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Die Arbeitskosten in der Schweiz können für Unternehmen günstiger sein als in Deutschland, obwohl die Monatseinkommen dort wesentlich höher sind.

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Traumland Schweiz für Unternehmer und Beschäftigte?

Traumland Schweiz für Unternehmer und Beschäftigte?

Kettensägen von Stihl sind ein Musterbeispiel für "Made in Germany". Doch das Unternehmen könnte sich eine Abwanderung in die Schweiz vorstellen, die als Hochlohnland gilt. Was ist dort besser als am Standort Deutschland?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Unternehmen wie der schwäbische Sägenhersteller Stihl klagen über hohe Standortkosten und Bürokratie in Deutschland. Stihl kann sich sogar eine Abwanderung in die Schweiz vorstellen. Ursprünglich war in fünf Jahren ein neues Werk in Ludwigsburg geplant.

Höhere Arbeitskosten durch Steuern und Sozialabgaben

Ein Grund sind die Arbeitskosten. Darauf weist Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK) hin:

Mit großer Sorge beobachten wir, dass immer mehr Unternehmen im Freistaat durch die gestiegenen Arbeitskosten unter Druck kommen. Rund die Hälfte der Arbeitskosten sind in Deutschland auf Steuern und Sozialabgaben zurückzuführen.

Stihl argumentiert, dass die Arbeitskosten in der Schweiz für das Unternehmen günstiger sein könnten als in Deutschland, obwohl die Monatseinkommen dort wesentlich höher sind. Die Erklärung liefert die wöchentliche Mehrarbeit bei geringeren Lohnnebenkosten und deutlich weniger Urlaub. Die Produktivität ist dadurch höher.

Mehr Arbeitsstunden in der Schweiz

Während beispielsweise in der deutschen Metall- und Elektroindustrie im Flächentarif die 35-Stunden-Woche gilt, können es in der Schweiz bis zu zehn Wochenstunden mehr sein. Anstelle von acht Stunden werden dort eher neun Stunden pro Tag gearbeitet. Bei Ärzten und Ärztinnen im Krankenhausbetrieb sind sogar 50 Wochenstunden die Regelarbeitszeit. Dafür behalten Beschäftigte mehr übrig von ihren Bruttoentgelten, weil die Lohnnebenkosten geringer sind.

Mehr Urlaubstage in Deutschland

30 Urlaubstage im Jahr und mehr, wie man es in Deutschland gewohnt ist, bekommt in der Schweiz so gut wie niemand. Dort sind es eher 20 Tage. Außerdem gibt es je nach Kanton unterschiedlich viele Feiertage: von sieben in Genf bis 15 in Graubünden.

Kein Kündigungsschutz in der Schweiz

Für Deutsche, die in der Schweiz arbeiten wollen, herrscht Arbeitnehmerfreizügigkeit wie in einem EU-Land, nur der Kündigungsschutz fehlt. Der Arbeitskräftemangel dort ist aber sehr hoch, was die Jobs an sich recht sicher macht.

Niedrigere Einkommenssteuer-Sätze

Die Sätze für die Lohn- und Einkommensteuer sind wesentlich niedriger als in Deutschland. Davon profitieren sowohl Arbeitnehmer, die mehr Geld aufs Konto bekommen, als auch die Arbeitgeber, die weniger Lohnsteuer an den Staat abführen müssen aus den gezahlten Bruttogehältern.

Schweiz vs. Deutschland: Unternehmenssteuer

Die Unternehmen in der Schweiz müssen von ihrem Gewinn weniger Steuern abführen. Es gibt Kantone, die so gut wie keine Unternehmenssteuer verlangen. Im Kanton Zug sind die Steuersätze für Privatpersonen 22,2 Prozent und für Betriebsgewinne nur 11,8 Prozent einschließlich Bundesabgaben.

Besseres Rentensystem in der Schweiz

Ein weiterer Pluspunkt ist das Rentensystem, das in der Schweiz besser funktioniert als in Deutschland, unter anderem weil alle bis zum Spitzenmanager hier einzahlen müssen. Darüber hinaus bieten viele Unternehmen ihren Mitarbeitern eine Betriebsrente. Und es gibt eine steuerfreie Entgeltumwandlung in staatlich regulierte Fonds. So kommt es, dass viele Besserverdiener in der Schweiz ab Anfang 60 schon in den Ruhestand gehen.

Schweiz vs. Deutschland: Sozialleistungen

Wer zum Beispiel in der Schweiz einen Kindergartenplatz braucht, muss dafür in der Regel privat aufkommen oder eine Betreuung für die Kinder bezahlen. Außerdem sind Frauen in Sachen Mutterschutz stark benachteiligt gegenüber den Regelungen in Deutschland. Wer im Job bleiben will, muss bis kurz vor der Geburt und danach wieder voll arbeiten.

Schweiz vs. Deutschland: Gesundheitssystem

Auf der anderen Seite ist eine gute Gesundheitsversorgung in der Schweiz für die Beschäftigten mit Zusatzkosten verbunden. Das geschieht häufig durch eine private Krankenversicherung. In Großstädten wie Basel ist es darüber hinaus sehr schwierig, überhaupt einen Hausarzt zu finden.

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