit 1997
Am 30. Januar 1997 wurde zum ersten Mal ein Nachtslalom in Schladming ausgetragen. Bei der Premiere vor 27.000 Zuschauern gewann der italienische Skirennläufer Alberto Tomba. In den vergangenen 26 Jahren entwickelte sich das "Nightrace" auf der Planai zu einem der spektakulärsten Rennen im Ski-Weltcup, das Jahr für Jahr bis zu 50.000 Zuschauer nach Schladming lockt.
Video: BR-Reporter Bernd Schmelzer und Rainer Schönfelder
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