Die Idee der Energie-Labels ist simpel: Schon beim ersten Hinsehen soll Kundinnen und Kunden beim Kauf neuer Elektrogeräte klar sein, wie sparsam sie im Verbrauch sind. Und tatsächlich funktioniert das Label ziemlich gut. In Umfragen geben fast 85 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher an, dass ihnen die Energieeffizienzklasse beim Kauf wichtig ist. Die Frage ist allerdings: Wie genau hilft das Label bei der Kaufentscheidung? Ein Überblick.
Worauf sollte ich beim Kauf eines neuen Haushaltsgeräts achten?
Wichtig bei der Entscheidung für oder gegen ein neues Gerät ist letztlich folgende Formel:
- Richtige Wahl = Klasse + Größe + Verbrauch
- Auf die Effizienzklasse achten. Am besten ist es, sich gleich nur dort umzuschauen, wo die A-Labels kleben. Manchmal – aber glücklicherweise immer seltener – ist das nicht so leicht, weil es auch eine preisliche Frage ist. Dann lohnt sich ein Rat aus dem Fachhandel.
- Wer alleine lebt, benötigt keinen Side-by-Side Kühlschrank, deshalb sollte er oder sie gleich fragen: Passt das Gerät zu meinen Bedürfnissen? Deshalb am besten direkt nach den kleineren Kühlgeräten schauen. Gut zu wissen: Die Geräte werden immer nur in ihrer jeweiligen Nutzungsklasse den Effizienzklassen zugeordnet. Ein Kühlschrank mit 90 Zentimetern Standhöhe verbraucht also viel weniger Kilowattstunden Strom als eine große zweitürige Kühl-Gefrierkombination. Auch, wenn beide in Effizienzklasse B eingestuft wurden.
- Deshalb immer auch auf die Zeile unter den Klassen-Buchstaben achten, dort steht der Verbrauch. Bei der Waschmaschine ist dort der Stromverbrauch in Kilowattstunden je hundert Waschgängen vermerkt, beim Kühlschrank der Kilowattstunden-Verbrauch pro Jahr, beim Ofen der Verbrauch pro standardisierter Nutzungsdauer – man kann sich da durchwurschteln und lustiges Piktogramme-Raten machen.
Wie sind die Labels aufgebaut und was ist darauf zu sehen?
Die Labels haben im Detail verschiedene Kennziffern, dank Piktogrammen sind sie in der Regel aber selbsterklärend. Am Beispiel der Waschmaschine lässt sich exemplarisch zeigen, was genau die Labels beinhalten:
Wo finde ich die Labels?
Die Kennzeichnung der Energieeffizienzklasse ist mit einem Farbschema von richtig froschgrün für die Klasse A, bis hin zu braunrot für die Klasse G kategorisiert. Zwischendurch gab es auch die Klassen A+++ und darunter, aber die werden nun nach und nach abgeschafft.
Die dazugehörigen Aufkleber müssen an den Geräten in den Verkaufsräumen "gut sichtbar" angebracht sein, so schreibt es die EU schon seit den Neunzigerjahren vor. Und das gilt nicht nur für Kühlschränke, Herde oder Öfen. Sondern auch für Dunstabzugshauben, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Trockner, Staubsauger und Fernseher oder Bildschirme. Oft vernachlässigt werden Lampen und Leuchten. Und: Sogar Autos haben ein Energielabel.
Welchen Zweck haben die Effizienzklassen?
Hinter der Verordnung steckt ein marktwirtschaftlicher Gedanke, der sich am Beispiel der Waschmaschinen gut erklären lässt. Wer schon einmal eine neue Waschmaschine kaufen musste, der kennt das Gefühl, vor einem Meer aus weißen Kästen zu stehen. Alle sehen sie irgendwie gleich aus, sie können ähnliche Dinge, und wichtig ist der Kundschaft einfach nur, dass die Wäsche sauber wird.
Um eine Entscheidung zu fällen, braucht es also eine Art B-Kategorisierung. Und hier kommen die Energielabel ins Spiel. Durch die großen Aufkleber können Kundinnen und Kunden sich sehr schnell und einfach für eine stromsparende Waschmaschine entscheiden – die Mitbewerber haben im Zweifel das Nachsehen. Außer sie arbeiten eben auch daran, ihre Waschmaschinen stromsparend zu gestalten. Deshalb entwickeln sich die Klassifizierungen immer weiter und verbessern sich.
Wie kommt die Klasse A+++ zustande?
Die Klassen A+, A++ und A+++ mögen zwar verwirrend sein, aber sie entstammen einer Zeit, in der sich vor allem Waschmaschinen, Geschirrspüler und Kühlschränke in ihrer Effizienz extrem schnell verbessert haben. Damals befanden sich plötzlich sehr viele Waschmaschinen in Klasse A, es gab kaum noch Unterschiede. Deshalb hat man diese Sonderklassen eingeführt. Nun aber versucht man, das Rad etwas zurückzudrehen, indem man die Bedingungen für die Klassifizierungen nachschärft. Auch deshalb dürfen seit März 2024 keine Waschmaschinen der Klassen F und G mehr auf den Markt gebracht werden.
Wie werden die Klassen berechnet und wie aussagekräftig sind sie?
Die Klassen werden von der Europäischen Union festgelegt. Dafür wird ein fiktives Referenzgerät hergenommen, das in allen Punkten dem Durchschnitt der derzeit auf dem Markt befindlichen Geräte dieser Klasse entspricht. Dieses Gerät bildet dann den Indexwert 100. Alle Waschmaschinen, die tatsächlich verkauft werden, müssen sich mit diesem Referenzgerät messen lassen. Eine Waschmaschine der Klasse A darf derzeit nur höchstens 52 Indexpunkte erreichen.
Wer sich die dazugehörigen Kategorisierungslisten (externer Link) durchliest, stellt schnell fest: Dahinter steckt höhere Mathematik. Aber der Mehrwert für die Verbraucherinnen und Verbraucher liegt auf der Hand. Denn wer das Etikett richtig liest, kann Geld sparen und tatsächlich etwas für die Umwelt tun.
Immer dann, wenn die Technik wieder Fortschritte gemacht hat, werden die Effizienzklassen nach oben angepasst. Wer also vor fünf Jahren einen Kühlschrank mit der Effizienzklasse A gekauft hat, würde dasselbe Gerät heute vielleicht in Klasse B oder C wiederfinden.
Wie viel lässt sich denn nun sparen?
Die tatsächliche Geldersparnis kann stark variieren. Bei Kühlgeräten zum Beispiel sagt man, dass pro Energieklassensprung nach oben zwischen 150 und 250 Euro gespart werden kann – allerdings auf eine Lebensdauer von 15 Jahren gerechnet.
Bei Waschmaschinen ist die Ersparnis schon etwas ergiebiger. Da die Wäsche nicht dauerhaft gewaschen wird, wird hier der Verbrauch nicht pro Jahr gerechnet, sondern je 100 Waschgänge. Wer jetzt eine Waschmaschine, die länger als zehn Jahre in Benutzung war, gegen eine neue mit dem Label A umtauscht, kann pro Jahr circa 70 Euro sparen.
Grundsätzlich kann man sich bei der Wahl zwischen zwei Geräten überlegen, ob man jetzt den günstigeren Preis zahlt, dafür im Laufe der Jahre aber mehr für den Strom ausgibt – oder ob man jetzt tiefer in die Tasche greift, dafür aber ein stromsparenderes Gerät daheim hat.
Sonderfall: Lampen
Bei Lampen ist die Sache etwas komplexer: Es gibt in Drogerie- oder Supermärkten eigentlich kaum LED-Leuchten, die in Effizienzklasse A eingruppiert sind, die meisten befinden sich bei F oder G. Das liegt vor allem daran, dass bei den LEDs die Technik nahezu ausgereift ist, während die Effizienzklassen-Skalen aber schon sehr streng ausgelegt sind.
Allerdings ist das in diesem Fall nicht so dramatisch. Denn die Strom-Ersparnis im Vergleich zu den alten Glühlampen liegt in jedem Fall irgendwo bei 90 Prozent. Die Unterschiede zwischen den LED-Effizienzklassen sind nur noch marginal, und im Wesentlichen hängen sie davon ab, wie groß die Lampe ist, ob sie dimmbar ist und wie viel Technik darin verbaut ist.
Wenn ich mich entschieden habe: Wie nutze ich die Geräte am besten?
Die Effizienzwerte der meisten Geräte wurden im Eco-Modus berechnet. Der mag zwar manchmal etwas widersinnig erscheinen, gerade bei Waschmaschinen, Spülmaschinen oder Trocknern, weil er mehr Zeit benötigt, das Gerät also längere Zeit Strom verbraucht. Aber es ist tatsächlich so, dass der Eco-Modus die Umwelt am wenigsten belastet, zum Beispiel, weil Wasser zunächst langsamer erhitzt und dann mehrfach verwendet wird.
Außerdem raten Expertinnen und Experten noch dazu, gerade Waschmaschinen und Trockner – wenn der überhaupt sein muss – eher nachts laufen zu lassen, weil dann die Netzlast am geringsten ist. Und: Wer beim Rausgehen das Licht ausschaltet, der kann auch gleich noch schauen, ob auch Steckerleisten oder andere Geräte ausgeschaltet werden können.
Zudem lohnt es sich, immer mal wieder einen Blick auf die Geräte zu haben, die dauerhaft laufen. Das sind vor allem die Kühlgeräte. Hier immer mal wieder schauen: Sind die Dichtungen noch intakt? Läuft der Kühlschrank irgendwo besonders kalt? Und im Zweifel ist bei Geräten, die jünger sind als 15 bis 20 Jahre, eine Reparatur schonender für die Umwelt als eine Entsorgung des Geräts.
Wo finde ich noch mehr Informationen?
Es ist für Verbraucherinnen und Verbraucher bisher nur sehr schwer möglich, die eigenen Geräte, die schon in der Wohnung stehen, zurückzuverfolgen und deren Stromverbrauch zu ermitteln. Deshalb gibt es eher Faustregeln: Geräte, die jünger als 15 Jahre alt sind, sollten im Zweifel lieber repariert als ersetzt werden. Alles, was schon länger im Haushalt herumsteht und den Geist aufgibt, sollte eher ersetzt werden, weil die Materialien, und bei Kühlschränken die Dichtungen, veraltet sind.
Beim Umweltbundesamt finden sich noch weitere Informationen zu den Klassifizierungen (externer Link). Außerdem gibt es eine Website des privaten Forschungs- und Politikberatungs-Unternehmens Öko-Instituts (externer Link), wo Verbraucherinnen und Verbraucher zu den Effizienzklassen beraten werden. Das Bundeswirtschaftsministerium bietet auf der Website BAM Netzwerke (externer Link) zusätzliche Beratung an, und gegen Bezahlung gibt es auch eine Broschüre der aktuell sparsamsten Haushaltsgeräte (externer Link), die der Energieberater Sebastian Albert-Seifried jährlich in Eigenarbeit herausgibt.
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