Präsident Donald Trump unterzeichnet am 20. Januar 2025 im Oval Office des Weißen Hauses in Washington, D.C. eine Durchführungsverordnung.
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Wirtschaftsweise Schnitzer: Trumps Zölle sind "Terrorakt"

Wirtschaftsweise Schnitzer: Trumps Zölle sind "Terrorakt"

"Im Grunde muss man die Politik von Donald Trump zurzeit wirklich als Terrorakt verstehen." Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer äußert sich im neuen "Possoch klärt" von BR24 zu Trumps Zollpolitik und den Folgen für die deutsche Wirtschaft.

Über dieses Thema berichtet: Possoch klärt am .

Sie wurden über Nacht eingeführt und dann aber auch nach zwei Tagen ausgesetzt: Die Zölle auf Einführen in die USA von Kanada und Mexiko. 25 Prozent Aufschlag. Bezahlen müssen das in erster Linie die Amerikaner. Lebensmittel wie Avocado oder Gurken aus Mexiko gleich mal ein Viertel teurer.

Die USA sind für die Automobilbranche eine der wichtigste Handelspartner Deutschlands, vor allem auch weil der Absatz in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Zudem schaffen deutsche Autobauer rund 140.000 Jobs in den USA: Das BMW-Werk in Spartanburg in South Carolina ist beispielsweise das größte BMW-Werk weltweit. VW wiederum will ein Batterie-Werk in Kanada bauen, für den E-Auto-Markt.

Autoindustrie in Sorge

Folgen hat Trumps Zollpolitik zunächst auf die deutsche Autoindustrie. Die hat nämlich Produktionsstätten in den betroffenen Ländern Kanada und Mexiko. Zwar würden den Aufschlag auf die Waren aus Kanada und Mexiko die US-Bürger zahlen, doch Lieferketten und Absatzzahlen sind gefährdet. Dementsprechend sieht Andreas Rade, Geschäftsführer beim Verband der Automobilindustrie (VDA) das Hin und Her mit großer Sorge: "Jeden Morgen guckt man, was passiert ist".

Trump gefährde das Positive an der Globalisierung, nämlich, dass Produkte dadurch besser und günstiger geworden seien, hebt Rade hervor: "Die Autoindustrie ist ja nun Paradebeispiel dafür, dass Globalisierung positiv ist, sie hat sich dahingehend sehr effizient organisiert, mit funktionierenden Lieferketten mit Technologieaustausch und Rohstoffaustausch und sie hat auch eine Menge Beschäftigung geschaffen, auch in den USA. Jetzt kommt Trump mit sachfremden Argumenten und haut eine Art Stock in diese Speiche hinein!"

Im Video: Wer die zahlt die Zeche? Possoch klärt!

"Trumps Politik ist ein Wirtschaftskrieg"

Die aktuellen Ereignisse verunsichern deutsche Unternehmer, sagt Monika Schnitzer: "Sollen sie sich jetzt auf die Zölle einstellen? Sollen sie Vorkehrungen treffen? Sollen sie Alternativen suchen? Wohin könnten sie sonst exportieren? Da ist ja auch für die Unternehmen in den Vereinigten Staaten selbst ein Problem. Momentan weiß es einfach keiner, worauf er sich einstellen soll. Und dementsprechend kann man auch keine vernünftige Unternehmenspolitik machen." Sie hält Trumps Politik für die Erklärung eines Wirtschaftskriegs, der aber im Moment vor allem den USA schade.

Kommt Bewegung in den Handelsmarkt?

Für Stefan Hecht, Unternehmensberater in der Automobilindustrie könnte die neue Zoll-Schlacht sogar bedeuten, dass deutsche Autobauer sich in den USA niederlassen: "Der nordamerikanische Markt ist ein interessanter und wichtiger Markt für die deutschen Autoproduzenten. Und über die angestoßene Strafzollpolitik wird nun dieser äußere Impuls gegeben, diese Diskussion zu führen."

Noch sind keine Zölle auf Waren aus der EU in den USA angekündigt, doch die EU bereitet sich hinter den Kulissen darauf vor, und sie will nicht klein beigeben. Unter anderem sagte der Luxemburger Regierungschef Luc Frieden: "Wenn jemand einen Handelskrieg will, dann kriegt er ihn". Gleichzeitig sei man verhandlungsbereit.

Das wahrscheinlichste Szenario wird sein, mit Gegenzöllen auf spezielle Waren aus den USA zu reagieren. 2021 hatte Trump schon einmal Strafzölle auf Stahl aus der EU erlassen. Im Gegenzug hatte Brüssel dann reagiert. Die Einfuhr von Harley-Davidson Motorrädern war um mehr als die Hälfte teurer. Das klingt erstmal merkwürdig, aber die Motorradmarke hatte Werke in US-Bundesstaaten, die unter republikanischer Führung standen, und die – so die Idee dahinter, dann Druck auf Trump ausüben würden.

Strafzölle als Chance

Klaus-Jürgen Gern, Konjunkturexperte im Institut für Weltwirtschaft Kiel, war von der Ankündigung der Zölle überrascht. Er habe damit gerechnet, dass Trump erst verhandelt, dann Fakten schafft. Nun sei es eher umgekehrt. Aber man müsse nun leider sehen, dass die Zeiten, "wo wir nur noch über Zoll- Senkung und weltweite Handelsabkommen geredet haben, endgültig vorbei sind."

Gern im Interview mit BR24: "Die Zölle sind als Mittel der Wirtschaftspolitik wieder da, und man muss sich einerseits damit auseinandersetzen, wie man zum einen dann damit umgeht, darauf reagiert und zum anderen, wie man vielleicht doch mittelfristig wieder in einen multilateralen Ansatz kommt, der – und das hat die Erfahrung der vergangenen 30 Jahre gezeigt – in der Lage ist, weltweit den Wohlstand zu heben und Armutsprobleme zu lösen."

Nicht erpressbar werden!

Auch die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer sieht in der aktuellen Problematik eine Chance. Dass Deutschland beispielsweise mehr in KI investiert, statt in Autos. Zudem stellt sie klar, man sei nur erpressbar, wenn man Strafzölle um jeden Preis verhindern wolle. Das sei die falsche Strategie: "Denn Trump wird sicher nicht einfach damit zufriedengeben. Das ist wie der Bully auf dem Pausenhof, der zuerst die Süßigkeiten will und danach das Handy und irgendwann das Fahrrad, der einfach nicht genug kriegt."

Und Stefan Hecht hofft, dass die EU damit enger zusammenrückt: "Also im besten Fall hilft diese aggressive Politik von Donald Trump, die Europäer wieder an einen Tisch zu führen. Und das wäre wünschenswert."

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