Sie ist das Gesicht zum Geld: Anja Mikus ist die CEO des Kenfo-Fonds, der mit der Einführung des Generationenkapitals umgestaltet wird.
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Sie ist das Gesicht zum Geld: Anja Mikus ist die CEO des Kenfo-Fonds, der mit der Einführung des Generationenkapitals umgestaltet wird.

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Aktienrente: So legt der Staat das Generationenkapital an

Der Staat investiert jetzt auch in Aktien. Das ist die Idee hinter dem geplanten Generationenkapital für die Rentenversicherung. Welche Werte darin enthalten sein dürfen und welche nicht, ist klar festgelegt. Ein anderer Fonds dient als Vorbild.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

In der gesetzlichen Rentenversicherung wird künftig das sogenannte Generationenkapital dem Generationenvertrag zur Seite gestellt. Die Erträge aus diesem Kapital, das nach den Plänen der Bundesregierung bis Mitte der 2030er-Jahre aufgebaut wird, sollen anschließend den Bund bei der Finanzierung der Rente entlasten.

Denn schon jetzt schießt der Steuerzahler der deutschen Rentenversicherung über den Bundeshaushalt einen dreistelligen Milliardenbetrag zu. Der größere Teil der gesetzlichen Rente kommt zwar weiterhin aus den laufenden Beiträgen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Umlageverfahren - dem sogenannten Generationenvertrag. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie wird der Staat das geplante Generationenkapital anlegen?

Vorbild Kenfo

Die Antwort lautet: Kenfo. Das ist der Name des Atomfonds, der eingerichtet wurde, um die Abwicklung der deutschen Kernkraftwerke zu finanzieren. Kenfo steht für "Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung". Dieser Fonds wurde 2017 von den damaligen Betreibern der Kernkraftwerke in Deutschland mit rund 24 Milliarden Euro Kapital ausgestattet, hat den Auftrag, Erträge am Kapitalmarkt zu erwirtschaften und investiert in Aktien, Anleihen sowie zu kleinen Teilen auch in Beteiligungen an nicht-börsennotierten Unternehmen und Immobilien.

Damit liefert er quasi die Blaupause für die neue, kapitalgedeckte Säule der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Anlagestrategie des Kenfo ist auf 80 Jahre ausgelegt. In dieser Zeit soll sein Geld reichen, um die Altlasten in den Zwischen- und Endlagern für den Atommüll aus den deutschen Atomkraftwerken erfolgreich abzuwickeln.

Generationenkapital soll Bundeshaushalt entlasten

Neben den Einnahmen aus Beiträgen der Versicherten und ihrer Arbeitgeber gibt es bisher für die Rentenversicherung einen Bundeszuschuss aus dem Staatshaushalt. Damit werden die Beitragszahlungen stabilisiert, damit sie nicht zu hoch ausfallen. Zusätzlich sollen ab dem Jahr 2036 auch Erträge aus dem Generationenkapital in die Rentenkasse fließen, was ebenfalls der Beitragsstabilisierung dienen soll. Der erforderliche Kapitalstock wird bis dahin vom Bund aufgebaut. Dafür kann er Vermögenswerte übertragen oder Darlehen gewähren - aber auch Schulden machen. Die eigens einzurichtende, öffentlich-rechtlich organisierte "Stiftung Generationenkapital" legt diese Vermögenswerte möglichst sicher an. Wie beim schon bestehenden Atomfonds Kenfo wäre auch beim Generationenkapital ein hoher nationaler und internationaler Aktienanteil denkbar, plus Anleihen und weitere Investitionen.

Die Auswahl der Anlagen soll außerdem nach ESG-Kriterien erfolgen, also nur Unternehmen aufnehmen, die den EU-weiten Vorgaben für ökologische, soziale und gute Unternehmensführung entsprechen. Die Taxonomie-Verordnung der EU sieht ferner vor, dass nachhaltige und klimafreundliche Geldanlagen bevorzugt werden.

2022: Schwieriges Jahr für Staatsfonds

Allerdings hat der Atomabwicklungsfonds auch schon in Gas-, Öl- und Kohleunternehmen investiert. Kritiker bemängeln außerdem, dass so ein Fonds keine Erfolgsgarantie mit sich bringt. In der Zinswende von 2022 hatte Kenfo mehr als 12 Prozent seines Kapitals verloren, als es am Rentenmarkt zu einem Crash der Anleihekurse kam.

Auch der norwegische Staatsfonds, der für die Altersversorgung dort entscheidend ist, verlor 2022 eine Rekordsumme von rund 150 Milliarden Euro durch Kursverluste an den Börsen. Damals kam es wegen der Zinswende durch die Notenbanken zu einer völligen Neubewertung von Zinspapieren wie Anleihen, die dabei enorme Verluste erlitten. Außerdem marschierte Russland in der Ukraine ein und löste mit dem Krieg eine handfeste Energiekrise aus, die an den Märkten zu heftigen Reaktionen führte. So rauschten Kurse wie die von Bundesanleihen, die sonst als sehr sicher gelten, zweistellig in die Tiefe.

Unter solchen Umwälzungen hatten sämtliche Geldanlagen zu leiden. Nicht zuletzt trafen die höheren Zinsen auch Immobilien, deren Kaufpreise ebenfalls zurückgingen. In solchen Ausnahmezeiten sind auch Verluste bei staatlichen Fonds nicht auszuschließen. Bei einer langfristigen Betrachtung über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte schneiden Geldanlagen an den Märkten wie mit Wertpapieren oder Beteiligungen jedoch bislang positiv ab.

2023: Deutliche Erholung und Rekord-Kurse bei Aktien

Schon im Folgejahr des Einbruchs an den Märkten kam es zu einer starken Gegenbewegung. 2023 machte zum Beispiel der norwegische Staatsfonds einen Rekordgewinn von 200 Milliarden Euro. Viele Börsen erlebten Rekord-Kurse bei den Aktien, während sich die Anleihen von ihrem zinsbedingten Tief erholten.

Solche Marktschwankungen müssen Anleger aushalten und einen langen Atem haben. Beim schwedischen Staatsfonds beträgt die durchschnittliche Rendite seit seiner Auflegung vor 20 Jahren im Schnitt rund 11 Prozent, was überdurchschnittlich viel ist - mehr jedenfalls als bei den meisten Aktienindizes.

Kenfo: Ordentliche Renditen - außer 2022

Gegründet vom Staat und von der Atomwirtschaft mit gut 24 Milliarden Euro ausgestattet, schlug sich der Kenfo in seinen ersten Jahren bis einschließlich 2021 ganz gut - mit Renditen zwischen acht und elf Prozent. Es ist zu erwarten, dass auch dieser Fonds sich nach dem Krisenjahr wieder weitgehend erholt hat. Die Zahlen dazu liegen allerdings derzeit noch nicht vor.

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