Schutzhelme mit der Aufschrift "Siemens Energy" liegen in einer Halle auf einem Tisch.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sebastian Kahnert

Viel Arbeit für den Vorstand von Siemens Energy. Die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres enttäuschten die Anleger.

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Siemens Energy: Hoffnung nach hohen Verlusten

Nach einem Milliardenverlust, Debatten über Staatsgarantien und einem Einbruch des Aktienkurses haben die Verantwortlichen bei Siemens Energy bei der heutigen virtuellen Hauptversammlung Besserung versprochen. Viel Kritik kam von Aktionärsseite.

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Dass es nach dem Tätigkeitsbericht des Vorstandes Gesprächsbedarf geben würde, war schon im Vorfeld der im Internet übertragenen Hauptversammlung abzusehen. Tatsächlich lagen zu Beginn der Diskussion derart viele Wortmeldungen von Aktionären vor, dass klar war: Die Debatte würde ein Rede-Marathon.

Aktionärsvertreter sprechen von "katastrophalem Jahr"

Den Auftakt machten traditionell die Vertreterinnen und Vertreter von Fondsgesellschaften und Anlegerschutzvereinigungen. Sie sprachen unisono von einem katastrophalen Jahr und kritisierten, wie sehr offenbar auch das Management von den Milliarden-Problemen bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa überrascht wurde. Darüber hinaus sei die Kommunikation rund um benötigte Staatsgarantien unglücklich gewesen, was die Talfahrt des Aktienkurses beschleunigt habe. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von einem amateurhaften Agieren.

Vorstandschef appelliert an Aktionäre

Vorstandschef Christian Bruch hatte zuvor in seiner Rede einen Aufwärtstrend bei Siemens Energy versprochen. Das Unternehmen sei essentiell für die globale Energiewende, was auch durch massiv gestiegene Aufträge unterstrichen werde. Er appellierte an das Durchhaltevermögen der Aktionäre:

"Wir werden diese Probleme im Windgeschäft lösen. Wir werden Ihr Vertrauen, das Vertrauen unserer Eigentümer, zurückgewinnen. Unsere Kunden vertrauen darauf, dass wir Probleme lösen – auch wenn sie am Anfang nicht absehbar sind. Auch dafür steht Siemens Energy. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Die im Windgeschäft aufgetretenen Verluste und die zu Grunde liegenden Probleme sind inakzeptabel. Wir tolerieren sie nicht. Wir laufen aber auch nicht vor ihnen weg. Wir gehen sie konsequent an und lösen sie." Christian Bruch, Siemens Energy

Unter anderem soll es bei Windrädern weniger Modellvarianten geben, außerdem will man sich auf lukrative Märkte konzentrieren. Für das Gesamtjahr stellte der Konzern einen Milliardengewinn in Aussicht, der allerdings nur durch den Verkauf von Beteiligungen – etwa in Indien – zu Stande kommt.

Warnung vor Rechtsextremismus

Vorstandschef Bruch nahm auch zu gesellschaftlichen Themen Stellung. Das Erstarken rechtsextremer Kräfte widerspreche nicht nur den Grundprinzipien eines demokratischen Staates. Rassismus und Nationalismus bedrohten auch ganz konkret die Grundlagen des Wirtschaftsstandortes Deutschland:

"Wir sind davon abhängig, dass die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns arbeiten wollen. Egal welcher Nationalität, welchen Geschlechts, welcher Religion, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung. Populismus, Intoleranz und Ausgrenzung haben bei uns keinen Platz. Sie gefährden nicht nur unser Miteinander, sondern auch unseren Wohlstand." Christian Bruch

Bruch folgte mit diesem Statement Aufsichtsratschef Joe Kaeser. Dieser hatte in seiner Rede ein Plädoyer gegen Antisemitismus gehalten. Grundsätzlich sprach auch Kaeser von einem katastrophalen Jahr für Siemens Energy.

Aufsichtsrat warnt Vorstand

Für den Vorstand rund um Christian Bruch gab es von Aufsichtsratsseite eine kaum verklausulierte Warnung: Das Management habe zwar das volle Vertrauen des Gremiums, jetzt dürfe es aber auch keine negativen Überraschungen mehr geben.

Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt sprach von einem "Vorstand auf Bewährung". Und noch eines wurde deutlich. Aus Sicht vieler Anleger ist eine rein virtuelle Hauptversammlung eine sterile Angelegenheit, die der Aktionärsdemokratie schade. Immer wieder kam deshalb die vehement vorgetragene Aufforderung, die Veranstaltung wieder in Präsenz abzuhalten, um lebhaftere Debatten zu ermöglichen.

Auch Personalie Veronika Grimm Thema auf Hauptversammlung

Bei der Hauptversammlung stellte sich auch die Wirtschaftswissenschaftlerin Veronika Grimm vor, die in den Aufsichtsrat gewählt werden soll. Die Nominierung der Professorin, die auch im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung als sogenannte "Wirtschaftsweise" Mitglied ist, hatte im Sachverständigenrat und in der Öffentlichkeit zu Diskussionen darüber geführt, ob diese beiden Funktionen miteinander vereinbar sind. Dazu sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Joe Kaeser, dass sowohl der Nominierungsausschuss des Unternehmens als auch Frau Professor Grimm diese Fragestellung mit "maßgeblichen Stellen" besprochen und auch maßgeblich geprüft hätten.

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