"Es ist alt, aber moderner denn je, unser Pumpspeicherkraftwerk", sagt Klaus Engels, Direktor Wasserkraft beim Energieunternehmen Uniper. Denn in der Energiewende spielen diese Kraftwerke eine wichtige Rolle. Sie liefern emissionsfreien Strom und können innerhalb von Sekunden hochgefahren werden. So können sie Spitzen abfangen, wenn gerade viel Strom gebraucht wird, aber andere regenerative Quellen nicht zur Verfügung stehen, weil beispielsweise keine Sonne scheint und kein Wind weht. Deshalb lohnt sich jetzt eine Reaktivierung des 2011 vom Netz genommenen Pumpspeicherkraftwerks in Happurg im Nürnberger Land.
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Größter Energiespeicher Bayerns
Das Pumpspeicherkraftwerk ist das größte in Bayern und damit auch der größte Energiespeicher. Es besteht aus einem oberen und einem unteren Becken und funktioniert so: Wenn gerade Strom im Überfluss da ist, weil etwa die Sonne scheint oder nachts wenig Bedarf ist, wird Wasser vom Unterbecken ins Oberbecken gepumpt und dort gespeichert. Wird elektrische Energie gebraucht, wird das Wasser über Fallrohre abgelassen. Dabei treibt es Turbinen an, die Strom erzeugen.
Energiesicherheit wird immer wichtiger
Das Pumpspeicherkraftwerk in Happurg war von 1954 bis 2011 in Betrieb. Doch dann war das Oberbecken undicht. 1,8 Millionen Liter Wasser sickerten in den Untergrund. Es zu reparieren, war damals nicht wirtschaftlich, denn andere Energiequellen waren günstiger. Doch nun rückt neben dem Preis auch die Energiesicherheit in den Fokus. Und da spielt gerade dieses Pumpspeicherkraftwerk eine wichtige Rolle. Denn es hat vier Turbinen mit einer Leistung von jeweils 40 Megawatt. Alle können einzeln angefahren werden, also sehr flexibel Strom liefern. Wenn das Oberbecken voll ist und das Kraftwerk bei Volllast läuft, kann es Energie für bis zu 850 Megawattstunden Strom liefern. Damit kann es zur Energiesicherheit in Süddeutschland beitragen.
Oberbecken wird aufwändig saniert
Innerhalb der kommenden vier Jahre will der Betreiber Uniper das Oberbecken sanieren und dafür rund 250 Millionen Euro investieren. Es steht auf Karstgestein, das über die Jahre Hohlräume gebildet hat. Diese müssen nun verfüllt werden. Dann bekommt das Becken zwei neue Abdeckschichten. Zudem wird unter dem Becken ein Kontrollgang gebaut, sodass künftig Schäden leichter zu erkennen sind. Auch zahlreiche digitale Messpunkte wolle man einbauen, die beispielsweise Bewegungen im Erdreich oder Temperaturunterschiede erkennen sollen, hieß es bei einem Besichtigungstermin vor Ort.
Wiederinbetriebnahme schnell genehmigt
Die Wiederinbetriebnahme sei vom Freistaat Bayern und den zuständigen Behörden innerhalb kürzester Zeit genehmigt worden. Die Zusammenarbeit habe sehr gut funktioniert – vom Planfeststellungsantrag bis zum -beschluss habe es nur eineinhalb Jahre gedauert, lobte Uniper. Das zeige, dass Großprojekte durchaus in kurzer Zeit realisierbar seien. In diesem Fall ist auch die Bevölkerung vor Ort für das Projekt, denn "sie sind mit dem Kraftwerk vertraut, und besonders seit der Ukraine-Krise konnten viele nicht nachvollziehen, warum Bayerns größter Energiespeicher stillsteht", meint Happurgs Bürgermeister, Bernd Bogner (FW).
Happurger See bleibt Naherholungsziel
In Happurg sei eine richtige Aufbruchstimmung zu spüren, seit Uniper angekündigt habe, das Kraftwerk zu reaktivieren, so Bogner. Auch der Stausee, der in diesem Fall das Unterbecken bildet, kann weiterhin als Ziel von Erholungssuchenden und Wassersportlern genutzt werden. Allerdings wird der Wasserspiegel künftig wieder um bis zu vier Meter schwanken. Dadurch kann am Rand etwas Schlamm zum Vorschein kommen. Die meisten Happurger würden das noch von früher kennen, sagt der Bürgermeister. Doch das sei nur ein kleiner Nachteil. Der Vorteil überwiegt: Das Pumpspeicherkraftwerk kann nach der Sanierung ab 2028 für weitere 50 Jahre sicheren und sauberen Strom liefern.
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