Die BayWa AG ist zu einem Sanierungsfall geworden. Der Konzern schreibt rote Zahlen. Vor allem aufgrund von Schulden in Höhe von rund 5,6 Milliarden Euro ist das Münchner Unternehmen in die Schieflage geraten. Der Vorstand selbst spricht von einer "angespannten" Finanzlage.
Eine Insolvenz ist jedoch quasi undenkbar - zu wichtig ist der Mischkonzern für Landwirte und die Lebensmittelversorgung in mehreren Ländern. Gläubigerbanken und Hauptaktionäre unterstützen die BayWa nun mit einer kurzfristigen Finanzspritze von über einer halben Milliarde Euro.
Komplexes Finanzierungspaket
Mit der zusätzlichen Hilfe haben Banken und Großaktionäre der BayWa AG etwas Luft verschafft. Allerding bleibt der Sanierungsdruck hoch. Denn ein großer Teil der Vereinbarung gilt nur bis Ende September, mit einer Verlängerungsmöglichkeit bis zum Ende des Jahres. Dieses Paket sieht unter anderem vor, dass bestimmte Kredite nicht fällig gestellt und Verbindlichkeiten nicht getilgt werden müssen. Daneben gibt es einen Überbrückungskredit. Das alles zusammen hat ein Volumen von 272 Millionen Euro.
Zudem verkauft die BayWa eine Beteiligung an einem kleineren Saatguthändler, eine Überkreuzbeteiligung mit seinem Großaktionär der Bayerischen-Raiffeisen-Beteiligungs AG BRB und Getreide in Höhe von 20 Millionen Euro. Das bringt noch mal insgesamt 150 Millionen Euro. Zu guter Letzt kommen noch zwei Darlehen von den beiden Großaktionären, der Bayerischen-Raiffeisen-Beteiligungs AG BRB und der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest RAIG. Alles zusammen macht knapp 550 Millionen Euro.
Zukunft des Konzerns weiter ungewiss
Für die freien Aktionäre sei es gut zu hören, dass es nun ein Rettungspaket gebe, meint die Vizepräsidentin der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz Daniela Bergdolt. Leider sei damit die BayWa noch nicht über den Berg. Es müssten erhebliche Maßnahmen eingeleitet werden, damit die Zukunft des Unternehmens gesichert sei. Nachdem die Nachricht gekommen war, dass das Rettungspaket steht, stieg der Kurs der BayWa-Aktien deutlich. Damit ist allerdings nur ein ziemlich kleiner Teil der vorherigen Kursverluste wieder drin. Die Zurückhaltung ist verständlich, denn noch sind viele Fragen offen.
Vorstand hofft auf Sanierungskonzept
Die Finanzspritze soll sicherstellen, dass der für die Landwirtschaft so wichtige Konzern liquide bleibt und über die nächsten Wochen kommt. Die Meldungen in den vergangenen Wochen über die Schieflage des Mischkonzerns hat unter Landwirten, Lieferanten, Kunden und Beschäftigten für viel Unruhe gesorgt. Die Geschäftsführung geht aufgrund der, wie es heißt, konstruktiven Gespräche mit den Banken und Großaktionären nun davon aus, dass bis Ende September das Sanierungskonzept steht und dabei auch die Finanzierung insgesamt neu geregelt wird.
Im Video: Rettungspaket für die klamme BayWa
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