"Alles ist möglich", "der Ausgang ist völlig offen", "es gibt keine Großen mehr" - endlich treffen diese ollen Sportreporter-Floskeln einmal inhaltlich zu. Denn am Sonntag erwartet die Zuschauer in der Surftown München und im BR24Sport-Livestream tatsächlich eine Wundertüte bei den ersten Deutschen Surf-Meisterschaften auf deutschem Boden. Der Wavepool verspricht Wellen wie im Ozean, wenn auch mit Süß- statt Salzwasser. Und mit deutlich mehr deutschen Fans.
"Homeground München" - Surfen wie im Stadion
"Es wird wie ein Stadion", freut sich Tim Elter, Olympia-Surfer 2024 in Tahiti, im Interview mit BR24Sport. Normalerweise sind die Fans hunderte Meter weg vom Geschehen, in München hautnah an der Surf-Action. "München wird gerade zu unserem Homeground", bestätigt Camilla Kemp, die sich hier gemeinsam mit Elter auf Olympia in Tahiti vorbereitet hatte: "Es ist mega cool, dass Leute, die nicht in der Nähe vom Strand leben, Surfen das erste Mal miterleben können."
Reines Wellen-Spektakel: "Deine Arena, dein Spielplatz"
Seit Spätsommer ist die Surftown in Betrieb und - Achtung Floskel- mischt mit ihrer künstlichen Welle die Karten für die nationalen Titelkämpfe komplett durcheinander. Bislang fanden die Wettkämpfe meist im französischen Atlantik statt, dort hängt die Performance und Bewertung eines Surfers ganz stark von der Natur ab. Die Bedingungen ändern sich teils minütlich. Wer die beste Welle findet, kann die meisten Punkte einfahren.
"Die Intuition für das Wellenlesen macht das Surfen aus. Sie ist essenziell für Spitzensurfer, um Top-Leistungen zu bringen", erklärt Elter bei BR24Sport: "Im Pool kriegt man fast immer die gleiche Welle." Und so gilt für Elter das Motto: "Die Taktik fällt weg, es ist nur noch das technische, pure Surfen." Der Wavepool in München, so erklärt der 21-Jährige mit leuchtenden Augen wird "zu deiner Arena, zu deinem Spielplatz".
Underdog-Logik wie im DFB-Pokal
Es herrscht also Chancengleichheit zwischen den Athletinnen und Athleten, auch für die, die nicht wie Elter oder Kemp am Meer aufgewachsen sind. Nationalcoach Martin Walz gibt jedoch auch zu verstehen, dass die Skills der Amateursportler im Vergleich zu den Kaderathleten deutlich geringer sind. Für ihn gilt die Logik aus dem DFB-Pokal: "Wenn einer unserer Top-Athleten den schlechtesten Tag und einer der ambitionierten Surfer den allerbesten Tag seines Lebens hat, dann kann natürlich immer eine Überraschung passieren."
Plant Leon Glatzer die Flugshow?
Etwas mehr Erfahrung in der künstlichen Welle von München hat Leon Glatzer, der Olympia-Teilnehmer von Tokio 2021. Der 27-Jährige fungierte schon bei der Entstehung der Anlage in Hallbergmoos als Test-Surfer und kennt die Welle in- und auswendig. Besonders gut beherrscht der Wahl-Münchner die "Aerials", wenn er mit seinem Brett in die Luft springt und spektakuläre Drehungen und Tricks vollführt.
Hier bremst Performance-Coach Walz seine Schützlinge etwas ein. Denn durch die Perfektion der Welle besteht das Risiko, dass die Athleten im Wettkampf überdrehen, weil sie es "zu gut machen wollen und dann eventuell verkopfen".
Spannung bis zur letzten Welle garantiert
Denn auch für Glatzer gilt: Anders als im Meer, wo sich die Surfer innerhalb einer vorgegebenen Zeit so viele Wellen heraussuchen können wie sie wollen, gibt's bei den DMs nur sechs Chancen: Drei Wellen auf der Backside (Rücken zur Welle) und drei Wellen auf der Frontside (Gesicht zur Welle). "Wenn die Wellen abgesurft sind, dann gibt's keine mehr", sagt Elter: "Wenn es an die letzte Welle geht, muss man performen."
Somit darf getrost auch noch eine weitere Floskel benutzt werden: Die Spannung bei den Deutschen Meisterschaften ist bis zum Schluss, bis zur letzten Welle, garantiert.
Tim Elter und Camilla Kemp im BR24Sport-Interview
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