Das Logo der BayWa an der Fassade von einem Gebäude mit zwei angrenzenden Silos im bayerischen Rehau.
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Viele Aktionäre fühlen sich von der BayWa getäuscht. Sie haben sich an Aktionärsschützer gewandt, um ihre Interessen zu bündeln.

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BayWa in Schieflage: Kleinaktionäre wollen sich wehren

Die BayWa steckt tiefer in der Krise als es zunächst den Anschein hatte. Deshalb fühlen sich viele Aktionäre getäuscht. Sie haben sich an Aktionärsschützer gewandt, um ihre Interessen zu bündeln.

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Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW hat nach der Meldung über das Sanierungsgutachten bei der BayWa Aktionäre und Anleihegläubiger dazu aufgerufen, sich bei ihr zu melden, um gemeinsame Interessen zu bündeln. Offensichtlich nehmen das viele Investoren in Anspruch.

BayWa: Es "brodelt" es unter den freien Aktionären

Hunderte Anteilseigner haben die Aktionärsschützer mittlerweile kontaktiert und täglich werden es mehr, wie es bei der DSW heißt. Die Investoren wollen prüfen lassen, ob sie nicht zu spät über die Schieflage im Unternehmen informiert worden sind.

So kritisiert die DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt, dass bei der Hauptversammlung im Juni der Vorstand noch ein ganz anderes Bild gezeichnet hat. Der Vorstandschef Marcus Pöllinger habe bei dem Aktionärstreffen allen Anwesenden das Gefühl vermittelt, dass das Unternehmen gut dastehe. Der Wegfall der Dividende für das vergangene Jahr sei ein einmaliger Ausrutscher gewesen, im nächsten Jahr solle auf jeden Fall wieder eine Dividende gezahlt werden, habe Pöllinger versprochen.

BayWa: Aktionäre fürchten Kapitalschnitt, Lieferanten um ihr Geld

Doch nur wenige Wochen später ist keine Rede mehr davon. Die hohe Not könne doch nicht in vier Wochen entstanden sein. Das sei schon sehr merkwürdig, so Bergdolt. Bei der BayWa will man sich zu diesen Vorwürfen nicht äußern. Mit Spannung warten die Anleger nun auf das Sanierungsgutachten. Denn die Anteilseigner fürchten, dass die BayWa nun womöglich auf ihre Kosten saniert wird, zum Beispiel durch einen Kapitalschnitt, bei dem ihre Aktien entwertet würden.

Bei der DSW haben sich übrigens ihren Worten nach auch Lieferanten gemeldet, mit der Frage, ob sie die BayWa überhaupt noch beliefern sollen, unter anderem mit Getreide. Sie habe diese Anfragen aber nicht beantworten können und die Lieferanten an entsprechenden Fachanwälte weiter verwiesen.

Kapitalspritze von den BayWa-Großaktionären?

Die wichtigsten Eigentümer der BayWa wollen offenbar kurzfristig wenigstens die Voraussetzungen für eine Rettung des hochverschuldeten Münchner Agrarkonzerns schaffen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, könnte es eine Kapitalspritze von den beiden Großaktionären geben, der Bayerischen Raiffeisen-Beteiligungs-AG (rund 34 Prozent BayWa-Anteil) und der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest (rund 28 Prozent). Die Rede ist von jeweils 200 Millionen Euro Liquidität.

Auf dieser Grundlage seien auch die Gläubigerbanken bereit, Kredite über weitere 200 Millionen Euro zu geben. Aus dem Kreis der Gläubigerbanken wird aber dem Vernehmen nach die Forderung erhoben, der Freistaat möge die Kredite der Banken über eine Landesbürgschaft absichern. Bis alle nötigen Beschlüsse vorliegen, könne es aber noch einige Tage dauern. Ein Firmensprecher wollte auch dies nicht kommentieren.

Die Meldung über frisches Kapital beruhige. Damit könnte das Überleben erst einmal gesichert werden, aber es sei nach wie vor unklar, wie es dann weitergehe, so das Fazit der Aktionärsschützerin Bergdolt.

BayWa: Wichtig für Bayern

Mitte Juli hatte die BayWa in einer Pflichtmitteilung für die Börse die "angespannte" Finanzlage und die Berufung eines Sanierungsgutachters publik gemacht. Sorgen ausgelöst hatte das nicht nur in der Finanzszene: Die BayWa ist für die Lebensmittelversorgung in Süddeutschland von erheblicher Bedeutung. Das Unternehmen aus München ist nicht nur Lieferant von Saatgut, Dünger und Landmaschinen, sondern kauft vielen Bauern auch ihre Ernte ab. Außerdem sind viele Landwirte Kleinaktionäre des Unternehmens. Bei der BayWa sind weltweit mehr als 25.000 Mitarbeiter beschäftigt, rund 8.000 davon in Bayern.

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