Postfiliale in München
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Postfiliale in München: in den Großstädten geht es noch, aber auf dem Land sind die Postfilialen dünn gesät – zu dünn.

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Wohin mit der Retoure? 23 Orten in Bayern fehlt eine Postfiliale

Wohin mit der Retoure? 23 Orten in Bayern fehlt eine Postfiliale

Orte mit mehr als 2.000 Einwohnern müssen laut Gesetz eine Postfiliale haben – oder besser gesagt: müssten. Allein in Bayern fehlen mehr als 20 Filialen. Besonders auf dem Land ist die Situation schwierig - aus mehreren Gründen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Insgesamt sind es 141 Postfilialen, die laut Bundesnetzagentur (externer Link; Stand 01.07.24) deutschlandweit fehlen. Auch in Bayern fehlen derzeit 23 – etwa in Großhabersdorf (Landkreis Fürth) oder Diespeck (Landkreis Neustadt Aisch).

Gesetzlich ist die Post verpflichtet, in Orten mit mehr als 2.000 Einwohnern mindestens eine Filiale zu haben. In Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnern darf die Entfernung zur Filiale in zusammenhängenden Wohngebieten nicht mehr als zwei Kilometer betragen. Die Post teilt mit, dass sie im Gegensatz zu 2010 nun 300 Filialen mehr habe, insgesamt 1.280. Doch woran liegt es, dass gerade in ländlichen Regionen Filialen fehlen?

Nachfolger zu finden ist schwierig

Bis zum April hatte die Gemeinde Großhabersdorf noch eine Postfiliale, die in einen Getränkemarkt integriert war. Doch der hat dicht gemacht, erzählt Bürgermeister Thomas Zehmeister (CSU). Eine Nachfolgerin schien schon gefunden, doch kurz vor der Eröffnung sprang sie wieder ab. Seitdem ist der Ort mit 4.500 Einwohnern ohne Post und die Menschen dort alles andere als begeistert. Vor allem für ältere Leute, die nicht mehr so mobil sind, sei das eine Herausforderung, klagt Jutta Massl, die in Großhabersdorf lebt und Hans-Jürgen Kellner ergänzt: "Ohne Postfiliale ist Großhabersdorf wie eine Braut ohne Bräutigam."

Ähnlich sieht es in der Gemeinde Diespeck bei Neustadt Aisch aus. Auch dort gibt es bisher keine Postfiliale mehr, teilt Bürgermeister Roland Schmidt (Bürgerforum) mit.

Filiale im Nachbarort überrannt

In Ammerndorf, rund fünf Kilometer von Großhabersdorf entfernt, hat Sabine Bachmann ihren Schreibwarenladen. Seit 17 Jahren betreibt sie ihr Geschäft mit viel Leidenschaft. Ohne den Laden würde es dort aktuell auch nicht mehr gehen, denn sie nimmt Pakete an. Seit der Schließung der Postfiliale in Großhabersdorf habe sie rund 500 neue Kunden. Das freue sie natürlich sehr. Die meisten seien sehr freundlich und dankbar, dass sie hier noch eine Postfiliale betreibe. Andererseits stoße sie auf Kapazitätsgrenzen, gerade zu den Feiertagen sei der Ansturm kaum zu bewältigen. Pakete stapeln sich auch an normalen Tagen in ihrem kleinen Laden.

Post: Situation auf dem Land herausfordernd

Die Deutsche Post teilt dem BR auf Anfrage mit, dass insbesondere die Situation auf dem Land herausfordernd sei. Die Einzelhandels-Infrastruktur sei hier nicht so ausgeprägt, man müsse immer wieder mit Geschäftsaufgaben von Filialpartnern rechnen. Man arbeite aber mit Hochdruck mit den betroffenen Gemeinden und Kommunen zusammen, um an den sogenannten Pflichtstandorten präsent zu sein. Dazu gehöre auch der weitere Aufbau von Poststationen und deren Zulassung als Ersatz für eine Universaldienstfiliale gemäß Postgesetz.

Neues Postgesetz 2025: Poststationen statt Postfilialen

Zum Jahreswechsel sollen neue Regeln des Postgesetzes greifen. Dann werden unter bestimmten Umständen auch sogenannte Poststationen, also Automaten, bei der Erfüllung der Pflichtvorgabe angerechnet, bislang ist das nicht der Fall.

Von den 141 unbesetzten Pflichtstandorten im Juli hatten 27 Standorte bereits einen Automaten. Zählen diese, wird die Zahl im kommenden Jahr vermutlich sinken. Allerdings muss sich die Post hierbei mit Kommunalvertretern abstimmen und sie braucht bei der Anrechnung eines Automaten auf die Filialpflicht die Zustimmung der Bundesnetzagentur. Es wäre eine Überraschung, wenn die Behörde sich bei dem Thema querstellt: Dessen Chef Klaus Müller hatte sich unlängst grundsätzlich positiv über die Automaten geäußert.

Lösung für Großhabersdorf und Diespeck?

Laut dem Bürgermeister von Diespeck soll noch im September eine Filiale im Ort eröffnen, diese habe dann aber deutlich kürzere Öffnungszeiten als die bisherige. In Großhabersdorf soll es ebenfalls entweder eine neue Filiale oder eine Paketstation geben, so Bürgermeister Thomas Zehmeister. Die Post zeige sich kooperativ und bemüht. Er hofft, dass dies noch in diesem Jahr realisiert wird. Für einige Bewohner im Ort ist klar, eine Postfiliale ist dringend notwendig – gerade für ältere Menschen, die selten online-affin sind und weniger mobil.

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