Rebecca Robisch kocht am frühen Morgen in ihrer kleinen Wohnung mitten in der Schwabacher Innenstadt Filterkaffe. Zwei Tassen – denn seit wenigen Monaten wohnt Daniel König bei ihr. Geschlafen wird in einem Stockbett. "Ich habe in der WhatsApp-Gruppe unserer Traingsgruppe eine WG gesucht und Rebecca hat sofort gesagt: Zieh doch bei mir ein", erzählt Daniel, der aus Abenberg im Landkreis Roth stammt. Wochenlang habe sie ihm aber nicht erzählt, dass sie nur ein Schlafzimmer habe. Als der Einzug dann vor der Tür stand und Daniel sich wunderte, dass er kein eigenes Zimmer habe, habe Robisch gesagt: "Da kaufen wir ein Stockbett."
Perfekter Trainingspartner mit ähnlichen Zielen
Robisch habe sich oft einsam gefühlt, sagt sie zu ihrem spontanen Einzugsangebot an den 28-jährigen Studenten. Ihr sei auch klar gewesen, dass er topfit sei und die beiden sehr gut gemeinsam für den Challenge Roth trainieren können. Jetzt arbeitet die Stockbett- und Trainings-WG gemeinsam am großen Ziel: Student Daniel König will in der Alterklassenwertung weit vorne landen und bester Athlet aus dem Landkreis Roth werden. Rebecca Robisch möchte bei den Profis für Wirbel sorgen.
Challenge-Teilnahme ist Nach-Hause-Kommen
In Roth zu starten, ist für sie ein ganzbesonderes Ereignis: Robisch ist in der mittelfränkischen Kleinstadt aufgewachsen. Ihre Eltern leben heute noch in dem Einfamilienhaus mit idyllischem Garten, in dem Rebecca groß wurde. Im Wohnzimmer hängen viele Bilder von der durchtrainierten Tochter Rebecca. Vater Oliver und Mutter Marlene sind zurecht stolz: Mit zehn Jahren hat die kleine Rebecca zum ersten Mal Triathlon-Luft geschnuppert: "Sie hat ein Mountainbike bekommen, und dann war in Roth der kleine Schnuppertriathlon. Da wollte sie mitmachen und wurde spontan Zweite. Dann wollte sie weitermachen und hat gesagt: Ich will zu Olympia!", erzählt Rebeccas Mutter.
Olympia-Teilnahme 2016 bleibt verwehrt
Harte Trainingsjahre später war es 2016 soweit: Rebecca Robisch war im internationalen olympischen Ranking beste Deutsche. Trotzdem wurde sie vom Triathlon-Verband nicht für die Spiele in Rio nominiert. Ein Schock: "Funktionäre haben das aus politischen oder taktischen Gründen entschieden, ich kenne die Gründe nicht. Für mich gab es keinen Grund, dass ich nicht mitfahre", so Robisch. Der Traum, für den sie jahrelang ihren Körper geschunden hatte, ist jäh geplatzt. Während die Olympischen Spiele in Rio liefen, habe sie alles verkauft oder verschenkt, was sie an Triathlon erinnerte, erzählt die 36-Jährige noch heute sichtlich bewegt. Sechseinhalb Jahre lang sei sie keine einzige Bahn mehr geschwommen, wollte von Triathlon nichts mehr wissen. Erfolge feierte sie aber trotzdem – unter anderem bei Mountainbikerennen und im Trailrunning.
Als Zuschauerin wieder in den Triathlon-Bann gezogen
Vor zwei Jahren dann stand sie beim Challenge an der Strecke, um Athleten zu unterstützen. "Und dann dachte ich mir, ich muss ja wohl mindestens einmal beim Challenge dabei gewesen sein, wenn ich schon hier aufgewachsen bin", so Robisch schmunzelnd. Das Feuer für Triathlon ist bei der gebürtigen Rotherin also wieder entfacht. Zwei Jahre lang hat sie sich ausführlich auf den ersten Langdistanz-Triathlon ihrer Karriere vorbereitet. Natürlich träume sie von einem Platz auf dem Podium, so die Challenge-Debütantin. "Wenn das klappt, mache ich nach dem 8. Juli wahrscheinlich nie mehr einen Triathlon. Das muss man dann gut sein lassen", sagt sie lachend. Sie mache sich aber keinen großen Druck und peile eine Endzeit an der Neun-Stunden-Marke an. Das gleiche Ziel hat sich ihr Stockbett-WG-Partner Daniel König gesetzt. Die Beiden dürfen träumen, vom gemeinsamen Jubel im Zielbereich in Roth.
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