Zwei Schanzen sind bewältigt - doch nach den Springen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen herrscht Ernüchterung bei den deutschen Skispringern. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es wieder nichts mit einem deutschen Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee. Wie die letzten Jahre auch ging der DSV mit einem großen Favoriten in die Tour: Nach Karl Geiger und Andreas Wellinger war es diesmal Pius Paschke.
Bis zur Tournee hatte das deutsche Team den Weltcup dominiert. Paschke war bis zum Weltcup in Engelberg mit fünf Siegen in den ersten acht Springen die Sensation des Winters - seit zwei Wochen und damit genau zur falschen Zeit ist der Faden bei ihm aber sukzessive gerissen. Beim Auftaktspringen verpasste der Kiefersfeldener knapp das Podest, beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen musste der DSV-Adler richtig Federn lassen.
Im ersten Durchgang zeigte der 34-Jährige einen mäßigen ersten Sprung auf 129,0 m, ehe er mit einem Flug auf 143,5 m noch Schadensbegrenzung betrieb - für eine Spitzenposition reichte das aber nicht mehr. "Natürlich ist das schade. Aber auf die Gesamtwertung schaue ich gar nicht. Es gibt genug andere Leute, die das machen", so der Bayer nach Rang neun enttäuscht.
Bundestrainer Horngacher: "Man weiß nie, was passiert"
Die Chancen von Pius Paschke auf den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee sind zur Halbzeit recht überschaubar, zu dominant treten die Österreicher um den Tournee-Spitzenreiter Daniel Tschofenig auf. Der Garmisch-Sieger führt mit umgerechnet jeweils rund viereinhalb Metern Vorsprung auf Jan Hörl und Oberstdorf-Gewinner Stefan Kraft. Paschke geht als Gesamtsechster nach Innsbruck.
Abgehakt ist die Tournee aber noch lange nicht. "Wir werden in der Angriffsposition bleiben", sagt Bundestrainer Stefan Horngacher. "Es sind noch zwei Wettbewerbe. Und jeder wird einmal schlecht springen. Man weiß nie, was passiert."
Paschke: "Ich messe mich an mir selber"
Umgerechnet 14 Meter liegt Paschke nach den zwei Springen hinter Tschofenig zurück, in jedem der vier verbleibenden Durchgänge in Innsbruck und Bischofshofen müsste Paschke also rein rechnerisch dreieinhalb Meter weiter springen als der Spitzenreiter. Für Österreich wäre es der erste Triumph bei der Tournee seit 2015.
"Ich schaue nicht auf die Gesamtwertung, die war mir schon vor dem Garmisch-Springen egal", sagte der 34-Jährige: "Es ist nur wichtig, was ich oben auf der Schanze mache. Und das wird auch in Innsbruck so sein. Ich messe mich an mir selber, alles andere ist egal. Der zweite Sprung in Garmisch hat sich wieder angefühlt wie die Sprünge vor ein paar Wochen - darauf kann ich aufbauen."
Wellinger und Geiger: "Sag niemals nie"
Und auch Paschkes Teamkollegen Karl Geiger und Andreas Wellinger glauben an das Prinzip Hoffnung. "Abgerechnet wird ganz am Ende. Sag niemals nie, es ist schon viel passiert", stellte Wellinger, der wieder leicht aufsteigende Form zeigt, fest.
Bei Geiger, in Garmisch Sechster, zeigt die Formkurve ebenfalls nach oben. "Ich bin auf dem richtigen Weg", glaubt der Oberstdorfer und machte den Teamkollegen Mut: "Jeder muss erstmal acht Sprünge runterbringen. Und in dieser Tournee steckt eine unglaubliche Dynamik", so Geiger und ergänzte: "Es gibt Springer, die sich unglaublich absetzen können. Der Pius kann das, der 'Welle' auch. Ich sage niemals nie. Es wird schwierig. Aber es ist nicht unmöglich."
Am Freitag steht die Qualifikation für das erstmals seit 2016 ausverkaufte Bergiselspringen an. Dort waren in den letzten Jahren in unschöner Regelmäßigkeit die deutschen Tournee-Träume endgültig geplatzt.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!