Ein Menschhält ein Tablet in der Hand und steht neben einem Bett, in dem ein älterer Mann liegt.
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Die Digitalisierung brächte auch in der Pflege viele Vorteile, doch sie stockt.

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IT-Anbindung in der Pflege meilenweit hinter Zeitplan

IT-Anbindung in der Pflege meilenweit hinter Zeitplan

Auch Pflege-Einrichtungen sollen möglichst umfassend digitalisiert werden. Allerdings hat sich ein Großteil der Heime und Pflegedienste noch nicht an ein neues Gesundheits-Datennetz angeschlossen - dabei wird das in wenigen Monaten für alle Pflicht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Eigentlich sollten die rund 36.000 Pflegeheime und ambulante Pflegedienste in Deutschland schon seit Juli des vergangenen Jahres an die neue Daten-Autobahn des Gesundheitswesens angeschlossen sein, die Telematik-Infrastruktur. Tatsächlich angebunden sind aber erst rund 2.000, stellt der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) nach einer Umfrage fest.

Die Bundesregierung hatte die Frist zur Anbindung zwar bereits um ein Jahr verschoben, auf 1. Juli dieses Jahres. Doch es sei "illusorisch" zu glauben, dass dieser Termin eingehalten werden kann, erklärt der Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad). Der Verband beklagt gleichzeitig, es gebe "eine große Unzuverlässigkeit" bei der Einführung digitaler Technik im Pflegebereich.

Telematik: Welche Vorteile die Digitalisierung in der Pflege bringt

Über die Telematik-Infrastruktur können Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen beispielsweise Daten mit einem besonders hohen Sicherheitsstandard untereinander austauschen. Auch die Nutzung der elektronischen Patientenakte soll in Zukunft möglich sein. Damit könnten Pflegeeinrichtungen etwa auf elektronische Medikationspläne oder digitale Arztbriefe zugreifen und die Informationen bei der Betreuung von Pflegebedürftigen berücksichtigen.

Nach Einschätzung der halbstaatlichen Gesellschaft Gematik, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranbringen soll, ist es deshalb wichtig, dass auch Pflegeheime und ambulante Dienste sich an die Telematik-Infrastruktur anschließen.

Auch eine Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGfW), in der unter anderem Pflege-Träger wie Caritas, Diakonie, Paritätischer oder AWO organisiert sind, sieht für Einrichtungen große Vorteile. Bessere Möglichkeiten, Abrechnungen elektronisch bei den Kassen einzureichen, wären beispielsweise eine beträchtliche Arbeitserleichterung, heißt es von der BAGfW. Allerdings hätten vor allem kleinere Pflegedienste oft nicht die personellen Ressourcen, um sich neben der Alltagsarbeit auch intensiv um das Thema Digitalisierung zu kümmern, erklärt der Dachverband.

Keine Sanktionen für Pflege-Einrichtungen, wenn sie die Frist überschreiten

Strafen drohen bislang nicht, wenn Pflege-Einrichtungen bis 1. Juli nicht an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sind. Bei Kassenarzt-Praxen ist das anders. Sie müssen seit 2020 damit rechnen, dass ihnen 2,5 Prozent von ihren Kassenhonoraren abgezogen werden, wenn sie keinen Anschluss haben. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns ist aber die ganz überwiegende Mehrheit der Praxen mittlerweile an das Datennetz angeschlossen.

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