Camping hat sich zu einer beliebten Urlaubsform entwickelt, was man derzeit auch auf den Straßen und Campingplätzen sehen kann. Das freute unter anderem die Hersteller von Freizeitmobilen, also von Wohnmobilen und Wohnwagen. Allerdings hat sich der Wind gedreht.
Im ersten Halbjahr wurden hierzulande mehr als 45.000 (45.344) Wohnmobile neu zugelassen. Das ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine Steigerung von 9,3 Prozent. Doch bei den Wohnwagen scheinen Kunden immer häufiger zu zögern. Der Absatz ging bereits im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent zurück und im ersten Halbjahr noch mal um zwei Prozent, auf knapp 12.500.
Ungewisse Wirtschaftslage hält Wohnwagen-Käufer zurück
Der Grund: Wohnwagen sind vor allem bei Familien sehr beliebt und viele halten sich aufgrund der ungewissen Wirtschaftslage bei größeren Investitionen zurück, während Wohnmobile vor allem von Älteren gekauft werden, die konjunkturunabhängiger sind und mehr Freizeit haben.
Doch den Herstellern stehen auch bei den Wohnmobilen nun schwierige Monate bevor. Denn das kräftige Plus im ersten Halbjahr hat auch mit dem schwachen Vorjahreszeitraum zu tun. Damals hatten Hersteller aufgrund fehlender Teile Lieferschwierigkeiten, nun können sie wieder liefern.
Urlaubssaison abwarten, günstig einkaufen
Offensichtlich halten sich Kunden wie Händler mit Bestellungen auch bei den Wohnmobilen zurück, wie Thomas Liebscher berichtet. Er ist Geschäftsführer des großen Caravaninghändlers "Der Freistaat" in Sulzemoos. Die Händler haben wieder gute bis volle Lagerbestände, die aufgrund der extrem gestiegenen Finanzierungszinsen jetzt dementsprechend drücken, wie er erklärt.
Deshalb können seinen Worten nach Kunden jetzt das eine oder andere Schnäppchen machen. Wobei es sich lohnen könnte, noch ein wenig zu warten. Denn wenn die Urlaubssaison endet, geht normalerweise auch die Nachfrage nach Freizeitmobilen zurück, während gleichzeitig das Angebot an Gebrauchten steigt.
Hersteller reagieren bereits
Die Unternehmen fahren derweil ihre Produktion wieder herunter. So hat der Geschäftsführer von Detleffs, Bernhard Kibler, für den Herbst Kurzarbeit für fünf Wochen angekündigt. Der Markt sei aktuell voll. Bei den Händlern ständen jede Mengen Fahrzeuge. Man wolle nicht auf Halde produzieren. Was für die rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Trost sein dürfte: Es soll auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden. Dabei geht es natürlich auch darum, gut ausgebildete Fachkräfte nicht zu verlieren.
Der Konkurrent Knaus Tabbert mit Sitz im niederbayerischen Jandelsbrunn verlängert die Werksferien in diesem Monat von drei auf fünf Wochen. Der bayerische Hersteller Fendt teilt auf BR24-Anfrage mit, dass der Sommerbetriebsurlaub verlängert wird, von vier auf fünf Wochen.
Begründet wird dies allerdings nicht mit einer schwächeren Nachfrage, sondern mit dem Umbau der Produktion aufgrund einer neuen Maschine. Die Branche hofft, über die sowieso schwachen Herbst- und Wintermonate zu kommen. Man geht davon aus, dass im nächsten Jahr dann die Nachfrage wieder anzieht.
Fahrzeuge stehen länger bei den Händlern
Wie das Angebot gestiegen ist, sieht man auch bei auf dem Onlinemarktplatz "Mobile.de". Wurden dort im vergangenen Jahr 69.000 Freizeitmobile angeboten, sind es nun zehn Prozent mehr, und zwar 76.000. Und die Fahrzeuge stehen länger, wie Mobile-Pressesprecher Nils Möller ausführt. Mittlerweile warten Neufahrzeuge mehr als doppelt so lange auf einen Abnehmer wie Gebrauchte, nämlich rund 140 Tage versus 56.
Insgesamt müssen den Daten von Mobile.de zufolge Kaufinteressierte derzeit im Schnitt 59.749 Euro für ein gebrauchtes beziehungsweise 72.287 Euro für ein neues Freizeitmobil ausgeben.
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