Der chinesische Konzern Wanfeng will den insolventen Flugtaxi-Hersteller Volocopter für zehn Millionen Euro kaufen. Das geht aus einer Börsenmitteilung von Wanfeng vor Abschluss des Vertrages hervor. "Volocopter nimmt dazu aktuell keine Stellung", teilte eine Sprecherin des Unternehmens aus dem badischen Bruchsal mit.
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Abgewickelt wird das Geschäft der Mitteilung zufolge über eine eigens gegründete Tochtergesellschaft mit Sitz in Berlin, die dem österreichischen Flugzeughersteller Diamond Aircraft zugeordnet ist. Dieser ist zu 100 Prozent im Besitz von Wanfeng.
Volocopter seit Weihnachten insolvent
Volocopter hatte am zweiten Weihnachtstag einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Anfang März eröffnete das Amtsgericht das Verfahren. Auf einer Versammlung Anfang vergangener Woche wurden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darüber informiert, dass sie mit sofortiger Wirkung freigestellt würden. Betroffen sind Berichten zufolge um die 450 Menschen. Laut "Wirtschaftswoche" sollen etwa 160 davon weiterbeschäftigt werden.
Schon im Herbst war bekanntgeworden, dass Firmenchef Dirk Hoke spätestens zum 1. April 2025 die Führung beim Technologiekonzern Voith in Heidenheim übernehmen sollte. Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche sollte als Beiratsvorsitzender bei Volocopter einen Nachfolger für Hoke suchen. Mit Blick auf die unsichere Zukunft des Unternehmens tat sich hier bisher nichts.
Parallelen zur Pleite bei Lilium
Eigentlich wollte das 2011 gegründete Start-up längst Passagiere mit senkrecht startenden und landenden vollelektrischen Fluggeräten befördern. Doch bisher fehlt dafür eine Musterzulassung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit.
CSU-Politikerin Dorothee Bär hatte die Flugtaxi-Branche mit einem Interview vor einigen Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und einen kleinen Hype ausgelöst. Doch der Industriezweig kämpft mit Problemen. So stoppte schon der Hubschrauber-Hersteller Airbus Helicopters die Entwicklung seines Flugtaxis in Donauwörth.
Zuletzt hatte der Elektroflugzeugbauer Lilium aus Bayern zum zweiten Mal Insolvenz angemeldet. In der Pressemitteilung des Unternehmens hieß es zwar, es gebe auch nach dem Ausbleiben zugesagter Investorengelder noch Gespräche über alternative Lösungen. Dass es nach der zweiten Insolvenz jedoch eine zweite Rettung geben könnte, sei sehr unwahrscheinlich. Deswegen werde der Betrieb nun eingestellt.
Volocopter arbeitete mit ADAC zusammen
Lilium und Volocopter hatten in der Vergangenheit immer wieder finanzielle Unterstützung gesucht. Staatliche Hilfe blieb aber aus. Volocopter bekam im vergangenen Jahr am Ende Geld von Investoren. Doch das reichte nicht.
Obwohl als nachhaltig und leise beworben, sind die modernen Fluggeräte nicht unumstritten: Eine Analyse des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ergab, dass sich Reisezeiten kaum verkürzten, während die Kosten und im Vergleich zu E-Autos auch die CO2-Emissionen stiegen. Aber: "Nützlich kann urbane Luftmobilität vor allem bei Notfalleinsätzen sowie zum Anbinden entlegener Regionen sein." Volocopter und die ADAC-Luftrettung hatten bereits eine Zusammenarbeit gestartet, um beispielsweise den Einsatz für Rettungszwecke zu erproben.
Zum Hören: Traum vom Elektro-Flieger geplatzt?
Der Flugtaxi-Hersteller Lilium ist endgültig Geschichte. Aus der Traum vom Elektro-Flieger aus Bayern? Nicht ganz.
Mit Informationen von dpa
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